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Wohnen neu zu denken, nomadisch, als mehr oder weniger langes Verweilen, losgelöst von den räumlichen Beschränkungen, die Immobilienbesitz mit sich bringt – das schlägt das Promotion-Video von New Eelam vor. Christopher Kulendran Thomas gründete New Eelam als Hybrid aus langfristig angelegtem Kunstwerk und Technologie-Startup. Angeboten wird ein Abonnement für Wohnraum in Metropolen weltweit. Genossenschaftlich organisiert wird jeder Abonnent zum Anteilseigner und wohnt flexibel, mobil, nach Bedarf.

In modularen Interieurs, die neben Slogans, Trailern und eigenen Arbeiten auch Werke zeitgenössischer Künstler aus Sri Lanka integrieren, präsentiert Christopher Kulendran Thomas ein alternatives Wohnmodell ausgehend von der komplexen und von territorialen Konflikten geprägten Geschichte der Volksgruppe der Tamilen in Sri Lanka. Die an Aufenthaltsorte und Verweildauer geknüpften Konzepte von Bürgerschaft und Nationalstaat werden auf ihre Aktualität und Relevanz für heterogene, dezentrale und durch globalwirtschaftliche Prozesse geprägte Lebensrealitäten befragt. Das Produkt – der stets verfügbare und abrufbare Wohnraum – wiederum adressiert die gegenwärtigen und zukünftigen Bedingungen von immaterieller Arbeit und deren ambivalenten Status zwischen Exlusivität, Flexibilität, Affirmation und Ausbeutung.

Christopher Kulendran Thomas bedient sich in seiner künstlerischen Praxis der Strukturen des Kunstbetriebs, seiner Produktions-, Kommunikations- und Verbreitungsprozesse, die längst adaptiert und optimiert auch die Methoden eines globalen neoliberalen Kapitalismus geworden sind. Als Mutation des gegenwärtigen ökonomischen Systems, das immer beschleunigter seine eigenen Existenzgrundlagen abschafft, entwirft er mit New Eelam eine kollektive, post-kapitalistische Zukunftsvision.

Der Kunstverein Harburger Bahnhof zeigt die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland als Auftakt des Ausstellungsprogramms von Lisa Britzger und Jennifer Smailes, die im März 2016 die künstlerische Leitung des Kunstvereins Harburger Bahnhof übernommen haben. Ausgehend vom Kunstverein, der als Teil des Kunstsystems in verschiedene gesellschaftliche Strukturen eingebunden ist, nimmt ihr Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm die Effekte künstlerischer Praktiken für Design, Politik, Wissenschaft oder Wirtschaft in den Blick. Drängende Themen unserer Gegenwart wie Migration, Stadtplanung und die Frage nach zukünftigem Zusammenleben sowie alltägliche wie unsichtbare Globalisierungseffekte und ihre Folgen werden in Projekten untersucht, die kollaborative, unternehmerische, gestalterische und kommunikative Praktiken künstlerisch integrieren und als Fragen zurück in den gesellschaftlichen Raum reflektieren.

Christopher Kulendran Thomas (geb. 1979) lebt uns arbeitet in London. Seine Arbeiten wurden unter anderem gezeigt auf der 11. Gwangju Biennale, KR (2016), der 9. Berlin Biennale (2016), im Museum für Moderne Kunst Warschau, PL (2016), im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, FR (2015) und der Tate Liverpool, GB (2013); für 2017 sind Ausstellungen im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart (Berlin) und in der Tensta Konsthall (Stockholm) geplant.