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Chen Zhen (1955 – 2000) hat die Geographie der Welt in viele Richtungen bereist und durch seine Kunst metaphorische Brücken zwischen verschiedenen Wirklichkeiten geschlagen. Er zählt zu jenen Künstlern der chinesischen Avantgarde, die Mitte der 80er Jahre der Reformpolitik und den politischen Repressionen Chinas den Rücken kehrten. 1986 emigrierte er nach Paris, wo er nach mehreren Jahren künstlerischer Zurückgezogenheit mit dem bahnbrechenden Konzept der „offenen Skulptur“ internationale Anerkennung erreichte. Chen Zhen schuf ein Werk, das die beharrliche Utopie des multikulturellen Dialoges wirksam werden ließ. Seine Installationen sind poetische Landschaften – Verwebungen ungewöhnlicher Materialallianzen, Hybride, die Passagen und neue Verbindungswege zwischen fernöstlichen Traditionen und westlichen Avantgardebewegungen herstellen. Das selbst gewählte Exil, die eigene Krankheit und die klassische chinesische Medizin zu metaphorischen Sinnbildern vereinend, schafft er Synergien disparater Beziehungen, die den Körper der Gesellschaft bestimmen und neu vermessen. Chen Zhens künstlerischer Ansatz ist von großer poetischer und konzeptioneller Kraft, dabei grundsätzlich persönlich und eigenständig – schließlich ist jede künstlerische Auseinandersetzung Resonanzraum der eigenen Biographie, ein Ort der Analogie, wo „cultural homelessness“ und „spiritual runaway“ mit fernöstlichen Denkmodellen verschmelzen.

Die Kunsthalle Wien zeigt in einer Hommage an Chen Zhen erstmals in Österreich alle wichtigen Werkphasen, einschließlich der noch nie gezeigten „unrealized projects“. Zeichnungen, Fotoarbeiten, Skulpturen und Installationen von 1989-2000 führen hier den Dialog weiter, der durch Chen Zhens frühen Tod unterbrochen wurde.

Kurator: Gerald Matt

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Chen Zhen
Der Körper als Landschaft
KUNSTHALLE wien, halle 1
Kurator: Gerald Matt