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Christian Tomaszewski arbeitet seit einiger Zeit an einem Work in Progress mit dem Titel "On Chapels, Caves and Erotic Misery" (Über Kapellen, Höhlen und erotisches Elend). Bei diesem Werk handelt es sich um eine vielteilige, variable Rauminstallation. Sie umfasst flexible Assemblagen aus Skulptur(teilen), Architekturmodelle, Mobiliar, Fotografien, Animation sowie Video und Licht. Die Installation wird für den jeweiligen Ausstellungsort in (Architektur)-Zeichnungen entworfen und mit Fotografien und Video dokumentiert.

In einem Statement "On Chapels, Caves and Erotic Misery" sagt Christian Tomaszewski: "Mein Werk befasst sich mit Architektur, Design und Rekonstruktion und in der Folge mit dem Schaffen von Erzählstrukturen, welche wie "Einschlüsse" - den Dingen innewohnende Rückstände - abgetrennt, aus dem Kontext gelöst und in einen neuen Kontext hineinversetzt und eingebaut werden. In einer neuen Reihe von Projekten arbeite ich daran, eine physische, spür- und tastbare Welt neu zu erschaffen, eine Welt, auf die ich in Filmen oder anderen Parallelwelten getroffen bin. Ich übersetze dann diese neu geschaffenen Objekte in ein zwanghaftes Muster, in dem ich sie addiere wie in Kurt Schwitters´ Merzbau. Mich interessiert, was im Kontext von Skulptur und Installation aus dem einfachen Prozess des Addierens und Rekonfigurierens von Dingen enstehen kann und bis zu welchem Ausmaß Gleichzeitigkeit und Fiktion in ein Volumen übertragen werden können."

In der gegenständlichen Installation des Künstlers schließt ein Außenraum, nämlich der museale oder Galerieraum, einen oder mehrere Innenräume ein und mit ihnen auch den Betrachter, der die inszenierte Raumfolge im Gehen erlebt. "Einschließen" ist ein Schlüsselwort für dieses Werk, denn "eingeschlossen" ist der Besucher/Betrachter/Begeher in diesem Werk, das sich als fensterloses Labyrinth mit schmalen Durchlässen und verschlossenen nicht begehbaren Nebenräumen präsentiert.

"Eingeschlossen" in dieses nach außen abgeschlossene Werk sind diverse Gegenstände, gefundene Objekte und neu Geschaffenes, von denen ein jedes eine eigene Geschichte transportiert und in einem jeweils neuen Kontext anders erzählt. Dieser Fundus von Requisiten und Exponaten mit zahlreichen Konnotationen wird vom Künstler ständig erweitert und bei jeder Präsentation neu konfiguriert. Zum Seitenanfang

"Eingeschlossen" in diesem Kunstwerk sind zwei andere Kunstwerke, die Christian Tomaszewski als Inspirationsquelle gewählt hat: Zum einen Kurt Schwitters´ Merzbau - die nie vollendete Re(Konstruktion) einer Nebenrealität im Geiste des Dada der 30er Jahre; und zum anderen "Blue Velvet" (Blauer Samt), jener Kultfilm von David Lynch aus dem Jahr 1986, welcher das urbane Lebensgefühl der 80er Jahre konzentriert und kondensiert.

Für die Chemnitzer Installation schuf Christian Tomaszewski ein weiteres Erschließungsobjekt: Es ist ein riesiges polygonales Gehäuse, sozusagen eine kristallene Höhle in einer Ecke des Raumgefüges, in der sich die Gegenstände zunächst verbergen und dem Betrachter erst nach Betreten des Gehäuses offenbaren. (Barbara Wally)

Die Eröffnung findet am Samstag, dem 14. Oktober 2006, um 18 Uhr in den Kunstsammlungen Chemnitz statt. Christian Tomaszewski, 2002 "Artist in residence" der Kunstsammlungen Chemnitz, ist anwesend.

Es erscheint ein Katalog.

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