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Zu sehen sind Fotografie, Skulptur, Video, Installation, Zeichnung, Computeranimation und Performance.

Die KünstlerInnen hinterfragen und dekonstruieren in „connected“ gewohnte Wahrnehmungsprozesse von Körper, Zeit und Raum. Mechanismen der medial vermittelten Konstruktionen von Realität werden offen gelegt, Kommunikationsaspekte beleuchtet. Die Quellen, aus denen die ausgestellten KünstlerInnen schöpfen, sind ebenso divers wie ergiebig. Neben Erkenntnissen, Methoden und Theorien aus den Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft dienen genauso Volkskunst, Populärkultur, Film, aber auch die klassische Kunstgeschichte als Ausgangspunkt für die unterschiedlichen künstlerischen Positionen. Dass eine solche Vielzahl von Referenzen auch verschiedener Medien bedarf, liegt auf der Hand. Die Unterscheidung zwischen „alten“ und „neuen“ künstlerischen Medien wird dabei obsolet. Fokus der Arbeiten sind Selbstreferenz und Transformation von Medien, Materialien und Methoden und das daraus resultierende Beziehungsgeflecht von Medien und Wahrnehmung. Durch Perspektivwechsel und unerwartete Interventionen werden Alltagserfahrungen und überkommene Denkmuster neu erschlossen. Verbunden sind die KünstlerInnen durch ihre gemeinsame Lehrtätigkeit an der Universität für angewandte Kunst im Departement für Transmediale Kunst.

Brigitte Kowanz, Now We See, 2010 „Brigitte Kowanz verwendet unterschiedliche Sprachformen, um die Erscheinungen des Lichts begrifflich zu übersetzen, bzw. um visuelle Poesien von analytischer Klarheit zu schaffen. Die Arbeiten besprechen das Licht auf eine Art und Weise, dass es auf die Sprache zurückfällt und deren eigene Regeln und Mechanismen beleuchtet. So erweisen sich Lichtbesprechung und Sprachbeleuchtung nicht nur als einander ergänzende Strategien, sondern auch als Möglichkeiten, das jeweils eigene Medium vom anderen her zu bespiegeln und auszuloten.“ Rainer Fuchs Der Titel der Lichtarbeit „Now We See“ wurde alphanumerisch codiert (a=1, b=2, c=3…) und die einzelnen Worte addiert. Licht kann sich als Welle oder als Teilchen zeigen, Zeichen können als Buchstabe oder als Zahl aufgefasst werden, je nach Zugangsweise und Position ergeben sich andere Bedeutungskomplexe - über Doppelsinn und Doppelcharakter.

Nikolaus Gansterer, Figures of Research, 2011 Nikolaus Gansterer beschäftigt sich in seiner Installation mit der Frage nach der Visualisierbarkeit von Denkvorgängen. In Form einer Tisch- und Wandinstallation stellt er ein diagrammatisches Verweissystem zusammen und führt darin die Konstruktion wissenschaftlicher Bildsprachen vor Augen. Mittels Fotos, Diagrammen und Wahrscheinlichkeitsnetzen entwickelt er parallele Leserichtungen zu gängigen Erklärungsmodellen. Eine in die Installation integrierte Videoarbeit thematisiert die Rolle der Zeichnung als Wissensmedium: In Nahaufnahme verfolgt man die Hände des Künstlers beim Zeichnen und Ausradieren, beim Entwerfen und Verwerfen von verschiedenen Denkfiguren auf einer Schultafel.

Willi Kopf, Rocket Man, 2008 Rocket Man gehört zur Werkgruppe Placement Works (1994 bis heute), die aus Materialien der industriellen Massenproduktion entstanden ist. Rocket Man reagiert auf die vorgegebenen Bedingungen einer Einkaufssituation in Baumärkten und Kaufhäusern, in denen das Warenangebot in Konsumationsabläufe strukturiert ist, um dem Besucher ein schnelles und sachlogisch richtiges Reagieren zu gewährleisten. Ohne Rücksicht auf diese vorgegebene Orientierung werden die Materialien, Werkzeuge und Halbfabrikate auf sekundäre Strukturen untersucht und räumlich verkettet, sodass sich neue Gesetzmäßigkeiten und Kommunikationsformen ergeben.

kozek hörlonski, Take A Bow, 2011 kozek hörlonski nehmen für ihre neueste Performance Schönperchten als Vorlage. Die als Glücksbringer geltenden folkloristischen Figuren aus dem Salzburger Land tragen prachtvolle Kopfaufsätze. Ein zentraler Bestandteil ihres Ritus ist die Verbeugung vor Bauernhöfen und wichtigen Personen im Ort. Begleitet werden sie jeweils von einer Gesellin, wobei auch diese nach dem streng gehandhabten Codex nur von einem Mann dargestellt werden darf. kozek hörlonski erweisen mit ihrer eigenen Interpretation einer Tafelpercht der Galerie Hämmerle die Reverenz und ziehen anschließend mit ihrer Kunst in die Räume ein.

Wolfgang Obermair, Ribbon – Double Loop, 2011 Zwei Hula-Hoop-Reifen sind zu einer Schleife verbunden und werden durch einen Motor in eine Drehung versetzt, die permanente optische Variationen erzeugt. Auf theoretischer Ebene verbindet die Arbeit ironisch die kinetische Kunst der frühen 60er Jahre mit dem etwa zeitgleichen Populärwerden des Hula-Hoop-Reifens in einer doppelt geloopten Situation.

Franz Schubert, The Golden Hour, 2011 Die Computeranimation zeigt einen digital generierten Landschaftsausschnitt. Die einzige Bewegung geht von einem im Wind wogenden Getreidefeld und einem am Dach liegenden Auto aus, aus dem Rauch dringt. Erinnerungen an „Memento Mori“-Darstellungen und den klassischen „Film Noir“ werden geweckt. Die zugleich kontemplative und unheimliche Szene ist im Licht der untergehenden Sonne dramatisch gefärbt. In der Fotografie wird diese spezielle Lichtstimmung als „Golden Hour“ bezeichnet. Derselbe Begriff wird aber auch in der Notfallmedizin verwendet: damit wird jener Zeitraum bezeichnet, in dem unter Schock stehende Schwerstverletzte bei sofortiger medizinischer Versorgung die besten Überlebenschance haben.

Rini Tandon, Shooting Location, 2010 Shooting Location gehört zur Werkgruppe Ocular Series, die aus konzeptuellen und skulpturalen Zeit-Raumfragen resultiert. Die Arbeit verbindet die wahrgenommene Realität eines Zeitkontinuums mit der extrahierten Realität eines künstlichen Zeit-Raum-Gefüges. In der Nachbearbeitung des vorliegenden Sujets wurde eine 1/250 Fotosekunde durch eigens erstellte ‚Frames’ räumlich ausgedehnt. Die Transparenz der Frames löst einen systematischen Prozess der Selbst-Reorganisation aus, welcher den physischen Mechanismus der Wahrnehmung und den dafür beanspruchten Augenblick in eine reziproke Beziehung setzt. Viele Phänomene liegen so nah beieinander, dass ihre Existenz nicht mit dem Auge erfassbar ist, so wie der Zeit-Raum zwischen Netzhaut und Wahrnehmung. Dieser Prozess-Raum steht im Mittelpunkt der Ocular Series.

Elisabeth Wildling, endless, 2010 endless beschäftigt sich mit medial vermittelter Wirklichkeitskonstruktion von Raum- und Zeitwahrnehmung. Mittels einer Doppelprojektion entsteht ein Gesamtbildraum, in dem die Raumelemente in ein Wahrnehmungsspiel treten. Es entsteht ein unauflöslicher Widerspruch in der Differenz der beiden wahrgenommenen Bilder. Während des Wahrnehmungsprozesses treten die Differenzen zwischen den beiden Einzelbildern in einen Dialog. Technisch bedingte räumliche und zeitliche Zustände werden in einer Form visuell erfahrbar, wie sie nicht mit dem Auge gesehen werden können. Die Bildästhetik dieser Videoinstallation entsteht über eine Spielart des sogenannten "Vertigo Effektes", der einen optischen Widerspruch von sich Nähern und Zurückweichen erzielt. Durch die Bewegungen und die parametrischen Änderungen "des Apparates", der eine perspektivische Störung bewirkt, wird der Raum zur handelnden Struktur.