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CHINESISCHE DINGE Was sind chinesische Dinge? Ist das alles, was MADE IN CHINA ist? Wohl kaum, denn all den Fernsehern, Kühlschränken, Solarmodulen, Billigmöbeln oder I-pads haftet kaum etwas an, was wir als chinesisch beschreiben würden - auch wenn sie, wie ein stetig wachsender Anteil an Konsumgütern dieser Welt, auf chinesischen Werkbänken zusammengeschraubt worden sind. Die gewaltigen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen, die die Volksrepublik China in den vergangenen Jahrzehnten durcheilt hat, haben die Welt verändert. Sie haben aber zu allererst China selbst in radikaler Weise verändert. Wachsender Wohlstand war die Folge, zugleich aber auch eine gewisse Entwurzelung, sofern diese nicht bereits durch den Zusammenbruch des Qing-Reiches, die japanische Okkupation, den Bürgerkrieg und Maos Kulturrevolution erreicht worden war. In den vergangenen dreißig Jahren wurde China so grundlegend verändert, dass es vielen Menschen zunehmend schwer fällt, sich ihrer eigenen kulturellen Wurzeln als Chinesen zu vergewissern. Vor allem ist es die Geschwindigkeit, mit der das alte China entsorgt und durch eine eher sterile, auf diffuse Weise international-moderne Lebensform ersetzt wird, was den Menschen zu schaffen macht. Die Reihe „Essentially Chinese“ der Popcorn Idea Factory aus Peking möchte Geschichten erzählen, die sich hinter alltäglichen Dingen, Personen, Gebäuden und weiteren Aspekten des modernen China verstecken. Aus dem ästhetischen und sozialen Blickwinkel analysiert die Reihe das Image Chinas grundlegend wie aktuell und will dabei zu mehr Diversität und Perspektiven bei der Annäherung an die chinesische Kultur anregen.

Vor diesem Hintergrund gewinnt das Projekt „Chinesische Dinge“, das Teil der Reihe ist, seine besondere Bedeutung. Es ist die Suche nach Dingen, die eine spezifisch chinesische Qualität haben, und der Versuch, diese in einem Buch und einer Ausstellung vorzustellen und hinsichtlich ihrer gesellschaftlich-kulturellen Bedeutung zu analysieren. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs Chinas zur Weltmacht des 21. Jahrhunderts gewinnen Projekte wie diese zweifellos auch über China hinaus Bedeutung, erklären sie uns doch, wie dieses Land tickt, wie das Leben in China abläuft - und für die Chinesen selbst mag es angesichts der immer mehr um sich greifenden Internationalisierung und kulturellen Verflachung eine Form der Selbstvergewisserung sein – vielleicht auch mit einer gewissen Nostalgie im Blick. Für ein Museum wie das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, in dem gleichermaßen mittelalterliche Möbel, Ming-Porzellan, Perserteppich, Jugendstilglas, Stundenbücher, politische Plakate, Rasierapparate, Radios und Tamagochis im Focus stehen, mögen die geblümte Thermoskanne, die geschlitzte Kinderhose oder der elektrische Fliegenfänger “made in China“ zunächst als Banalitäten erscheinen. Doch in einem kulturanthropologischen Sinne verraten sie viel über ein Land, das wir in seiner Alltagskultur oftmals kaum verstehen.

Die Popcorn Idea Factory Die Popcorn Idea Factory unter Leitung von Prof. WU Xuefu ist eine innovative Gruppe, die sich auf verlegerische Projekte fokussiert. Alle Mitglieder der Gruppe haben einen Hintergrund im Bereich Kunst und teilen ein tiefes Interesse an soziologischen Fragestellungen und der modernen Kultur. Die Popcorn Idea Factory möchte Pop Art als Element der modernen Kunstgeschichte aufrecht halten und strebt danach, die Verbreitung einer Kunst für die Massen mit internationalen Kunsttrends und chinesischer Ästhetik zu verbinden. Durch das Erzeugen kultureller Güter, die einfach zu verstehen, humorvoll, wahr-nehmend, charmant, modisch und populär sind, hofft die Popcorn Idea Factory das geistige Leben der Menschen zu bereichern. (Klappentext des deutschsprachigen Buchs zur Ausstellung).

www.popcornidea.com

Sammlung und Entdeckung – Das Motto des Museums 2012 Hintergrund zur Ausstellung

Dass dieses Buch nun auch zur Ausstellung wird, ist einer Initiative Peter Schneckmanns zu danken, der dieses Buch auf der Messe in Frankfurt entdeckte und die heutigen Partner in Peking und Frankfurt für das Projekt gewinnen konnte. Es ist ein Novum, dass Peter Schneckmann von der „Drachenbrücke“ und Stephan von der Schulenburg als Asien-Kurator des Museums, hier ein Team von chinesischen Akademikern einladen, die ihren Blick auf das China von heute vermitteln. Damit wird eine Kooperation fortgesetzt, die bereits 1993 mit einer Ausstellung zur Chinesischen Avantgarde mit dem Titel „Maos ungezähmte Kinder“ begann. Das Projekt „Chinesische Dinge“ ist ein Internationales, - das 2008 herausgekommene gleichnamige Buch erschien in Chinesisch, Englisch und Deutsch und richtet sich an eine internationale Öffentlichkeit - an China selbst und seine asiatischen Nachbarn ebenso wie an die angelsächsische Welt und Kontinentaleuropa. Im Herbst 2011 wurde aus dem dreisprachigen Buch „Chinesische Dinge“ 中國東西 erstmals eine Ausstellung, die in Peking während der Beijing Design Week im Liang Dian Design Center (LDDC) gezeigt wurde. Danach werden sämtliche Exponate in einen Container gepackt und per Schiff nach Frankfurt reisen - wo sie im Idealfall auch bleiben und als Handelsgüter einen neuen Besitzer finden - wie Milliarden in China gefertigter Konsumgüter auch.

Stationen der Ausstellung

Museum für Angewandte Kunst Frankfurt 23.02 bis 27.05.2012 cubus kunsthalle Duisburg 27.07. bis 23.09.2012

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