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Die Fotografische Sammlung des Museum Folkwang zeigt im Altbau des Museum Folkwang die erste Einzelausstellung der britischen Fotografin Clare Strand (geb. 1973 in Surrey). Strands Faszination für Kriminalgeschichten, Horrorszenarien und paranormale Phänomene ist grundlegend für viele ihrer Arbeiten. Sie entwickelt in zahlreichen fotografischen Genres ihr teils mysteriös und unheimlich wirkendes Werk, von der Studiofotografie des 19. Jh. bis zur polizeilichen Tatortfotografie. Das Museum Folkwang präsentiert insgesamt sechs Serien aus den letzten 10 Jahren.

Clare Strand fotografiert selbst oder findet und sammelt fremde Fotografien, die sie für eine ihrer thematisch definierten Arbeiten weiter verwendet. Für ihre wechselnden Themen nutzt sie unterschiedliche fotografische Methoden, mit denen sie insbesondere die Relation des künstlerischen Gebrauchs zur angewandten Praxis der Fotografie reflektiert. In den thematisch zusammengefassten Werkgruppen, stellt sich insbesondere die Frage nach dem Stellenwert des Einzelbildes und der Serie.

In der Ausstellung des Museum Folkwang wird u.a. Clare Strands zweiteilige Serie Gone Astray (Portraits und Details) gezeigt, deren Titel Charles Dickens ”Houshold Words“ entnommen ist. Im ersten Teil der Arbeit posieren Städter unterschiedlichen Alters vor einer gemalten Naturkulisse, die auf das 19. Jahrhundert verweist. Der zweite Teil der Arbeit besteht aus acht Nachtaufnahmen. Jede Fotografie zeigt eine mysteriöse Szene, dargestellt von Clare Strand oder ihrem Partner. Der gesamten Serie sind Texte – Zwei- bis Vierzeiler – zugeordnet. Diese Passagen ermöglichen dem Betrachter Bezüge zu den Fotografien. Strand setzt allerdings Bild und Text, Lesen und Schauen als Wahrnehmungsebenen nebeneinander, ohne sie miteinander zu verbinden. Die Arbeiten machen die Vorliebe der Fotografin für das Ungewisse und die Mehrdeutigkeit fotografischer Bilder anschaulich. Jedes Bild dieser Serie befördert andere Assoziationen und Vermutungen. Eine Geschichte wird nicht erzählt, sondern viele werden vorstellbar.

Im Rahmen einer Auftragsarbeit zum 50-jährigen Bestehen der „New Towns“ entstand 2003 die Arbeit Signs of a Struggle. Das staatlich geplante und gefördertes Projekt „New Town“ wurde Ende der 1940er Jahre begonnen, um in Großbritannien und Nordirland die Ballungszentren zu entlasten und regionale Strukturen zu schaffen. Clare Strand nimmt die Idee des Theaterregisseurs Eugene Ionescos einer perfekten Stadt auf, die nur den einen Fehler hat, dass sich in ihr ein nicht zu fassender Serienkiller aufhält. Diese unheimliche Vorstellung erscheint Strand als eine Utopie der New Towns und für sie die Möglichkeit das Verhältnis von Dokument und Fiktion fotografisch darzustellen. Strand nimmt die Rolle der Ermittlerin ein, die Archive durchforstet, fotografiert und manipuliert. Für den Betrachter sind Herkunft und Entstehung der Fotografien nicht ersichtlich.

Die für das Aufziehen der Bilder verwendeten etwas vergilbten Kartons vermitteln Alter, die Fotografien selbst suggerieren Tatorte. Auch in dieser Arbeit verwendet die Künstlerin Texte, ”New Town Tales”, die in austauschbarer Reihenfolge den neun Bildern zugeordnet sind und dem Betrachter Zuschreibungen ermöglicht, die über die Bildebene hinausgehen.

Die Ausstellung zeigt außerdem die Serien Photism, Kirlian und Conjurations.

Zur Ausstellung erscheint eine Buch mit einem Essay von Ute Eskildsen, einem Interview von Chris Mullen mit Clare Strand und einer Einführung von David Chandler.

Die Ausstellung wird unterstützt vom British Council.

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