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Nur ein Jahr nach der Entscheidung des Berliner Senats für eine Kunsthalle auf dem Schlossplatz wird nun am 29. Oktober 2008 die Temporäre Kunsthalle Berlin nach dem Entwurf von Adolf Krischanitz und die erste Ausstellung Candice Breitz / Inner + Outer Space durch den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit feierlich eröffnet. Die Temporäre Kunsthalle Berlin ist eine mit privaten Mitteln finanzierte Kunstinstitution. Für zwei Jahre zeigt sie am historisch repräsentativen Schlossplatz herausragende Positionen internationaler zeitgenössischer Kunst, die in Berlin entsteht und macht sie einem großen Publikum zugänglich.

Zu Beginn des Ausstellungsprogramms steht eine Künstlerin, die sich mit Populärkultur auseinandersetzt: mit Ikonen des Showgeschäfts, mit der Wirkungsmacht und den Mechanismen von Massenmedien und der Kulturindustrie.

Die Einzelausstellung von Candice Breitz findet in zwei Teilen statt. Im ersten Teil zeigt sie Arbeiten, die in ihrem Berliner Studio produziert wurden und zum ersten Mal in Berlin zu sehen sind. Die Videoinstallationen Working Class Hero (A Portrait of John Lennon), King (A Portrait of Michael Jackson) und Queen (A Portrait of Madonna) sind 2005 und 2006 entstanden. Für diese Werke hat die Künstlerin Fans der jeweiligen Stars eingeladen, ein und dasselbe Album von Madonna, Michael Jackson bzw. John Lennon nachzusingen. Entsprechend des interpretierten Albums sind die gefilmten Darsteller in den finalen Installationen jeweils synchron zueinander zu sehen. Ihre Performances setzen sich zu einem Kaleidoskop aus Stimme, Mimik und Körpersprache zusammen, das aus Identifikation mit dem Star und seiner medial vermittelten Identität resultiert. Als Puzzlebild einer kollektiven Wahrnehmung stellen die Fans Fragen nach den Konstruktionen von Mythos und Idol, Projektion und Konsumation, indem transformatorische Prozesse von globaler Populärkultur im Alltag inszeniert werden. Candice Breitz reflektiert den Starkult aus einer ungewöhnlichen Perspektive: Sie zeigt den Fan, wie er den Star wahrnimmt und verehrt, sich mitunter eng an die medial vorgegebenen Mimiken und Gesten hält, aber darüberhinaus seine eigene Interpretation aufführt. Während die Fans auf unterschiedliche Art und Weise ihre Beziehung zum Idol ausdrücken, setzen sich die Arbeiten mit der Frage auseinander ob es eine Möglichkeit für individuelle Kreativität im Gefüge der Massenmedien gibt.

Einen anderen Aspekt ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Starkult stellt Candice Breitz im zweiten Teil der Ausstellung u.a. mit ihrer aktuellsten Arbeit Him (1968-2008) vor. Him wird in der Temporären Kunsthalle Berlin weltweit erstmals präsentiert und zeigt den Schauspieler Jack Nicholson in 23 augewählten Rollen seiner 40jährigen Filmkarriere. Angeordnet auf sieben Monitoren lässt die Künstlerin den Schauspieler in verschiedenen Rollen gleichzeitig auftreten und in vielschichtige Begegnungen und Konflikte mit sich selbst geraten. Damit demonstriert sie auch die psychologischen und technischen Möglichkeiten des bildnerischen Genres Porträt.

Candice Breitz (*1972 in Johannesburg, Südafrika) lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Video-Installationen sind in den bekanntesten internationalen Museen und Galerien zu sehen. In den letzten Jahren hatte Sie Einzelausstellungen u.a. im Palais de Tokyo, Paris; Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk; Modern Art Oxford und Bawag Foundation, Wien. Breitz Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, wie der Hamburger Kunsthalle, Solomon R. Guggenheim Museum, Le Fonds national d'art contemporain (Fnac), Sammlung Goetz oder Thyssen-Bornemisza Art Contemporary. Seit 2007 hat sie eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig inne.

Kurator der Ausstellung ist Gerald Matt, seit 1996 Direktor der Kunsthalle Wien und seit November 2007 Mitglied des Künstlerischen Beirats der Temporären Kunsthalle Berlin. Gerald Matt unterrichtet seit 2007 als Gastprofessor an der Universität für Angewandte Kunst Wien und ist Kurator zahlreicher Ausstellungen in der Kunsthalle Wien (z.B. Superstars, Hl. Sebastian, Raymond Pettibon, Matthew Barney, Chen Zhen, Traum & Trauma).

Begleitend zur Ausstellung findet eine Reihe von Veranstaltungen statt, auf die wir Sie hier bereits gerne hinweisen.

Talks / Panels / Events

Freitag 07.11.2008, 20:00, „Eine Wolke kann man nicht bauen” Gerwald Rockenschaub (Künstler), Adolf Krischanitz (Architekt), Philipp Oswalt (Architekt) Moderation: Bernhard Schulz (Journalist)

Freitag 14.11.2008, 20:00, „Fankultur. Aktive und Passive Rezipienten“ Candice Breitz (Künstlerin), Joko Winterscheidt (MTV-Moderator), Florian Hayler (Gründer des Ramones Museum), Peter Hein (Musiker / Fehlfarben) Moderation: Raimar Stange (Kritiker / ACO)

Freitag, 21.11.2008, 20:00, „What's in a song?“ (auf Englisch) Dave Allen (Künstler / Dominique), Ingar Dragset (Künstler / Asia Today), Annika Ström (Künstlerin) Moderation: Olaf Karnik (Musikjournalist)

Freitag, 05.12.2008, 20:00, „Representing Female and Male Prototypes in Film“ Candice Breitz (Künstlerin), Isabell Heimerdinger (Künstlerin), Alice Koegel (Kuratorin) Moderation: Prof. Dr. Gertrud Koch (Filmwissenschaftlerin, FU Berlin)

Freitag, 19.12.2008, 20:00, „Art is a man's name“ Videoscreening kuratiert von Kathrin Becker, mit Nevin Aladag, Marc Aschenbrenner, Pash Buzari, Shahram Entekhabi, Annika Eriksson, Patrycja German, Mathilde ter Heijne, Takehito Koganezawa, Bjørn Melhus, Hajnal Nemeth, Larissa Sansour, Erik Schmidt. In Kooperation mit dem Video-Forum, Neuer Berliner Kunstverein.

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Candice Breitz
Inner + Outer Space
Kurator: Gerald Matt

Part I 30.10. - 27.11.2008
Part II 28.11. - 28.12.2008