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Zwei Fotokünstler blicken auf die Natur und heraus kommen zwei völlig unterschiedliche Bildwelten. Das, was beide verbindet, ist ihr Bezug zur Wissenschaft. Claudia Fährenkemper hat Geographie und künstlerische Fotografie bei Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert. Ein großer Werkblock ihrer Arbeit widmete sich den unterschiedlichsten Typen von Braunkohlenbaggern. Von diesen Großmaschinen wurde ihr Blick auf Mikromaschinen, Motoren und Turbinen gelenkt, deren Gestalt sich nur unter dem Mikroskop erkennen läßt. Von hier war der Weg nicht weit zu den für das bloße Auge nicht mehr sichtbaren "Geräten" der Tier- oder Formen der Pflanzenwelt: es eröffnete sich eine bizarre, oft phantastisch anmutende Welt, deren Anblick uns unbekannt und die nur indirekt über den Beschuss mit Elektronen am Raster- elektronenmikroskop fotografisch sichtbar gemacht werden kann. Die dadurch suggerierte eigenartige Lichtsituation und Materialität von winzigen Käfern, Kaulquappen oder Samen erlangt durch die künstlerische Beobachtung, Auswahl und Vergrößerung eine ganz eigenständige, tief beeindruckende Sinnebene. Jochen Lempert ist Künstler und Biologe. Während er sich früher hauptsächlich mit dem Medium Film beschäftigte, verfolgt er seine bildnerischen Ideen zu Beziehungen und Brüchen im Tierisch-Menschlichen seit einigen Jahren nur noch mit der Fotografie. Jochen Lempert gehört zu denen, die sich der Erforschung der Tierwelt unter ganz neuen Voraussetzungen der Bewertungshierarchie nähern. Es geht ihm um eine neue Balance zwischen Mensch und Tier, es geht um einen Blick auf die Welt der Tiere und unseren Umgang damit nicht primär oder ausschließlich des Menschen wegen, sondern um des Lebens willen. Es geht um die Frage, was Leben denn überhaupt noch bedeutet. Eine sehr spezifische Fotoästhetik trägt diese Art der Untersuchung. Das Fotopapier ist stumpf und rauh, die Tiefenschärfe ist äußerst gering, häufig präzisiert sie nur ein Detail eines Motivs. Dem entsprechen die mittleren Grautonwerte und das plötzliche Aussetzen von Modellierung im Licht oder Dunkel. Leicht Verschwommenes oder in der Umgebung sich Verlierendes schärft auf gänzlich unromantische Weise den Eindruck. Gesichter sind es, die Jochen Lempert in Neuss zeigt, zusammengestellt zu größeren Tableaus, herausgesucht aus in Jahren zusammengetragenem Negativmaterial und vergrößert auf altem, überlagertem russischem Fotopapier. Ein nachdenklicher Ausflug zu dem, was wir als Betrachter als "Gesicht" erkennen.

Pressetext

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Claudia Fährenkemper: embryo metamorphose imago
Jochen Lempert: physiognomische Versuche
FOTOGRAFIEN