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Code + Poetry geht auf eine Idee von Frieder Nake zurück, der in seinen Schriften bereits 1986 von Ober- und Unterfläche sprach. Vor dem Hintergrund der Konkreten Poesie, die wir seit den 1960er Jahren kennen, kann die reine Programmierebene bereits als Kunstform wahrgenommen werden. Auch wenn bei der Entstehung eines programmierten Kunstwerks oft noch weitere Ebenen im Verlauf des Schaffensprozesses durchlaufen werden: Konzept, Flussdiagramm, Programmierung, Lochkarten, Maschinensprache und schlussendlich die Ausführung des Codes, der dann für unsere Sinne in einem Objekt, durch Bewegung oder auf dem Bildschirm erfahrbar wird.

Die Ausstellung Code + Poetry in der DAM Gallery bringt die verschiedenen Ebenen für den Besucher in einen Dialog. Neben den Kunstwerken werden Konzepte, Flow Charts und Programme in Ausschnitten präsentiert.

Dabei reichen die Realisierungsformen von der klassischen Software auf dem Bildschirm über interaktive Installationen bis hin zu kybernetischen Abläufen, die durch einfache Bimetall-Federn ausgeführt werden.

Die frühesten Artefakte stammen von Manfred Mohr, Lochkarten von 1970, die als Zwischenschritt zwischen Programm und Ausführung gesehen werden können. Mohr verwendete die frühe Programmiersprache Fortran, die bereits in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Die gezeigten Papierarbeiten wurden in dieser Sprache und auf diesem Weg hervorgebracht.

Auch Frieder Nake ist mit einer seiner ersten Arbeiten von 1965 vertreten, die schon zur damaligen Zeit zwei Programme kombinierte. Das Eine brachte Linienstrukturen hervor und das Andere eine Kreiskomposition. Mit seiner jüngsten Serie von 2015 greift er ein altes Programm nochmals auf.

Roman Verostko, ebenso ein Künstler der Pionierzeit, entwickelt seit den 1970er Jahren eigene Programme um damit seine künstlerischen Ideen zum Ausdruck zu bringen. Verostko überrascht mit einer neuen Serie auf schwarzem Grund, die an seine Cyberflowers erinnert.

Das Künstlerpaar Sommerer & Mignonneau ist bereits vor über 20 Jahren mit interaktiven Installationen bekannt geworden. Ein Bereich der in ihren Arbeiten nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. Ihre Installation "Life Writer" geht konzeptuell eher den umgekehrten Weg, aus den Buchstaben, die der Besucher auf der alten Schreibmaschine tippt entstehen auf dem Blatt "lebende Insekten", die sich dann verflüchtigen.

Das niederländische Künstlerpaar Driessens & Verstappen entwickelte ein Softwareprogramm, in dem eigenständige sogenannte "Automaten" den Verlauf der Software beeinflussen und fast zum Stillstand bringen können. Ästhetisch erinnert die Darstellung an den Alterungsprozess einer von Organismen überzogenen Wand.

Casey Reas zeigt seine erste Software-Arbeit Path - Software 1 von 2001, die sich auf ein Konzeptpapier von Valentin Braitenberg bezog, der als Kybernetiker und Hirnforscher bekannt wurde und Reas inspirierte. Hierbei geht es um komplexe Bewegungsabläufe, die mit einfachsten Versuchsanordnungen hervorgebracht werden können.

Die Künstlergruppe LAb[au] ist mit einer Arbeit ihrer Origami-Serie vertreten. Dreiecksformen, die in freien Strukturen gruppiert sind, bewegen sich durch das Erhitzen und Abkühlen von Federn.