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Christine Wang "Coronavirus Memes"
04/09/2020—07/11/2020
Eröffnung: Freitag, 4. Sept., 11 – 22 Uhr

Christine Wangs Leinwand manifestiert flüchtige Ausbrüche kollektiver Kreativität. In ihren Werken beschäftigt sie sich mit Cyberkultur, Internetphänomenen und digitaler Bildsprache. Ihre Acrylfarben schillern wie RGB, transferieren Pixel in den physischen Raum zurück. Für die fünfte Einzelausstellung in der Galerie Nagel Draxler kopiert sie gesammeltes Bildmaterial von Instagram: Memes.

Das Meme (vom griechischen Mimeme) ist selbst Imitation, seine Reproduktion ist Teil der Narration. Bilder werden mit Texten überlagert, in humoristischer Provokation streben sie nach Lulz(1), der gnädigen Schadenfreude der Userinnen. Vermeintlich simplifiziert werden diese Bildwelten des Web 2.0 in immer neue Kontexte gesetzt, eignen sich aktuellste Erzählungen an und entwickeln unter der Wahrnehmungsgeschwindigkeit eines Augenblicks ihre eigene Komplexität. Abseits von Scrollen, Wischen und Tippen ermöglicht uns Christine Wang, diesen Memplex genauer zu betrachten. Sie generiert einen Schnappschuss, vergrößert ihn und verwandelt ihn durch den malerischen Akt in ein historisches Moment, ein Zeugnis kurzlebiger Reaktionen. Entgegen der Sehgewohnheit die Memes üblicherweise begleiteten, stehen die Betrachterinnen der „Coronavirus Memes“ vor lebensgroßen, teils cinematischen Motiven und müssen ihre eigene Position neu verorten. Die Bilder widmen sich wirtschaftlichen Verwüstungen, die die Pandemie in den USA angerichtet hat. Der Themenkomplex reicht vom Maskentragen über Arbeitslosigkeit, Coronavirus und die aktuelle US-Gesundheitspolitik.

Die Künstlerin evoziert eine Verschiebung der Perspektive und gibt den Sujets ihrer Malerei eine Form, auf die die Betrachtenden nicht zuletzt körperlich reagieren: „Der Betrachtende schaut auch auf meine zeitaufwändigen fotorealistischen Farbschichten. Die groß angelegte, kontemplative und überwältigende Qualität beim Betrachten der Bilder ist ein Kontrast zu der handgehaltenen, schnellen und freudigen Qualität beim Betrachten von Memes.“

Christine Wang lädt ein, die visuellen Argumente aus den Sozialen Netzwerken, die 2020 weitreichende Diskussionen begleiten, auch in den Ausstellungsraum zu bringen.

Christine Wang, 1985 in Washington D.C. geboren, lebt und arbeitet in San Francisco.

(1) Lulz beschreibt das schadenfreudige Lachen auf Kosten anderer oder sich selbst; ursprünglich Plural von LOL „laugh(ing) out loud“, eine Abkürzung, die üblicherweise im Internet und in SMS-Englisch verwendet wird.