press release only in german

Der Amerikaner Carl Andre (geboren 1935 in Quincy / Massachusetts; lebt und arbeitet in New York) gehört zu den inzwischen legendären Begründern der Minimal Art.

Mit seinem einzigartigen, seit der Mitte der 1960er Jahre sich entfaltenden, Werk, das auf nur wenigen geometrischen Grundformen basiert, aber eine schier unüberschaubare Fülle an Materialien und räumlichen Lösungen umfasst, hat er entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Kunst im 20. Jahrhundert ausgeübt und den Begriff von Skulptur revolutioniert.

Das Museum Kurhaus Kleve würdigt Carl Andre mit der ersten Einzelausstellung in einem deutschen Museum seit 15 Jahren und setzt damit seine Reihe von Präsentationen herausragender amerikanischer Künstler fort.

De Ausstellung „Carl Andre“ (Museum Kurhaus Kleve, 17.04.-28.08.11) erhält den Preis als „Besondere Ausstellung des Jahres 2011“, der alljährlich von der internationalen Kunstkritiker-Vereinigung AICA, Sektion Deutschland, vergeben wird. Preisverleihung am 31.03.12. im Museum für Gegenwartskunst in Siegen, dem „Museum des Jahres 2011“.

Begründung des AICA: Die besondere Ausstellung gilt dem Begründer der Minimal Art in den USA und dies in einem Museum der bundesdeutschen Peripherie, das sich durch eine kunsthistorisch bedeutsame Ausstellungspolitik verdient gemacht hat. Dass Carl Andre auch Lyriker war, dessen Textarbeiten durch ihr typografisches Arrangement stets auch das skulpturale Oeuvre des US Künstlers spiegelte, dürfte hierzulande weniger bekannt sein. Dem Museum Kurhaus Kleve – es verpflichtet sich seit seiner Eröffnung vor vierzehn Jahren konsequent der minimalistischen Kunst - ist es auf bemerkenswerte Weise gelungen, die Synergiewirkung beider Schaffensbereiche des US-Künstlers zu veranschaulichen. Und nicht nur dies: Die ohne Verbindungsmittel immer wieder neu konstituierten Kompositionen finden in den liebevoll renovierten Räumlichkeiten des klassizistischen Gebäudes einen höchst angemessenen Ort, vielmehr schaffen sie dort in ihrer Klarheit sehr eindrückliche Orte mit immer anderen Akzenten. Andres` Skulpturen sind nämlich – und das machte Kleve sehr deutlich - körperlich erfahrbare Orte.

In der zur Straße ausgerichteten Wandelhalle des Museums etwa forderte die aus 100 Holzblöcken in einer präzisen Reihe vor den Fenstern installierten Thrones (Chicago, 1978) die Bewegung des Betrachters im Raum oder überwaÅNltigte ihn in der Pinakothek die aus 108 Holzblöcken bestehende Sheath (1980) beziehungsweise die im selben Raum installierten 44 Roaring Forties (2000) aus 44 quadratischen Metallplatten. Die subtilen Material-Experimente machte der Rundgang auf zwei Etagen des Hauses eindringlich erfahrbar – nicht zuletzt im zentralen Raum 6 jene so verschieden entschlüsselbaren Textkonstruktionen von Carl Andre. Mit Schreibmaschine getippt oder in Blockbuchstaben geschrieben spielen die Lyrikfragmente in ihrer Typografie tendenziell eher auf die geometrische Gestalt der Skulpturen Andres an denn auf Inhalte, wie dies bei der konkreten Poesie der Fall wäre. Die Gedichte entstanden in den frühen Jahren des 1935 in Quincy / Massachusetts geborenen Künstlers, der sich zunächst mehr als Dichter sah. Eine weitere Besonderheit der Andre- Retrospektive in Kleve war die Außenarbeit des in New York lebenden Künstlers: Im Barock-Park gegenüber des Klever Museums war die 38 Meter lange Bodenarbeit Wirbelsäule (1984) aus strahlend weißem Dolomit installiert, die in dem Forstgarten der Kurvatur eines Spazierweges folgte.

Die Ausstellung in Museum Kurhaus Kleve ist seit Andres` Retrospektive in Wolfsburg sowie den Krefelder Häusern Esters und Lange vor fünfzehn Jahren die erste umfassende Einzelausstellung. Initiiert wurde das Projekt vor etwa drei Jahren von Guido de Werd, dem langjährigen Leiter des Museum Kurhaus Kleve. Die Ausstellung wurde kuratiert von Roland Mönig als kommissarischem Museumsleiter. Ihre zweite Station hatte sie im Museion in Bozen, wo die Direktorin Letizia Ragaglia für sie verantwortlich zeichnete. Fast zeitgleich zur Eröffnung in Kleve erhielt Carl Andre Anfang Mai in Zürich den Roswitha Haftmann-Preis, den höchstdotierten Kunstpreis in Europa.