Carlos Amorales: The Skeleton Image Constellation

Vor genau zwei Jahren präsentierte der Mexikanische Künstler Carlos Amorales mit der Ausstellung «Dark Mirror» sein «Liquid Archive» in der Daros Exhibition in Zürich. Mit einem Laser wurden Formen und Figuren des digitalen «Liquid Archive» aus schwarzem Papier zu fragilen Papierarbeiten geschnitten und in eigens dafür hergestellten Vitrinen präsentiert. Ähnlich fragile Papiere lagern in zahlreichen Dada Archiven und Sammlungen in Europa. Anders als die Papierarbeiten von Amorales waren diese ursprünglich billige Massenprodukte: Magazine, Poster und Flyer. Für die Ausstellung «The Skeleton Image Constellation» besuchte Carlos Amorales mit Adrian Notz diese Dada Archive, um die Arbeiten von Hans Arp zu analysieren. Kern von Arps Arbeiten ist ein Vokabular von Formen, welche er «Découpages» nannte. Mit ihnen formte Arp seine Werk und lud manchmal auch Personen ein, um mit ihnen zu spielen und ebenfalls Werke zu erschaffen. Kern von Amorales’ Arbeit ist das «Liquid Archive». Auch er lädt Personen ein, um mit dem «Liquid Archiv» zu spielen und neue Werke zu erschaffen. Die «Découpages» wie auch das «Liquid Archive» sind Bilder, die vor den eigentlichen Bildern da sind. Carlos Amorales bezeichnet diese Bilder als «Skeleton Images», die er als einen Schritt innerhalb verschiedener Stufen eines Werkes sieht. So gibt es eine «Source», eine Quelle der Bilder (bei Arp die Natur im Maggiatal von 1915), ein «Skeleton Image», das Bild, welches ein Bild konstituiert, das «Image», das eigentliche Werk und ein «Ghost Image», eine absichtliche oder zufällige Reproduktion des Werkes. Mit den «Skeleton Images» kann jedermann ein Werk des Künstlers schaffen, sofern dieser es autorisiert. Im Cabaret Voltaire wird das «Liquid Archive» zum ersten Mal als «Skeleton Image» gezeigt und mit 1040 verschiedenen Postkarten auch tatsächlich für jedermann geöffnet. Es manifestiert sich nicht als kostbares Artefakt, sondern als billiges Massenprodukt, wie die Magazine und Flyer der Dadaisten.

Kuratiert von Adrian Notz