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Was ist überhaupt eine Ausstellung? Diese Frage könnte den roten Faden darstellen, der die Präsentationen von Catrin Bolt verbindet. Bolts Interesse gilt den Erwartungen und Gewohnheiten, die von bestimmten Räumen ausgehen, deren Bestimmung uns gegeben scheint. Das hat Auswirkungen auf den Begriff vom Kunstwerk, der bei Bolt in der Schwebe bleibt zwischen pragmatischer Anerkennung von Konventionen und ihrer lustvollen Aufhebung. Im Kunstraum Lakeside zeigt Catrin Bolt eine Serie von Fotografien, die unterschiedliche Objekte durch entsprechende Aufnahmetechniken als moderne Museumsarchitekturen interpretieren. Mit der MoMA-Serie stellt Bolt einen künstlerisch-architektonisch konditionierten Blick auf die Dinge aus, sodass die Bilder nicht eigentlich die Gegenstände darstellen, sondern ihre Wahrnehmung durch eine soziale Gruppe. Daneben reflektiert die Künstlerin mit einer Filmszene auf das Verhältnis von Kunst und Politik in den (Film-)Avantgarden des 20. Jahrhunderts und deren Programmatiken zur Wahrheit der Darstellung von Wirklichkeit. Die Szene zeigt Catrin Bolt auf der Potemkin-Stiege in Odessa, die durch Sergei Eisensteins Revolutionsfilm „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) weltbekannt wurde. Während bei Eisenstein die revolutionären Massen vor der Gewalt der zaristischen Truppen fliehen, geht Bolt frühmorgens alleine und offensichtlich betrunken die Potemkin-Stiege hinunter. Die Kamera in Händen, ist sie zugleich Akteurin und Produzentin, ein Verweis auf Dziga Vertov und seinen Film „Mann mit der Kamera“ (1929), der im Unterschied zu Eisensteins Heroisierung der Massen die dynamisch-wahrhaftige Kamera zum eigentlichen Helden der künstlerisch-politischen Agitation erklärt. Doch Vertov hatte in „Kino Auge“ (1924) auch eine Verbindung von Alkohol, Frauen und (romantisierenden) Spielfilmen hergestellt...

Mit Dank an Johannes Steidl

Catrin Bolt, geboren 1979 in Friesach, lebt in Wien. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und arbeitete zwischen 2000 und 2003 mit Marlene Haring als Halt+Boring. Catrin Bolt arbeitet derzeit an der Umsetzung ihres Entwurfs für ein Mahnmal für die Zwangsarbeiterlager St. Pölten-Viehofen in Niederösterreich. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen hatte Catrin Bolt zuletzt Einzelpräsentationen im Salzburger Kunstverein (2008), der Galerie Winter in Wien (2007), dem Österreichischen Kulturforum in Warschau (2006) und dem National Art Center in Tbilisi (2006).

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Catrin Bolt
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Kuratoren: Christian Kravagna, Hedwig Saxenhuber