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Carsten Focks Thema ist seine soziale Umwelt, ihre Mechanismen von Konsum, Image, Selbstdarstellung, Freund- und Feindschaften, Vorbildern etc. Mit verblüffender Offenheit geht er in seinen malerischen Arbeiten daran, die Quellen seiner Kunst zu zeigen und aus ihnen etwas zu machen, das ihm entspricht. Focks Lieblingstechnik ist seit Jahren die der Filzstiftmalerei auf Papier. Sie ermöglicht ihm in ihrer Vorläufigkeit und Flüchtigkeit, Klippen aus Pathos und Sozialkitsch souverän zu umschiffen. Diese Technik lässt Anteilnahme und Distanz zur gleichen Zeit zu, etwa in großformatigen Arbeiten, die unverrätselt vom Abstrakten Expressionismus reden können, ohne beim Künstler oder Betrachter das Bedürfnis nach einer Imprägnierschicht aus Ironie oder Zynismus zu wecken.

Wie diese Arbeiten basieren fast sämtliche Papierarbeiten auf Textfragmenten, die, in Zusammenhang gebracht mit abstraktem Formvokabular, von diesem je verstärkt oder verdeckt werden. Die Versatzstücke sind meist kurz und assoziationsreich wie hook-lines, "privat for superriches", "Wohlstand", "Fortschritt", "Hauptstadt", "It hurts me so ... 6:10". Ihre Wirkung wird verändert durch die Präsentation außerhalb von sprachlichem Kontext, der Assoziationen kanalisieren könnte. Zurück bleiben Grapheme mit Bedeutungsresten, deren Gestalt maßgeblich mitbestimmt ist durch die malerische Verarbeitung der Blätter, durch regenbogenfarbige Umrahmungen, tintenblaue Arabesken oder tiefschwarze Übermalungen. Das alles ist viel weniger Pop als es den Anschein haben mag. "You can win if you want" (Bohlen) ist genauso eindringlich formuliert und aufwändig ästhetisiert wie "Der Kreis ist die Bewegungsrichtung des Kapitalismus" (Houellebecq), beidem schenkt Fock denselben Glauben. Vor der Beschränktheit unreflektierter Affirmation bewahrt Fock seine eigene Herkunft von jenseits von Eden, seine Jugend im untergehenden Sozialismus der DDR, die mit Flucht endete, unmittelbar bevor die Mauer fiel.

Die malerischen Arbeiten werden beglitet von Fotoprojekten, Aktionen und Mode, ohne dass zwischen den Gattungen strikt zu trennen wäre. In zwei Serien dokumentierte Carsten Fock 1999 zwei Kleingartenanlagen in Frankfurt am Main und Helsinki, an denen ihn nach eigener Aussage "das idyllische Schön und die Vorstellung der Gärtner von 'Heimat und Natur'" interessierte. Diese sozial wie räumlich peripheren Refugien der Großstädter lassen sich als Gesellschaftsmodelle lesen, geordnet durch restriktive Vereinssatzungen und zum Teil absurde Abschottung gegeneinander, aber auch angetrieben durch das gemeinsame Ziel, in dem selbst geschaffenen Idyll die Möglichkeit zu erhalten, Arbeit und Produkt selbst bestimmt erleben zu können.

Der Sinn für die politische Dimension des Privaten ist allen Arbeiten Carsten Focks anzumerken. Seine Kleidungsstücke sind entworfen als Projektions- und Präsentationsflächen der Welt als T-Shirt. "Lives and works in Frankfurt a. Main" funktioniert genauso als Label wie die aufgedruckten Wörter "Krieg" und "Frieden" auf allgegenwärtiger Militärkleidung. In der Serie "Strickpullover" werden von 20 Personen in die von Ihnen gestrickten Pullover die eigenen Namen an prominenter Stelle eingearbeitet. Jeder ist sein eigenes Markenzeichen.

Vor kurzem hat Carsten Fock nach langer Abstinenz wieder mit Acrylmalerei begonnen. Inwieweit ihm eine Übernahme und Steigerung des Erreichten möglich ist, darauf darf man gespannt sein. Aber Grund zur Sorge besteht wohl kaum.

Carsten Focks Arbeiten sind in jüngster Zeit einem größeren Publikum zugänglich gemacht worden durch Galerie- und Messeausstellungen, Beteiligungen an Gruppenschauen wie dynamo.eintracht 2000 in Dresden und Frankfurt a. Main, Love Nr. 4 2002 in Kassel, deutschemalerei2003 in Frankfurt am Main und die Dubai-Biennale 2003. 2002 erhielt Fock den GASAG-Kunstpreis. Die Simultanhalle Köln zeigt in Carsten Focks bislang größter Einzelausstellung neue Arbeiten.

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Carsten Fock