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Die aktuelle Ausstellung in der Emmanuel Walderdorff Galerie fasst Arbeiten von fünf Künstlern unter dem Aspekt der Collage zusammen. Seit die Moderne die Collage zur Kunstform erhob, hat dieses Genre an Renommé und Bedeutung ein wechselhaftes Schicksal erfahren. Im Sinne der bildenden Künste meint 'Collage' ein Montieren von verschiedenen ausgeschnittenen Bildelementen zu einem neuen Bild. Ein Konzept, welches sich, vor allem in digitalen Zeiten, auch auf andere Ebenen, zum Beispiel musikalische oder literarische, übertragen lässt und auch deren Vermischung zulässt. So ist beispielsweise die Grenze von Bild nach Gedicht oder auch von Gedicht nach Bild in der Collage besonders durchlässig.

Christina Biron (tiana-alexis)repräsentiert hierbei Collage im klassischen Sinn. Fein geschnittene Elemente aus unterschiedlichen Quellen werden mit hoher grafischer Sensibilität überraschend kontextualisiert und ergeben neue, märchenhaft-surrealistische Bildgedichte. Die feinfühligen Arbeiten handeln von Kindheit, Ängsten und Verletzlichkeit.

Seit 1996 arbeitet Jakob Roebke an kleinformatigen Bildtafeln, von denen mittlerweile fast 1000 Stück entstanden sind. Die auf den Bildern dargestellten Geschehnisse erzählen gleichnishaft von Möglichkeiten, wie sich das Ich des Menschen verhalten kann und zeigen exemplarisch menschliche Einstellungen und Empfindungen. Hier in räumlichen Situationen verbildlicht, muss deswegen auch das Innen und das Außen und deren Wechselbeziehung aus psychologischer Perspektive betrachtet werden. In den Innenräumen erscheinen wiederkehrende variierende Motive, Situationen und Themen. Jedes Einzelbild ist eine Welt für sich, doch gleichzeitig ist es konzeptionell eingebunden im Kontext aller Collagen von Jakob Roepke, so erschließen sich mögliche Bedeutungen einer Collage auch aus diesem Netzwerk. Anspielung und Zitate aus Kunstgeschichte und populärer Bildwelt eröffnen noch eine weitere Deutungsebene für Roebkes Collagen.

Klassisch sind die bisher genannten in dem Sinne, als sie dem Vokabular der Moderne stärker verpflichtet sind als dies bei Vanessa Henn der Fall ist, die dieses Vokabular bisweilen ironisch bricht. Hier finden sich pop-inspirierte Herangehensweisen an das Medium Collage, in denen Elemente des Comics, der Werbung und der elektronischen Medien auf eigentlich zeichnerischem Wege zu neuen Aussagen führen, die wieder verstärkt aus dem Verhältnis Kunst und Wirklichkeitserfahrung schöpfen. Raffinierte Bezüge aus verschiedenen Bildqualitäten und existentiellen Verweisen fallen ins Auge. Fernab der illusionistischen Verschmelzung von Bildmodulen bleiben diese in Henns Zeichnungen und Collagen in ihrer Verschiedenheit voneinander durchaus abgesetzt. In der Schärfe von Kontur und Kontrast liegt denn auch die geradezu bildhauerische Präsenz dieser Arbeiten.

Johannes Schlichting zeigt unter dem Titel 'DECORUM' eine Arbeit, welche die Bild- und Musikcollage miteinander verbindet. Die Synchronisierung einer Folge von fünfzehn einzelnen Bildern - selbst Mischungen aus Fotografien und Filmstills - mit einer zwanzigminütigen Tonspur wird projiziert und erhält filmischen Charakter. Die Tonspur besteht aus Musikfragmenten verschiedener, meist spätromantischer Herkunft und gibt eine Reihenfolge und den Rhythmus der Bilder sowie die Länge ihrer Überblendungen vor. Entstanden ist eine Arbeit, welche gleichermaßen bildnerische und musikalische Konzepte verfolgt, und - vor allem in ihrer projizierten Form - deren vollständige Durchdringung anstrebt.

Seit längerem nutzt Julia Schrader – unter anderem – organische Fundsachen für ihre Kleinplastiken. Mittlerweile haben wir es mit einer eigenen Reihe von Objekten mit dem Titel ‚Mermaid’s Purse’ zu tun, in der diverse Details aus dem reichen Fundus der Formen- und Fabelwelt der Künstlerin zusammenwachsen. Nebeneinander auf kleine, hautfarben bezogene Tafeln montiert ergeben sie ein fantastisches Naturalienkabinett, in welchem wir Gelegenheit haben, gewissermaßen durch die Lupe neueste Entdeckungen auf dem Gebiet der Mischwesenbiologie zu bestaunen. – Wir sehen: Das Geschuppte, Das Gestachelte, Das Gehörnte, Das Löchrige, Das Äugige, Das Zungige, Das Muschlige, Das Ungliedrige und das Gliedmaßige, Das Hautige, Das Pelzige, Tentakel, Scheren, Fühler, Panzer, alles aus- und ineinander - wie die Natur es eben will.

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Collage

Künstler: Christiana Biron, Vanessa Henn, Jakob Roepke, Johannes Schlichting, Julia Schrader