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Dafna Maimon: Wary Mary

Performance
15., 16. und 17. August 15, 16, 17, je / at 19:00
Ort / Location: Tieranatomisches Theater, Philippstraße 13, Haus 3, 10115 Berlin
(Zugang von / Entrance from Luisenstr. 56)
Eintritt frei, limitierte Sitzplätze / Free entrance, limited capacity

Die neue Arbeit von / The new work by Dafna Maimon ist koproduziert von / is co-produced by Assemble, Berlin und / and Künstlerhaus Bremen.

Eine Fortführung der Performance / A continuation of the artist's performance "Wary Mary" ist in ihrer Einzelausstellung zu sehen / is on view in her solo exhibition
“Mutating Mary” im / at Künstlerhaus Bremen, 21.09.–17.11.2019.

Dafna Maimons neues Stück beschreibt und vollzieht parallel zwei Erzählungen von ungehorsamen Frauen. Die erste Erzählung entspringt einer persönlichen Auseinandersetzung mit Mutterschaft und gegenwärtig wirkenden Formen des sozialen Drucks auf Frauen, hinsichtlich Reproduktion und Pflege. Maimons künstlerische Forschung bezieht verschiedene und oft tabuisierte Stimmen ein, welche die Entscheidungsfreiheit von Frauen zum Thema machen, wie Rachel Cusks Roman “A Life’s Work”, der von der Schwangerschaft der Autorin und dem ersten Jahr mit einem an Koliken leidenden Baby erzählt; sowie die Interviews der Soziologin Orna Donath mit einer Reihe Frauen, die offen darüber sprechen, dass sie es bereuen, Mütter geworden zu sein. Diese Stimmen verschmelzen in dem Versuch der Erzählerin, Linien zu ziehen: Sind die persönlichen Wünsche tatsächlich ihre eigenen oder bloß ein Ausdruck gesellschaftlich gefasster Rollenbilder? In Maimons Stück wirkt dieses Verhältnis als körperliches und geistiges Ringen mit allen Kräften: Es zeigt Frauen, die auf absurde Weise hin- und hergerissen, gedehnt und heimgesucht scheinen, im Versuch, übertriebenen Vorstellungen des Mutterseins zu entsprechen.

Neben dieser zeitgenössischen Erzählung spukt eine zweite, historische Frau durch die Inszenierung: die Gestalt von Mary Mallon oder "Typhus-Mary", die um die Jahrhundertwende als erste "Superspreaderin" bekannt wurde - sie war Wirtin einer Krankheit, ohne selbst jemals krank zu werden. Stellvertretend für viele solcher "Marys" in Maimons Geschichte, wurde Mary Mallon schließlich unter Quarantäne gestellt und verbüßte ihre Strafe für die unwissentliche Infektion ihrer Arbeitgeber, obwohl sie ihren eigenen Zustand nie verstand. Mallon war eine zugewanderte, alleinstehende, kinderlose Frau – die Erklärung ihres Körpers zur Bedrohung für die öffentliche Gesundheit spiegelt vielschichtige soziale Ängste wider. Beide Erzählungen erforschen die virale und psychologische Ansteckung - der Körper der Frau als Trägermaterial, ein Ort der Gefahr und Fortpflanzung - innerhalb eines grotesken, auf die Spitze getriebenen Szenarios und inmitten humorvoller Verkörperungen von Wünschen und Ängsten.

Maimons künstlerische Forschung wurde im Dialog mit dem Tieranatomischen Theater und zeitgenössischen akademischen Perspektiven zu Gender und Biopolitik entwickelt.

Dafna Maimon (FI/ IL geb. 1982 in Porvoo, Finnland) lebt und arbeitet in Berlin.

Dafna Maimons neue Arbeit entsteht in Zusammenarbeit mit Assemble, Berlin.