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In Crush for two treten Anna Reinert und der Wolfgang Schlegel in einen angeregten Dialog. Die in der zweiten Dimension gemalten Räume der polnische Malerin treffen auf dreidimensionale Reliefs des Berliner Bildhauers.

Beide thematisieren moderne architektonische Infrastruktur: In einer irritierend intensiven Präsenz verdichtet Reinert sinnlich ästhetische Anschauung mit kulturell politischer Verweisung. So entsteht eine Art Hyperrealität des globalisierten seriellen ‚Architainment’. Ihr Blick löst beim Betrachter Assoziationen an Architekturfotografie und Fotorealismus aus und beraubt prekäre Verhältnis von Mensch, Natur und Architektur im umbauten Raum seiner Unauffälligkeit. Während in ihren früheren Arbeiten der Mensch noch als entindividualisiertes Einzelwesen in Parkanlagen, Straßen oder Gebäudeelementen präsent war, so geht es im neuen Zyklus um das Wesenhafte der Fassaden. Gleich an welchem Ort der Welt - sie sind glatt, glänzend, hell erleuchtet und blendend reflektierend. Der Betrachter wird verunsichert, ausgesperrt und zu sich selbst zurückgeführt – ganz im Sinne von Paul Valérys ’ich sehe mich sehen.’ Reinert erzielt dieses radikale Zurückgeworfensein, indem sie methodisch die zentralperspektivische Raumordnung, deren Fluchtpunkte und Standorte bricht. Auch die aktuellen dreidimensionalen Reliefs von Wolfgang Schlegel stellen pointiert die Selbstverständlichkeit infrage, mit der perspektivische Subjekt-Objekt-Beziehungen wahrgenommen und gedeutet werden. Er tut dies, indem er alltägliche Architekturelemente in abstrahierte Formen übersetzt. Der Künstler lenkt damit unsere Aufmerksamkeit auf die gewohnten, zentralperspektivisch hierarchischen Ordnungsmuster im Raum. Wir sind aufgefordert, bewusst in den Bildraum eintreten und an einer aktiven Raumerkundung durch Standort- und Perspektivenwechsel teilzunehmen. Diese Grenzübertretungen werden sinnlich spürbar. Eingeübte Blickrichtungen und Standortbestimmungen werden irritiert. Folgt der neugierig souveräne Betrachter den Formen und Mustern der Schlegelschen Relieffragmente, so wird er von diesen gleichsam eingesogen. Schlegels Raumkonzeption bietet dem aus dem Gleichgewicht geratenen Betrachter möglicherweise eine neue Perspektive und damit eine gleichrangige, dialogische Beziehung von Betrachter und Gegenstand: ‚Ich sehe mich sehen, weil etwas mich ansieht’.

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Crush For Two

Künstler: Anna Reinert, Wolfgang Schlegel