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Die strengen Codes der Mode- und Konsumwelt sowie deren Vermittlung durch Bilder sind zentrale Themen der beiden Ausstellungen von Tobias Kaspar (1984 in Basel, lebt in Rom) und Carter Mull (1977 in Atlanta, lebt in Los Angeles). In der Kunst Halle Sankt Gallen beleuchten die Künstler Identitätskonstruktionen aus unterschiedlichen Positionen. Die Bilder, Filme und Installationen der beiden treten sowohl inhaltlich als auch räumlich in einen Dialog. Mittels Bedeutungsträgern aus Mode und Popkultur, die neu geordnet und gezeigt werden, legen sie gesellschaftliche Mechanismen offen und kreieren eigene Bildwelten. Durch die Gegenüberstellung ihrer unterschiedlichen Strategien wird ersichtlich, dass die Trennlinien zwischen Kunst und Konsum, Individualität und Gemeinschaft in einer bild- und warenüberfluteten Realität durchlässig sind.

Tobias Kaspar veranschaulicht die Wechselwirkung zwischen Ver- und Entschlüsselung durch den Film Black Noire, das Herzstück seiner Schau «The Air on the Way to the Oyster». Der neue, von der Kunst Halle produzierte Film ist der zweite Teil einer Trilogie und zeigt Eindrücke aus einem römischen Luxus-Kleidergeschäft. Hier fangen voyeuristische Einstellungen und langsame Sequenzen die Markenartikel an einer Schnittstelle ein: Kleider und Accessoires sind noch frei von persönlicher Aufladung durch TrägerInnen, obschon das Label den Stellenwert mitbestimmt. Zusätzlich generiert die kühle Ästhetik der Nahaufnahmen eigene Bilder und schafft Poesie im sinnentleerten Konsum. Kaspar macht evident, dass Präsentation und Repräsentation von Kleidern und Architektur nahe beieinander liegen. Der Künstler interveniert auch installativ in der Kunst Halle: Ein Teppich wird zum stilisierten Laufsteg, der die Räumlichkeiten verbindet und als abstrahierter Sockel für die Präsentation von Fotoarbeiten dient.

Im Gegensatz zur nüchternen Ästhetik von Kaspar, konfrontiert Carter Mull in «The Princess is Caged in the ©» die BesucherInnen mit einer dichten Installation aus Malereien, von der Decke hängenden Lichtskulpturen, einem Video und tausenden losen Blättern, die den Boden überfluten. Grelle Farben, Logos, Typographie und Screenshots aus Online-Shops für Hipster kennzeichnen das detailreiche Bildmaterial. Mittels diesem hinterfragt Mull den Status und die Produktion von Waren, mithin der Kunst. Dabei verschmelzen verschiedene soziale Systeme sowie Ausdrucks- und Verbreitungsformen – analog der vernetzten postmodernen Welt. Mulls Hauptinteresse liegt im Verhältnis von Individuen zur Gemeinschaft. Im Besonderen fokussiert er sich auf die Art und Weise, wie durch Marken und andere kulturelle Symbole Identitäten konstruiert werden. Der amerikanische Künstler schafft Bilderrätsel, die neue Relationen zwischen Hoch-und Popkultur ermöglichen und einen Einblick in seine Wahrnehmung der verworrenen Welt geben.

Kasper und Mull entwickeln eine vielschichtige Auseinandersetzung mit Subkulturen und Bildrealitäten mittels quasi diametral entgegengesetzten künstlerischen Sprachen und Strategien, die in der Kunst Halle in einen vielversprechenden Dialog treten.

P.S. Vom 17. bis 22. Juni ist die Kunst Halle Sankt Gallen Sondergast an der LISTE Art Fair in Basel, wo sie einen Ableger der beiden Ausstellungen zeigt.

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Carter Mull - Tobias Kaspar

künstler:
Tobias Kaspar, Carter Mull