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Christian Haake baut aus dem Gedächtnis heraus Installationen, die auf intelligente und durchdachte Weise Geschichten vom Leben und Gelebtem erzählen. Sie bringen unsere Maßstäbe durcheinander, sie fordern unsere Wahrnehmung von Erinnertem heraus, sie führen unser Denken und unser Urteilsvermögen auf Glatteis. Seine akribisch angefertigten Modelle, die mit einer unendlichen Detailverliebtheit angefertigt sind, brechen mit unserer Auffassung von Maßstäblichkeit und Realität.

In der Ausstellung „Now Show“ in der Galerie Katharina Bittel zeigt der Künstler u.a. die Arbeit mit gleichem Titel. Es ist das Modell einer alten Anzeigetafel, wie sie früher an Kinos oder Theater hingen. Die leeren Lampenfassungen über den großen roten Lettern „NOW SHOWING“ zeigen dunkle Spuren einstigen Lichts. Licht, um diese Lettern zu beleuchten, Inhalte sichtbar zu machen und Publikum anzuziehen. Die Tafel selber zeigt außer der Ankündigung „Now Showing“ nicht den vermuteten Titel eines Stücks. Doch werden wir gerade wegen des fehlenden Inhalts verführt, uns eigene Szenerien vorzustellen. Unwillkürlich fühlt man sich an Filme wie „Cinema Paradiso“ oder Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ erinnert: an volle Säle, an bewegte Bilder und Filmklassiker, die in diesem Haus gezeigt wurden. Aber auch an persönliche Geschichten, die in diesen Vorführungen vielleicht neue Wendungen nahmen. Haakes Arbeiten zitieren die Sprache des Kinos und eröffnen in ihren unerfüllbaren Ankündigungen einen Sehnsuchts- und Imaginationsraum, der den Betrachter zunächst in einen Sog von Erinnertem und neuen Phantasien zieht. Doch finden sich immer wieder Brüche von Maßstäblichkeit, die den Betrachter auf subtile Weise irritieren und seine Arbeiten rätselhaft aufladen. Stets stellt der Künstler in seinen Arbeiten die Frage nach dem Verhältnis von Wirklichkeit, Wahrnehmung und erinnertem Bild. Was zunächst geradezu manisch akribisch anmutet, offenbart einen hohen Grad an Poesie und den Wunsch, den feinen Riss unserer Wahrnehmung, unserer individuellen „Vermessung der Welt“ sichtbar zu machen.

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Christian Haake
NOW SHOW