Cordula Güdemann "tiefweiß und strahlend schwarz - Gouachen"

Cordula Güdemann im Böblinger Kunstverein
»tiefweiß und strahlend schwarz – Gouachen«

Entgegen der Angabe im Halbjahresprogramm beginnt die Ausstellung mit Arbeiten von Cordula Güdemann bereits am Freitag, 23. Oktober 2015. Die Vernissage findet um 20.00 Uhr statt. Die Gouachen Güdemanns, Professorin an der Kunstakademie Stuttgart, gehören zu den Höhepunkten des Ausstellungsjahrs. Als wichtige Vertreterin der figurativen Malerei hat sie sich die Welt der abstrakten Kunst erobert, die so zum Greifen nah kommt, teils als Landschaftsanmutung, teils als urbane Fiktion. Dass sie diese indifferenten Szenerien auszuformulieren vermag, basiert allein auf der Meisterschaft ihrer Peinture. Die mittel- und kleinformatigen Gouachen bestechen durch ihre drastische Farbigkeit und lassen einen Furor erkennen, den die Künstlerin als engagierte Kulturbürgerin auszeichnet: Sie versteht Kunst auch als Reaktion auf gesellschaftliche und weltpolitische Entwicklungen.

In ihrer Serie, die anfangs unter dem Aspekt gemalt wurden, Vorstufen zu größeren Formaten zu sein, hat sich Cordula Güdemann die Freiheit genommen, abstrakt zu arbeiten, um dem Gegenstand gerecht zu werden. Noch bevor die Erde im kriegerischen Taumel in eine gefährlich abschüssige Bewegung geriet, sah sie sich von den umwälzenden Ereignissen umgetrieben: Wie kann man diesen Wahnsinn malen? Und noch mehr: Wie könnte man ihn ignorieren? Mit figurativer Dinglichkeit zu reagieren, schien der Künstlerin nicht möglich. So verselbstständigten sich die Gouachen in einer atemberaubender Buntheit, deren tiefster Wert das Weiß ist – und dann und wann leuchtet ein strahlendes Schwarz auf. Es ist nichts mehr wie es war. Als wollte sie diesen Zustand auf den Bildträger bannen, setzt sie immer und immer wieder an, Farbe zu setzen. Trotz ihres mittleren Formats und des gestischen Auftrags vermitteln die Arbeiten eine verhaltene Monumentalität, die keiner größeren Umsetzung mehr bedarf. Das Resultat sind irritierend schöne, seismographisch überwältigende, geheimnisvoll formwerdende Chiffren einer undurchdringbar gewordenen Welt, die sich anschickt, von kosmischer Ganzheit wieder in mythisches Chaos zu stürzen.

Die Ausstellung dauert bis zum 22. November. Die Einführung hält Günter Baumann, Ausstellungsmacher und 2. Vorsitzender des Kunstvereins. Cordula Güdemann wird zur Eröffnung anwesend sein. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sie ab 29. November auch in einer von Günter Baumann kuratierten Gruppenausstellung zeitgenössischer Künstler in der Galerie Schlichtenmaier, Schloss Dätzingen, zu sehen sein wird.

Dr. Günter Baumann