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Claudia Zweifel I Before and after
10. Juni – 21. Juli 2017
Vernissage: 9. Juni um 19 Uhr
Mi-Sa / Wed-Sat 13-18h und nach Vereinbarung / and by appointment

Galerie Gilla Lörcher | Contemporary Art freut sich, die zweite Einzelausstellung der Schweizer Künstlerin Claudia Zweifel zu präsentieren. Die Ausstellung „Before and after“ zeigt ausgewählte Arbeiten der Künstlerin aus den Genres Malerei und Zeichnung. Sei es Malerei, Zeichnung oder Objekt – ob digital oder analog – was immer Claudia Zweifel in ihrer Ausstellung (...) zeigt, malt, zeichnet oder formt, alles ist Realität und Illusion zugleich. Die Werke umspannen visuelle Möglichkeiten und Wahrnehmungsreize in der Fläche und im Raum und hinterfragen Farbe als umfassenden Ausdrucksträger, als konstituierendes wie virtuelles Element, dessen Wirkung vom sublimen Farbraum über individuell gesetzte Strukturen bis zum konstruktiven Verlauf und weit darüber hinaus reicht. Im Sublimationsdruck werden Bilddaten mit einem feinen synthetischen Trägerstoff verwoben und auf Dauer gleichsam materialisiert. Alles fließt in ein Bild, seien es Daten, Farben, Farbverläufe oder graphische Strukturen. Nichts wird dem Zufall überlassen. Alles ist da, in Gedanken, als Konzept, bevor das Transferverfahren beginnt. (Text: Birgit Möckel)

Wenn digitale und handgemachte Malerei in einem Bild nicht zu unterscheiden sind, werden eine Menge an Kontroversen und medienideologischer Debatten sehr entspannt mit einem Mal hinfällig. Claudia Zweifel zeigt mit ihren digitalen Malereien, die final mit der Hand komplettiert/vollendet werden, dass sich diese beiden Macharten synergetisch ergänzen können, sich also alle Diskussionen über Ausschließlichkeiten von digital und nichtdigital auch einfach erübrigen. Relevant ist vielmehr, wie sich die unterschiedlichen Ressourcen nutzen lassen. In diesen Bildern wird eindrucksvoll vorgeführt, wie sich zarteste transparente Überlagerungen inzwischen mit aktueller Malerei-Software besser realisieren lassen als mit traditioneller Pinselkraft. Der Duktus echter Ölkreidentextur in Ergänzung dazu verleiht den eigentlich digitalen Bildanteilen überraschenderweise wiederum eine fast analoge Anmutung. (Text: Gunter Reski)
Bei der Zeichnung „La Promenade“ greift Claudia Zweifel die ornamentale Gestaltung der „Carrés“, der klassischen Seidentücher von Hermés auf, bei denen sich das Luxuslabel an allegorischen und symbolischen Bildern der europäischen Kulturgeschichte bedient. In ihrem Text über die Bleistiftzeichnungen der Künstlerin schreibt Tatjana Turanskyj:
„Claudia Zweifel dekonstruiert in ihren Bleistiftzeichnungen nicht nur den Gegenstand – das Seidentuch – sondern auch seine Materialität. Es sind optische Täuschungen und wie bei allen anderen Werken von Claudia Zweifel spielt auch hier die Oberflächengestaltung eine große Rolle. Jedes gezeichnete Tuch hat seine Vergangenheit und trägt auf der Zeichnung sichtbar die Spuren seiner Besitzerin. Sorgsam sind die Falten gezeichnet und durch Ausradierung und Auslassung verblasst nicht der Gegenstand sondern die Vergänglichkeit seines Motivs. Sie spielen auf den Luxus an und spielen mit seinem Schein und entfalten gerade wegen ihrer Detailtreue und Genauigkeit in Faltenwurf, Ornament und Muster eine eigenartige Wirkung. Es ist eine sorgsam durchdachte Rezeption und Dekonstruktion eines Klassikers und einer Luxusmarke samt seiner eigentümlichen Ikonografie. Trotz dieser radikalen Aneignung wirken sowohl der Gegenstand als auch sein Abbild entrückt und zart. Die Zeichen der Vergangenheit werden mit größter Zärtlichkeit bedacht.“

Claudia Zweifel, geb. 1981 in Zürich, Schweiz. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Bildenden Künste an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern und der Universität der Künste Berlin (BA). Ihre Arbeiten wurden ausgestellt u.a. in: KW Institute for Contemporary Art (Berlin); Kunstmuseum Luzern (Schweiz); Kunstverein Schwäbisch Hall; Kunsthalle CCA Andratx (Mallorca); Sammlung Falckenberg/Deichtorhallen (Hamburg); Kunstverein Schaufenster (Düsseldorf); Galerie Bereznitsky (Kiew, Ukraine) und Galerie Gilla Lörcher I Contemporary Art (Berlin).