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Cildo Meireles (geb. 1948 in Rio de Janeiro), dessen Arbeiten zuletzt auf der documenta XI und der Biennale von Venedig 2003 zu sehen waren, zählt zu den bekanntesten Gegenwartskünstlern Brasiliens. Seine Ende der sechziger Jahre entstandenen Aktionen, Objekte und Installationen nehmen explizit Bezug auf die durch eine korrupte Militärregierung dominierte Situation seines Landes.

Mit interventionistischen Projekten thematisiert er darüber hinaus kunstimmanente Fragestellungen und erweitert das Konzept des Ready Made um soziale, politische und ökonomische Implikationen. So bedruckte er Coca-Cola Flaschen mit anti-imperialen Slogans oder nutzte Geldscheine als Vehikel zur Verbreitung der von ihm aufgestempelten Nachrichten, deren Themen politisch motivierte Morde oder die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung umfassten. Mit selbst angefertigten Münzen und Geldscheinen, deren Wert mit Null angegeben ist, hinterfragt Meireles gängige Wertvorstellungen und die Dominanz ökonomischer Systeme. Diese partizipatorischen Arbeiten erweitern den Radius der erreichten Rezipienten und involvieren sie aktiv in die Verbreitung der Kunstwerke.

Neben politischen und sozialen Belangen interessieren Cildo Meireles immer auch formale und ästhetische Fragestellungen. Vor allem in seinen raumgreifenden Installationen, die neben visuellen Qualitäten mit Geruch und einer stark haptischen Materialität arbeiten, werden mehrere Sinne der Betrachter gleichzeitig angesprochen. Auch hier nutzt Meireles häufig vorgefundene Materialien. In La Bruja von 1979-89/2004, einem Holzbesen, verlängert er zum Beispiel dessen Borsten als ein Kilometer lange Baumwollfäden in den Raum. Oder er durchzieht in Fio von 1990/2004 48 Strohballen mit einem 100 Meter langen Goldfaden inklusive goldener Nadel. Wie bei seinen frühen Werken kombiniert er formale Aspekte der Minimal und Concept Art mit sozialen und ökonomischen Fragestellungen.

Im Gegensatz zu den vorwiegend rationalen, seriellen und textuellen Ansätzen der sechziger und siebziger Jahre erweitert Cildo Meireles die intellektuelle Rezeption um diese zusätzlichen Erfahrungen. Häufig passt er seine Installationen an die spezifischen geografischen und historischen Umstände des Ausstellungsortes an und intensiviert so die Identifikation mit ihnen.

Die Ausstellung von Cildo Meireles im Hamburger Kunstverein ist seine erste größere Einzelausstellung in Deutschland und kombiniert frühe Arbeiten mit neueren, speziell für den Ort modifizierten Installationen.

Im Anschluss an die Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag.

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Cildo Meireles
Kurator: Yilmaz Dziewior