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World Short Story

Wo fängt eine Geschichte an? Die große alte Brücke Tand, das Gebilde von Menschenhand. Es heißt: "Es war einmal...", aber man kommt auch anders hin. Am Anfang war das Wort und dann ging es Schlag auf Schlag, auf Schlag, to cut a long story short:

Die Wette Erzaehler Ehrengast Feiereierle Leibhaftiger

CQ

Der Schatten ist die Königin der Farben (Derek Jarman, Chroma)

Sucht man nach einem Stichwort für die die neuen Bilder von Cornelius Quabeck, dann ist das wohl die Ungleichzeitigkeit. Gemeint ist damit die Differenz von Motiv und Technik bzw. von Inhalt und Form. Tatsächlich haben Quabecks neue Bilder definitiv etwas von schimmernden Benzinschlieren auf einer Pfütze. So schillernd und farbenprächtig, irisierend und leuchtend wie diese, scheinen sie auch etwas von dem Gift des Benzins in sich zu tragen, das trügerisch schön in allen Spektralfarben auf der Wasseroberfläche schwimmt während es das Wasser ungenießbar macht.

Nach den bösen Jungs der vorhergehenden Serie bärtiger Rockstars, hat sich der Künstler mit der Themenwahl für seine neuen Bilder eindeutig in kunsthistorische Traditionen gestellt. Abgesehen von den brillanten Airbrushfarben, deren experimenteller Gebrauch auf der Leinwand sich logisch an die Batiktechnik seiner letzten Leinwände anschließt und wie diese jenseits der Malerei angesiedelt ist und damit auch auf die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts verweist, verbinden sich die Themen der neuen Bilder - festgelegt durch die Bildtitel und –unterschriften - eher mit der Literatur und den Kunst des Symbolismus, der einer Ästhetik des Hässlichen frönte, wie sie in der Lyrik Baudelaires und den Novellen Poes begründet war. In einer antimodernistischen Geste gestattet sich Quabeck, seine neuen Bilder wie Buchillustrationen zu behandeln, die sich, obwohl sie einer konkreten Geschichte zuzuordnen sind, allgemeinen Themen widmen. Dieser Rückgriff auf quasi überzeitlichen Mythen ermöglicht es ihm, Fiktionalität einzusetzen ohne direkt auf wieder erkennbare Originale oder Schauplätze rekurrieren zu müssen. Ganz im Sinne Batailles, der in seinem Buch zur „Literatur und das Böse“ erläutert, dass die Aufgabe der Kunst nicht darin liegt, soziale Probleme zu lösen oder konkrete Utopien zu entwickeln, öffnen Quabeck Bilder die Tür zu einer mysteriösen und durchaus bedrohlichen Gegenwelt. Wobei die eigentliche Erzählung sich individuell im Geiste des Betrachters entwickelt. Dabei funktionieren die einzelnen Bilder wie Plakate zu einem Kinofilm. Einzelne Aspekte der Geschichte, ein Charakter, ein zentraler Ort stehen für die ganze Erzählung, die ihrerseits meist eine mythische Grundstruktur wiederholt. "Suende", "Jugend", "Falsche Helden" sogar ganz allgemein „Moral“ können so als unspezifische Silhouetten oder comichafte Gruselwesen daherkommen. Trotz dieser Aneignung geradezu fundamentaler Perspektiven kann man getrost davon ausgehen, das Quabeck kein Interesse an obskuren moralischen Statements hat. Vielmehr sind die Leinwände wie ein Essay zur Funktion von Bildern, der sich nicht anachronistisch mit der Illustrierung einer Geschichte auseinandersetzt, sondern die Idee des Geschichtenerzählens in Bildern per se evoziert.

SP

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Cornelius Quabeck
HELLFIRE CLUB