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Die Osterweiterung der Europäischen Union seit Jahren steht sie auf der Agenda politischer Gremien, seit Jahren wird sie in Talkshows diskutiert. In der bildenden Kunst hat die Diskussion um die Chancen und Risiken der EU-Osterweiterung bislang kaum zu nachhaltigen Ergebnissen geführt.

Die Kunstwelt Europas orientiert sich noch immer vorwiegend an den Trends aus den USA, die seit einigen Jahren von der Young British Art und neuerdings auch von der Aufbruchstimmung in Berlin flankiert werden. Die Erwähnung Mitteleuropas ruft im Hinblick auf die bildende Kunst zumeist fragende Blicke und ahnungsloses Achselzucken hervor. Wohl gibt es die Erinnerung an die russischen und ungarischen Konstruktivisten, die für den Anfang des 20. Jahrhunderts bedeutend waren, aber gegenwärtig? Welche Kunst ließe sich als "typisch" mittel-europäisch charakterisieren, welche Künstler fielen dem gebildeten Laien, selbst auch dem Fachmann ein, käme die Rede auf Ungarn, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, die Slowakei, Serbien oder Slowenien, von Österreich ganz zu schweigen?

Obwohl diese Länder deutlich näher an Deutschland liegen als das glamouröse New York, ist unsere Kenntnis ihrer jungen Szene deutlich geringer, und vielleicht ist es gerade diese Unkenntnis, die auch ein gewisses Desinteresse daran nach sich ziehen mag. Dabei hat die vielbeschworene "Globalisierung" auch vor Mitteleuropa keineswegs halt gemacht, längst gelten hier wie dort vergleichbare Standards. Die junge Kunst dieser Länder rüttelt mindestens ebenso heftig an den gesellschaftlichen Normen, an vermeintlichen Tabus und ästhetischen Kanonisierungen wie die sattsam bekannte Kunst des Westens; vielleicht reagiert sie sogar geschärft durch die historischen Entwicklungen des20. Jahrhunderts in Nuancen aggressiver auf politische und kulturelle Entwicklungen, nur wissen wir darüber zu wenig und manches mag für uns auch schwer zu entschlüsseln sein. Aber gerade das Wissen um und das Verständnis für Kunst und Kultur der "anderen" ist der Schlüssel für alle friedlichen Entwicklungen und deshalb von immenser Bedeutung.

Aus dieser Erkenntnis heraus, dass "Kunst stets ein den politischen Entwicklungen vorausgreifendes, vorausahnendes Element der Verständigung und des Dialogs zwischen den verschiedenen Völkern" ist, haben Siemens und die Bank Austria die Initiative KunstRaumMitteleuropa gestartet. Als Kuratoren haben Lorand Hegyi und Carl Aigner Schlüsselwerke der jungen Kunst Mitteleuropas zusammengetragen und im Sommer 2001 im neuen MuseumsQuartier Wien als Ausstellung gezeigt.

Unsere Ausstellung im Museum Morsbroich basiert auf dieser Zusammenstellung, ergänzt sie jedoch um weitere Künstler aus Kroatien, Slowenien, Ungarn und der Slowakei, die das Tableau mit ihren Arbeiten noch weiter öffnen. Unübersehbar sind dabei die Parallelen zur Kunst des Westens, aber ebenso die Eigenständigkeit und vielleicht sogar eine ungewohnte, neue politische Bewusstheit in dieser Kunst, die sieso besonders interessant erscheinen lässt.