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"I could be an ordinary traveller out of gas or taking a nap on the side of the road. Nobody would think differently." Gerald Schaefer, Killer Fiction, 1997

Wir freuen uns sehr, Sie am Freitag, den 29. Oktober 2004 um 20h zur Eröffnung von Ordinary Travellers bei LAURA MARS GRP begrüßen zu können. Den in der Gemeinschaftsausstellung gezeigten Arbeiten der Berliner Künstler D-L Alvarez und Rainer Kamlah liegt visuelles Material zugrunde, das sich auf unterschiedliche Weise auf Schwerverbrechen, Flucht- und Verfolgungsszenarien bezieht.

Die Basis für D-L Alvarez´ Serie von Zeichnungen bilden hierbei Pressefotos, die kurz nach den berüchtigten Tate/La Bianca­Morden entstanden, die die Manson Family Ende der Sechziger in Kalifornien verübte. Nicht etwa der Tatort bildet hierbei das Motiv, sondern eine Tankstelle, auf der die Täter während ihrer Flucht irreführende Indizien hinterlassen haben. Die zeichnerische Reproduktion des an sich unspektakulären Bildgegenstandes geht bei dem in Kalifornien geborenen Alvarez mit der Hinterfragung des persönlichen und kollektiven Gedächtnisses einher. Indem er das vergrößerte Motiv in einem Pixel-Raster verschwimmen lässt und in unterschiedlichen Ausschnitten und Tiefenschärfen variiert, transformiert Alvarez die vermeintlich “objektive³ Fotovorlage in eine Projektionsfläche für die Erinnerung an die amerikanische Westküstenkultur der Sechziger, in der sich sexuelle und politische Befreiung mit Paranoia und Gewalt überlagerten.

Ausschnitte von Zeitungsseiten, Patchwork-Decken, ein Radio und eine Schlagzeile: In Rainer Kamlahs Zeichnungsserie Full Coverage (2004) entspinnt sich ein Fluchtszenario auf der Grundlage von Filmstills aus Robert Altmans Outlaw-Ballade Thieves like Us (1974), die in den Südstaaten während der Wirtschaftsdepression der 30er angesiedelt ist. Bereits der Titel der Serie ist doppeldeutig: “Full Coverage³ bedeutet zugleich “Berichterstattung³ wie auch “Abdeckung³. Wie bei Alvarez spielt hier der Zweifel am Status medialer Vermittlungen eine wichtige Rolle. In ihrer Ausschnitthaftigkeit lassen Kamlahs Zeichnungen die Grenze zwischen Erzählung und Abstraktion verschwimmen. Anstatt eindeutige Indizien für eine Geschichte zu liefern, oder sich voll und ganz auf ästhetische Kompositionen zu reduzieren, belässt Kamlah seine Bilder in einem Schwebezustand. In diesem Sinne spiegelt sich das Motiv der Flucht und der Spurenverwischung in der gesamten Ausstellung auch auf einer formalen Ebene wieder, wobei Analogien zwischen kriminellen und künstlerischen Strategien möglich werden.

Pressetext

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D-L Alvarez / Rainer Kamlah: ORDINARY TRAVELLERS