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Residence Als Bildhauer und Installationskünstler gehörte Chen Zhen (1955–2000) zur chinesischen Avantgarde, die in der Mitte der 80er Jahre China verlassen hat.

Von Paris aus, das seine zweite Heimat wurde, hat sich Chen Zhen in den 90er Jahren als ein weltweit anerkannter Meister der Installation etabliert, der, wie nur wenige Künstler der internationalen Kunstlandschaft, neue Horizonte eröffnet hat.

Seine eigene Geschichte und seine künstlerische Tätigkeit haben ihn zu einer permanenten Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen geführt, woraus sich eine Kunst entwickelte, die Prozesse der Begegnung thematisiert. In großen Installationen verbindet er unterschiedliche Objekte und Symboliken, die aus verschiedenen Kulturen und Epochen entliehen sind. Chen Zhen vermischt zum Beispiel Objekte der traditionellen chinesischen Kultur mit Alltagsgegenständen, die aus dem Kontext stammen, in dem er agiert. Zeitgenössisches wird mit Traditionellem konfrontiert, das Alte mit dem Neuen, das Triviale mit dem Wertvollen. So bieten Chen Zhens Environments dem Betrachter eine kosmopolitische Erfahrung durch Raum und Zeit.

Resonance Die in Münster gezeigte Ausstellung ist eine erste Hommage diesseits des Rheins an diesen Pionier des offenen Werks, des „Hybriden” und der kulturellen Vielfalt in der Kunst. Sie bezieht sich überwiegend auf das letzte Ausstellungsprojekt, das Chen Zhen kurz vor seinem Tod für das „Centre de Création Contemporaine in Tours” konzipiert hat. Auf einer von Chen Zhen hinterlassenen Notiz, die mit „Résidence, Résonance, Résistance” betitelt ist, hat er den fünf aufgelisteten Kontinenten fünf große Installationen zugeordnet, die zwischen 1997 und 2000 im jeweiligen Kontinent entstandenen sind. Dieses Projekt führt deutlich vor Augen, in welch hohem Maße Chen Zhen die Komplexität sozialer, interkultureller und gesellschaftspolitischer Themen in sein Werk einbezieht und künstlerisch umsetzt. Damit hat er in Form einer Ausstellung eine neue Geographie der Welt gezeichnet, die sich auf den Dialog der Kulturen begründet.

Resistance Wie in diesem letzten Projekt verfolgte Chen Zhen in seinem gesamten Werk die Idee der Kunst als einen kontinuierlichen und befreienden Prozess. Ein Prozess der eigenen Auseinandersetzung mit der Welt, den er „transexpérience” genannt hat. Darunter verstand er „eine Art erfahrungsbasiertes Konzept, eine Art zu denken und eine künstlerische Methode, mit der man in der Lage ist, das Vergangene mit dem Folgenden zu verbinden, sich wechselnden Situationen anzupassen.” Die „transexpérience” beschreibt eine Vorgehensweise, die zunächst auf Austausch und Erprobung beruht und dann auf Verbindung und Verschmelzung.

So bietet „Residence, Resonance, Resistance” nicht nur eine einmalige und subjektive Reise durch verschiedene Kulturen, sondern auch einen Akt des Widerstands, eine parasitäre Haltung der Kunst gegenüber der Welt.

Pressetext

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Chen Zhen: Residence – Resonance – Resistance
Kurator: Maite Vissault
Ausstellungsort: Lichthof des Altbaus des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster