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Überall da, wo sich Menschen in größerer Zahl aufhalten, versuchen sie, der Landschaft, dem Raum, in dem sie leben und arbeiten ihren Stempel aufzudrücken. Sie setzen Zeichen und machen damit sichtbar, wie sie den Raum sehen, was er ihnen bedeutet, wie sie ihn nutzen und welchen monetären oder Eigenwert er für sie bedeutet. So gesehen sind Fabriken, Zechenanlagen, Straßen und Wohnanlagen Ausdruck monetärer Wertschätzung, Okkupationen von Landschaft und Natur.

„Unsere bisherige Technik steht in der Natur wie eine Armee im Feindesland, und vom Landesinnern weiß sie nichts“. So beschreibt der heute fast vergessene Philosoph des „Prinzip Hoffnung“, Ernst Bloch, unser Verhältnis zur Natur.

Zeichen setzen, sichtbar machen? Das geht auch anders. Davon zeugt die Kunst- Geschichte des Ruhrgebiets mit ihrem breiten Spektrum von „Industrial Land Art“, deren jüngste Ergebnisse seit dem Europäischen Kulturhauptstadtjahr 2010 auf dem „Gahlenschen Kohlenweg“ von Bochum über Herne und Gelsenkirchen bis Dorsten zu sehen sind.

Das Projekt „Kunst bewegt Räume“ setzt diesen Weg mit neuen Markierungen fort: Claudia Schmacke mit „Probe“ und Billie Erlenkamp mit „Stühle an den Schölzbach“ nehmen sich Bächen in Gelsenkirchen und Dorsten an. Sie haben ihr Augenmerk auf ehemals sauberes Wasser spendende Bäche, die kleinen Schwestern der Flüsse, gerichtet, die, mit Beginn der Industrialisierung zumeist in Rohre gezwängt, überbaut oder überwachsen, den Blicken entzogen und als unscheinbare „Vorfluter“ dazu verdammt sind, auf stille Weise infrastrukturelle Dienstleistungen zu erbringen. Auf etwas aufmerksam machen will auch der Herner Künstler Helmut Bettenhausen mit seinen komplementären Frottagen von Kanaldeckeln. Ihm geht es auch um das „Unter dem Darüber“. Deckel verschließen die Zugänge zu den unterirdischen Kanälen, die Schmutz- und Regenwasser aufnehmen und sie über Bäche (Vorfluter) in die Emscher abführen. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Claudia Schmacke, Billie Erlenkamp und Helmut Bettenhausen bezeugen auf spezifische Weise den Gegenständen und Themen ihrer Kunst nicht nur ihren Respekt und geben ihnen damit ihren Eigenwert zurück, sondern sie ermöglichen dem Betrachter ihrer Kunstwerke einen Einstieg in die „Labyrinthe des Industriellen“ – und helfen bei den Ausstiegen daraus!

Claudia Schmacke Probe Die Installation Probe markiert fünf Stellen entlang des historischen Bachlaufes von der Quelle des Börnchenbachs im Naturschutzgebiet „Im deipen Gatt“ an den Ortbeck-, Stadtwaldteichen bis zur ehemaligen Mündung des Springbachs in die Emscher. Der Börnchenbach fließt in den Leither Mühlenbach, der sich mit dem Knabenbach zum Springbach vereinigt und kurz darauf in einem Rohr im Untergrund verschwindet. Der so zur Kloake mutierte Bach ist Sinnbild der Situation im Revier, das heute nach Ende des aktiven Bergbaus die Langzeitfolgen zu tragen hat. Nur mit erheblichem, technischem Aufwand können historische Gewässerverläufe renaturiert werden.

Diese Ambivalenz von Technik und Natur wird durch das Kunstwerk thematisiert. Probe mutet an wie ein Messinstrument, dessen genaue Funktion undefiniert bleibt. Wird hier dem Bach Wasser entnommen – wird es getestet, gemessen oder werden Substanzen zugefügt? Technik, Natur und Geschichte bilden eine interessante Schnittstelle, die durch die künstlerische Intervention sichtbar wird.

Das Projekt PROBE von Claudia Schmacke wird am Freitag, 22.06.2012, um 18.30 Uhr in der Kleingartenanlage Erle e.V. Mühlbachstraße 38, 45891 Gelsenkirchen durch H. Peter Rose- Stadtrat für Kultur, Bildung und Jugend der Stadt Gelsenkirchen a.D. seiner Bestimmung übergeben.

Donnerstag, 21. Juni 2012, um 11.00 Uhr in der Kleingartenanlage Erle e.V. Mühlbachstraße 38, 45891 Gelsenkirchen (Nähe Vereinsgaststätte “Zur Mühlbachklause”)

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Claudia Schmacke
PROBE
im Rahmen der Initiative “Kunst bewegt Räume”
Beginn: 21. Juni 2012