press release only in german

Christo und Jeanne-Claude wurden beide am 13. Juni 1935 geboren und gehören zu den populärsten Künstlerpaaren des 20. Jahrhunderts. Sie erhielten internationale Anerkennung durch ihre gemeinsam konzipierten Verhüllungsaktionen, meist von Landschaft oder Architektur. Christo übernahm den künstlerischen Part, Jeanne-Claude war eine hervorragende Organisatorin für die oft mühevolle Kleinarbeit jahrelanger Vorbereitungen. Dennoch trafen sie in beiden Bereichen die Entscheidungen stets gemeinsam. Christo, der dem Lehrplan der kommunistischen Regierung an der Kunstakademie in Bulgarien nicht folgen wollte, floh 1957 über Wien und Genf nach Paris. Dort lebte er zunächst unter armseligen Verhältnissen und verdiente sich sein Geld durch Auftragsarbeiten von Portraits. Über eine seiner Auftraggeberinnen lernte er deren Tochter und seine zukünftige Frau Jeanne-Claude kennen. Christo erlebte in Paris den "Verpackungs-Chic" einer kapitalistischen Welt. In diesem Umfeld begann er mit seinen ersten Verhüllungen und Verpackungen, nutze aber für diese ganz einfache und armselige Materialien und inszenierte seine Verpackungsobjekte so, dass das Verpackte nicht nur unsehbar wird, sondern der zu vermutende Gegenstand darunter zum Zentrum der Neugierde des Betrachters wird. 1961 inszeniert das Künstlerpaar sein erstes Projekt im öffentlichen Raum, eine Verhüllung von Metallfässern im Kölner Hafen. Am 27. Juni 1962 versperren Christo und Jeanne-Claude die Pariser Rue de Visconti mit großen Ölfässern und kommentieren so den soeben erfolgten Bau der Berliner Mauer. Zwei Jahre später verlegen sie ihren Hauptwohnsitz in die USA und haben wichtige Ausstellungen bei Castelli/New York und in der Düsseldorfer Galerie Schmela. 1968 nimmt Christo mit einem 5600 Kubikmeter großen, ballonartigen Objekt an der documenta IV teil. Zwei Jahre später erfolgt das spektakuläre Projekt "Valley Curtain", wo das Künstlerpaar ein ganzes Tal in den Rocky Mountains verhüllt. 1980 wird ein weiteres monumentales Projekt umgesetzt, die "Surrounded Islands", eine Verhüllung der kompletten Uferbereiche von 11 Inseln bei Miami. 1985 wird die "Pont Neuf" in Paris verhüllt, 1990 installiert das Künstlerpaar unter dem Namen "Umbrellas" tausende von überdimensionalen gelben und blauen Schirmen gleichzeitig in Japan und Kalifornien. Im Jahr 1995 erfolgt die spektakuläre Verhüllung des Reichstages in Berlin - die Aufzählung wichtiger Beispiele von Projekten könnte fortgeführt werden. Christo und Jeanne-Claude haben mit den Verhüllungsaktionen keine bleibenden Kunstwerke geschafft, da alle Projekte nach der Fertigstellung immer wieder abgebaut worden sind. Somit sind diese Projekte, die von Kritikern gerne auch als "nutzlose Aktionen" bezeichnet wurden, immaterielle Kunstwerke in Form bleibender Erinnerungen. Jeder, der zum Beispiel den verhüllten Reichstag life erleben konnte, wird von der unvergesslichen Faszination berichten, die ihm in der Erinnerung für immer geblieben ist. Die Projekte wurden von Christo und Jeanne-Claude über Jahre vorbereitet und waren meist äußerst kostspielig. So verschlang das Projekt "Umbrellas" allein 26 Millionen Dollar. Christo wollte als Künstler immer frei sein und hat seine Projekte immer selber finanziert und die Unterstützung von Sponsoren strikt abgelehnt. Die Finanzierung der Projekte erfolgte stets durch den Verkauf von Zeichnungen, Collagen, graphischen Editionen sowie Fotos oder Filmen.

Die Galerie Boisserée zeigt in der aktuellen Ausstellung neben zwei Zeichnungen zum Thema "Reichstag in Berlin" und der "Ponte Sant' Angelo, Rom" eine Sammlung von über 25 graphischen Editionen aus den Jahren 1969-2011 in signierten und nummerierten Auflagen. Diese dokumentieren die seit langem geplanten, aber bisher nicht realisierten Vorhaben. So befinden sich in der Ausstellung beide der inzwischen sehr gesuchten Graphiken des verhüllten Kölner Domes, sowie die neueste graphische Edition zu der von Christo seit Jahrzehnten geplanten Verhüllung der Ponte Sant' Angelo in Rom. Die graphischen Editionen des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude faszinieren durch die häufig anzutreffende Kombination von Fotographien, technischen Konstruktionszeichnungen wie auch dreidimensional aufgebrachten Stoffcollagen, die die Blätter geradezu objektartig wirken lassen. Kurios ist die Collage-Lithographie "Wrapped Snoopy House", die die von Christo verpackte Hundehütte der bekannten Comicfigur darstellt. Ausdruckstark ist eine im Jahr 2003 entstandene Lithographie mit Collage mit dem Titel "Wrapped Building", die sich mit dem Projekt eines zu verhüllenden Hochhauses in New York auseinandersetzt.

only in german

Christo & Jeanne-Claude
Arbeiten aus dem graphischen Oeuvre aus den Jahren 1969-2011