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Wir freuen uns sehr, "KALTE STERNE", Carsten Focks zweite Einzelausstellung bei SEPTEMBER, präsentieren zu können. In seiner Malereiinstallation verbindet der in der ehemaligen DDR aufgewachsene und 1988 in die Bundesrepublik geflüchtete Künstler die Reflektion der eigenen persönlichen und künstlerischen Entwicklung mit der kritischen Hinterfragung der Ost-West-Malerei im geteilten Deutschland der sechziger und siebziger Jahre. Hierbei bezieht sich Fock ebenso auf Größen wie Gerhard Richter, Georg Baselitz und Sigmar Polke, die alle schon in jungen Jahren die DDR verließen, um im Westen bei der Vatergeneration der informellen Malerei zu studieren, wie auch auf prägende "avantgardistische" Strömungen in der DDR: parteitreue Positionen wie Werner Tübke oder Willi Sitte sowie Dissidenten wie Wolfgang Mattheuer, Michael Morgner oder Adalbert Scheffler.

Den Rahmen der Installation bildet das kleine, privat wirkende Studio der Galerie, das bis an die Decke mit auf Recyclingpapier kopierten Erinnerungsfotos tapeziert ist – persönliche Motive, Erinnerungen an Reisen, dem Unterwegssein, die einen wesentlichen Teil von Focks künstlerischer Arbeit bilden. Immer wieder finden sich in dieser Bilderflut Verweise zu Focks Jugend in der ehemaligen DDR, Reminiszenzen an die Friedensbewegung, Schwerter zu Pflugscharen, das Leben auf dem Land, Popmusik auf RIAS 2 – Lord Knut und die Sehnsucht nach Freiheit hinter der bestehenden Grenze. Revolte, Frustration, Melancholie. Zugleich verweist der Titel des Einstürzende-Neubauten-Songs mit seinem Refrain "Wir sind kalte Sterne, nach uns kommt nichts mehr…" auf die Endzeitstimmung der beginnenden achtziger Jahre – auf das Gefühl eines bevorstehenden Krieges oder einer nuklearen Katastrophe, auf inneren Kriegszustand und die Vision kreativer Zerstörung.

Als Schüler von Georg Herold und Per Kirkeby strebt Fock die Entwicklung einer prozessualen, analytischen Malerei an, die Formen der Kunst evoziert und kommentiert, die mit Transzendenz, Ekstase und innerem Erleben in Zusammenhang gebracht werden. Seine Arbeiten entstehen aus dem Nachvollziehen von und dem Nachdenken über Malerei, ebenso wie aus der eigenen künstlerischen Entwicklung. Die sich wiederholenden Wirbel von Farbspuren, Flecken und Schlieren, die sich auf seinen Bildern verdichten oder zerstreuen, assoziieren sich mit Bewegungen des Denkens und Fühlens. Zugleich geht es in seinen Installationen auch um die Hinterfragung und Erweiterung klassischer Repräsentationsformen "moderner" Malerei: um die Einbeziehung des Raumes und des Betrachters, um die Dekonstruktion des White Cube, um das Experimentieren mit Proportionen, Perspektiven und Maßstäben.

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Carsten Fock: KALTE STERNE