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Anne Collier

1.Mai – 20. Juni 2009 Eröffnung 1.Mai 2009, 18h

„I always liked the idea that there is something underlying the surface that’s disturbing or something that asks a question or brings up an idea, and then that the surface is quite serene and clean and formal.“

Anne Collier fotografiert in ihren Arbeiten fotografisches Material, das sich von Werbungsanzeigen und ikonographischen Postern bis zu Bucheinbänden und Schallplattenhüllen erstreckt. Die Künstlerin thematisiert unseren bildlichen Zugang zur Welt und zu Populärbilden, sowie wechselseitige biographische Erzählungen und verweist auf die nostalgische Anziehungskraft von gefundenem Material (s. Sylvia Plath; Studio Lightning). Obgleich das Thema des Originals – häufig mit einer Betonung auf die Populärkultur der 1970er Jahre – hier eine bedeutende Rolle spielt, so ist die Art der Darstellung gleich wichtig. Substil verweist diese auf den ursprünglichen Besitzer, Verwendungszweck und Gebrach des Bildes, wie an den verblassten Farben, Faltungen und Knicken erkennbar ist und die den Verlauf der Zeit kennzeichnen. Doch die gesammelten Drucke und Hüllen werden nie unter einem sozialdokumentarischen Aspekt in ihrer originalen Umgebung abfotografiert. Die distanzierte, formelle Art der beinahe forensischen Aufnahmen Colliers führt nicht zu Einschätzungen über den Charakter des ehemaligen Eigentümers. Stattdessen werden sie von den weißen Wänden, an denen sie befestigt oder gegen die sie gelehnt sind, und dem Fußboden des Zimmers „eingerahmt“. Wie in einem White Cube, erfasst in präziser und reduzierter Förmlichkeit, erzeugen ihre Aufnahmen noch eine weitere Distanz zwischen dem Betrachter und dem gezeigtem Gegenstand. Als Folge dessen ist es jetzt die Physikalität bzw. der Objektcharakter des ursprünglichen Drucks, seine Oberfläche, die die neue Fotographie kennzeichnet. Und noch ist es eben diese Distanz, in Kombination mit den oftmals romantischen Themen der Drucke, die ein seltsames Gefühl der Sehnsucht und des Verlangens innerhalb des Betrachters evozieren. Er wird in das Bild hinein gesogen und ist doch zur gleichen Zeit ausgeschlossen.

Durch ihre sterile und formelle Ästhetik erhebt Anne Collier die Oberfläche von Dingen zum eigentlichen ästhetischen Prinzip und leistet einen wichtigen Beitrag zur Debatte über die Verwendung der Begriffe Subjektivität und Repräsentation in der zeitgenössischen Fotografie.

Anne Collier lebt und arbeitet in New York. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Einzelausstellungen des Bonner Kunstvereins; Presentation House Gallery – PHG, North Vancuver; Marc Foxx, Los Angeles; Anton Kern Gallery, New York; Vacío 9 Galería de Arte in Madrid und Corvi-Mora, London gezeigt.

Corinne Wasmuht

1.Mai – 20. Mai 2009 Eröffnung 1.Mai 2009, 18h

Corinne Wasmuhts großformatige Gemälde begegnen ihrem Betrachter als überdimensionale surreale Szenerien, in denen sich verschiedene Räume, menschliche Figuren und abstrakte Muster übereinander schichten und zu vibrierenden Strukturen synthetisieren. Architektonische Formen eröffnen scheinbar begehbare Räume und Orte. Menschen werden gezeigt deren Körperhaltungen Handlungen andeuten, doch die entsprechende Umwelt verschwimmt und der gezeigte Moment ist nur erahnbar. Verwoben werden diese Elemente mit Mustern und Strukturen die an Detailaufnahmen von Oberflächen, wie Pflanzen oder Wolken, etc, erinnern.

Durch Bildgröße, Schichtung und Vernetzung schafft Wasmuht eine lebendige Bildoberfläche mit unergründlichen Tiefen, deren cinematographischer Effekt[1] eine intensive Sogwirkung auf den Betrachter ausübt, sowie eine zeitliche und räumliche Kontinuität außerhalb der Bildgrenzen suggeriert. Der Bildraum wird ubiquitär. Er schlingt sich um den Betrachter herum, bis jener sich plötzlich inmitten einer kuriosen Welt befindet.

Corinne Wasmuht lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten wurden in Einzelausstellungen bei Friedrich Petzel Gallery, New York; Kunstverein Hamburg and Kunstverein Hannover, sowie u.a. in Gruppenausstellungen wie „BERLIN-TOKIO”, Neue Nationalgalerie Berlin; „Berliner Zimmer”, Hamburger Bahnhof – Museum für zeitgenössische Kunst, Berlin; „Vanishing Point”, Wexner Center of Arts, Ohio gezeigt. Seit 2006 hält sie eine Professur and der Kunstakademie Karlsruhe inne

[1] Vgl. Felix Zdenek: Projektionen und Visionen. Zu den neuen Bildern von Corinne Wasmuht, in: Corinne Wasmuht, Friedrich Petzel Gallery, New York (2008).

Gabi Dziuba

1.Mai – 20. Mai 2009 Eröffnung 1.Mai 2009, 18h

„Ich glaube jede Zeit hat ihre eigenen Ausdrucksformen, ihre Ideen und Absichten. Das wird in der Kunst reflektiert, in der Mode, in der Literatur und in der Philosophie. Ich denke, Schmuck sollte das ebenso.“[1]

Seit Mitte der siebziger Jahre arbeitet Gabi Dziuba als Kunstschmiedin. Ihre Arbeiten, zeichnen sich durch „Witz und heitere Anarchie“[2] aus und bewegen sich auf einer Gratwanderung zwischen bildender Kunst und Kunsthandwerk. Seit Anbeginn arbeitet die Künstlerin mit Edelmetallen wie Gold und Silber, sowie mit kostbaren Steinen, jedoch ohne diese zu bloßem Dekor am Körper ihres Trägers zu machen. Vielmehr ermöglichen Dziubas Schmuckstücke individuellen Ausdruck und verfassen ironische oder provokante Aussagen über ihren Träger, Geschlechterrollen oder Umstände. Selbst profane Alltagsgegenstände erhebt die Künstlerin zu kostbaren Schätzen und setzt so den beinhalteten Kommentar über den Wert des Materials. „Selbst da, wo ihre Entwürfe in banalste Sphären vorstoßen, bewahren sie das, was sie auf so unvergleichliche Weise von anderen auszeichnet: eine Idee von Kostbarkeit im Sinne von Kleinod“[3], und hinterfragen inwiefern Schmuck das Resultat von Handwerk ist.

Gabi Dziuba, geboren 1954, studierte an der Münchener Akademie der bildenden Künste in der Goldschmiedeklasse von Hermann Jünger. Zahlreiche Einzel- wie Gruppenausstellungen im In- und Ausland begleiteten ihre Arbeit von Anbeginn. Ihre Werke aus drei Jahrzehnten werden derzeit in einer Retrospektive in der Galleria Civica di Modena in Zusammenarbeit mit Christian Philipp Müller gezeigt. Weitere Zusammenarbeiten mit deutschen zeitgenössischen Künstlern entstanden mit Martin Kippenberger, Heimo Zobernig, Hans-Jörg Mayer und Günther Förg.

Die Künstlerin lebt und arbeitet in München.

[1]Dziuba zitiert in: Schmuck aus Deutschland – Mit Würde tragen, Goethe-Zentrum Nicosia, Griechenland, (2008)

[2] Dorothea Baumer in: Gabi Dziuba. Schmuck/Jewellery, Thomas Mainecke (Ed), (2006)

[3] loc.cit.

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