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CHRISTIAN ROHLFS - BLUMENBILDER Präsentation im Sonderausstellungsraum

Ausstellungsdauer: ständige Ausstellung ab Donnerstag, den 5. Juli 2007 Ort: KEOM im Alten Kreisgericht, Hochstraße 71, 58095 Hagen Öffnungszeiten: Di – So 11–18 Uhr Anzahl der gezeigten Werke: 30 Gemälde in Aquarell und Tempera auf Papier

"Dass ein Kunstwerk Persönlichkeit hat, das ist die einzige Forderung, die Berechtigung hat, alles andere sind Professorenregeln, beengen den Künstler und führen ihn manchmal in völlige Verwirrung." Diese Sätze, geschrieben im Jahr 1911, stammen nicht, wie zu vermuten wäre, von einem der revolutionären jungen Expressionisten. Der Künstler, dem diese programmatische Äußerung zu verdanken ist, war der bereits 62 Jahre alte Christian Rohlfs (1849-1938), von dem man hätte annehmen dürfen, ihn präge bereits eine ruhige und abgeklärte Geisteshaltung, während er sich in Muße der Vollendung seines reifen Alterswerkes widmete. Im Gegenteil: der Künstler sollte noch über ein Vierteljahrhundert Gelegenheit haben, zur Vollendung zu gelangen.

Rohlfs' Spätwerk bestimmen die Aquarelle und Wassertempera-Blätter - jene farbigen Papierarbeiten, in denen der Künstler zu höchster Intensität des Ausdrucks gelangte. Speziell die Tempera-Blätter sind der unverwechselbare Beitrag, den Christian Rohlfs zur Kunst des 20. Jahrhunderts geleistet hat. Angeregt durch die Hagener Folkwang-Sammlung, und nicht zuletzt durch seinen, die Aquarelltechnik souverän beherrschenden Freund Emil Nolde, war er auf der Suche nach einer Technik, mit der er die Leuchtkraft und Wirkungsintensität der Farbpigmente nach Möglichkeit ohne Verlust auf einen Bildträger bannen konnte.

Die beeindruckende Schaffenskraft des über 70jährigen hängt mit Sicherheit auch mit einem neuen, erfreulichen Lebensabschnitt zusammen: 1919 heiratete der alte Maler die erheblich jüngere Helene Vogt. Dennoch sind die ausgesprochen unkonventionelle, experimentelle Arbeitsweise und die selbstbewusste Freiheit im Umgang mit den Gestaltungsmitteln erstaunlich, die der Maler in seinem achten Lebensjahrzehnt an den Tag legte. Um eine bestimmte Farbwirkung zu erzielen, war ihm jedes Mittel recht. Er experimentierte mit verschiedenen selbstangesetzten Bindemitteln, beispielsweise mit Seife, welche die Farben eigenartig auf dem Malgrund schweben lässt. Gut nachvollziehbar für die heutigen Betrachter sind die raffinierten Techniken des Verwischens, Abduschens, Ineinanderreibens und des schichtweisen Auftragens neuer Farben - ein Prozess, der sich oftmals wiederholte, womit Rohlfs den Bildgegenstand verunklärte bis hin zu einer abstrahierenden Form- und Farbkonstellation, oder womit er eine eigentümliche Dynamisierung der Farbflächen erzeugte.

Rohlfs griff auch zu Drahtbürsten, Kämmen, Schwämmen und ähnlichen Geräten, um die übereinandergelagerten Farbschichten aufzurauen, wobei er in Kauf nahm, dass dabei das Papier an der Oberfläche, manchmal sogar bis zum Grund verletzt wurde. Gerade diese Verletzung trägt oft entscheidend zur Bildwirkung bei.

1927 - Rohlfs lebte nach Osthaus‘ Tod im Jahr 1921 noch immer in Hagen, und zwar in seinem Atelier im ehemaligen Folkwang-Museumsgebäude - traten in seinem Werk Motive aus dem Tessin, aus Ascona am Lago Maggiore hinzu, wo er seiner angegriffenen Gesundheit wegen, bis zu seinem Tod am 8. Januar 1938, alljährlich die Sommermonate verbrachte. Die Erfahrung des intensiven südlichen Lichtes drang in seine Malerei ein, führte zu einer zunehmenden Transparenz der Farben und entrückte die Bildgegenstände immer stärker in eine transzendente Ebene. Die harmonische Abgeklärtheit des Alterswerkes kommt besonders in seinen Blumenbildern zum Ausdruck.

Einen hohen Abstraktionsgrad erreichen die Blumendarstellungen der letzten Lebensjahre, wenn isolierte Blüten vor einem Lichtgrund schweben oder in ein reines Farbmedium eingebettet sind. Jeder realistische Bezug ist vernachlässigt, wird unwichtig angesichts der Materie auflösenden Kraft des Lichtes, die zu einer völlig unplastischen, entkörperlichten, ätherischen Erscheinungsweise der Pflanzen führt. In der letzten Schaffensperiode entstehen auch sensible, in subtilsten Farbnuancierungen fast monochrom anmutende Blütengebilde wie die "Lotosblumen" (1937), die, überzogen von zartesten Linienschleiern, in einen lichten Himmel emporwachsen.

Es ist das unvergleichliche Alterswerk eines Künstlers, der - inzwischen zum Hagener Ehrenbürger ernannt - nach wie vor ungebrochen arbeitete, trotz körperlicher Beschwerden und vor allem trotz der öffentlichen Diffamierung durch die Nationalsozialisten, die Rohlfs, wie zahllose andere Künstler, spätestens 1937 endgültig als "entartet" abstempelten und über 400 seiner Werke aus den deutschen Museen verbannten. Durch eine glückliche Fügung konnte für das Karl Ernst Osthaus-Museum ein größeres Konvolut von Arbeiten gerettet werden. Nach 1945 bemühte sich das Museum konsequent um den Erwerb zahlreicher repräsentativer Werke des Künstlers, so dass sich heute 295 Arbeiten von Christian Rohlfs in der Sammlung des Karl Ernst Osthaus Museums befinden.

CHRISTIAN ROHLFS - BILDER AUS FÜNF JAHRZEHNTEN Präsentation im Christian Rohlfs Kabinett

Ausstellungsdauer: ständige Ausstellung seit Sommer 2006 Ort: KEOM im Alten Kreisgericht, Hochstraße 71, 58095 Hagen Öffnungszeiten: Di – So 11–18 Uhr Anzahl der gezeigten Werke: 24 Gemälde; Portrait des Künstlers von Heinrich Nauen

Der Maler Christian Rohlfs (1849-1938) nimmt eine besondere Stellung sowohl in der Hagener Museumsgeschichte als auch in der Stadtgeschichte ein. 1901 war es dem engagierten Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus gelungen, den damals 52jährigen Rohlfs zu überzeugen, aus Weimar nach Hagen zu kommen, wo er im Museum Folkwang Quartier bezog und bis zu seinem Tod 1938 lebte und arbeitete. Aufgrund seiner außerordentlichen, künstlerischen Leistungen ernannte ihn die Stadt Hagen zum Ehrenbürger. Darüber hinaus war Christian Rohlfs der erste lebende Künstler, nach dem ein Städtisches Museum benannt wurde (1930).

Aus den 295 Werken von Christian Rohlfs in der Sammlung des Karl Ernst Osthaus Museums wird im CHRISTIAN ROHLFS KABINETT eine repräsentative Auswahl gezeigt. Zwei Dutzend Gemälde geben einen eindrucksvollen Einblick in Rohlfs‘ künstlerische Entwicklung: Von der Freilichtmalerei über den Impressionismus und Neoimpressionismus gelangte Rohlfs zu einer expressionistischen Malerei, die er durch die Ausstellungen der damaligen Avantgarde im Museum Folkwang kennengelernt hatte.

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Christian Rohlfs BLUMENBILDER
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Christian Rohlfs BILDER AUS FÜNF JAHRZEHNTEN

Ort: KEOM im Alten Kreisgericht, Hagen