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Der in München lebende Künstler Christian Jasper wird die Räume des Dortmunder Kunstvereins durch lebensgroße Figuren in eine grotesk-absurde Szenerie transformieren. Den Hauptraum wird eine Pinocchio ähnliche Gestalt, kopfüber von der Decke hängend, beherrschen. Die 4 m lange Nase wird bis zur Schaufensterfront vorstoßen und - diese nahezu berührend - die Trennung von Innen- und Außenraum imaginär durchbrechen. Die aus Vaseline aufmodellierten, konzentrischen Kreise, die an Wasserringe erinnern, sind dabei Indiz für diese zeitliche Abfolge. Die Gesetze der Schwerkraft scheinen aufgehoben, die dem Menschen gesetzten Grenzen außer Kraft gesetzt zu sein, um gleichzeitig schmerzhaft bewusst zu werden. Überzeugt die Arbeit dank ihres illusionistischen Gehalts, verführt sie den Betrachter, ihr Glauben zu schenken und ihrer „Lügengeschichte“ bereitwillig weitere 400 cm (Länge der Nase) bis zur Glasfront zu folgen, wo sie eine weitere autopoetische Eskapade auftischt und kurzerhand durch die kreisförmigen Ringe die Glasfront zur Wasseroberfläche umdichtet. Die Nase des Narcissus klingt an, ebenso erscheinen sexuelle Konnotationen. Gleichzeitig handelt es sich um eine Art Selbstbildnis des Künstlers, der damit seine künstlerische Arbeit zwischen Schein und Wirklichkeit, Lüge und Authentizität verortet. Als handele es sich um eine filmische Erzählung, begegnet uns das Ebenbild des Künstlers noch zwei Mal in der Ausstellung: Zum einen in einer Körpersilhouette, die den imaginären Sprung durch die Fensterfront des Kunstvereins vor Augen führt, des Weiteren in einer Hohlform, die einer Ausstellungswand eingeschnitten wird. Maskenhaft scheint das Gesicht mit der Wand verschmolzen zu sein bzw. sich chimärenhaft aus dieser zu erheben.

Im Folgenden werden Gestalten - früheren filmischen Arbeiten des Künstlers entnommen - in einer Abfolge misslicher Szenen gezeigt: Beim Einschlagen eines Nagels wurde ein Finger – wie beiläufig – platt gehämmert; das obsessive Wischen des Fußbodens mit einer gefährlichen Substanz hat die Hand zu Teilen weg geätzt. Hinter der eingezogenen Ausstellungswand – als abstoßende „Pickelwand“ gestaltet – begegnet dem Betrachter überraschenderweise eine aus Ringen aufgebaute Figur, die offenbar das Opfer eines sarkastischen Experiments geworden ist. Hier handelt es sich um Projektionsfiguren des Künstlers zwischen Schöpfer und Märtyrer, der in einem ironisch-sarkastischen Rückblick auch die Aktionskunst der 60er/70er Jahre in Erinnerung ruft.

Schein und Wirklichkeit verbinden sich in einer kafkaesken Traumwelt, die sowohl traumatische Angstvisionen wie auch die Sehnsucht auf Überwindung der eigenen Grenzen in sich birgt.

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Christian Jasper
Selbst und andere Zwischenfälle