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Die Fondation Beyeler präsentiert eine grosse Ausstellung zur Kunst des Surrealismus in Paris, die erste umfassende zu diesem Thema in der Schweiz. Es werden Hauptwerke von Salvador Dalí, René Magritte und Joan Miró wie auch von weiteren massgeblichen Künstlern der Bewegung gezeigt. Dabei finden auch die innovativen Ausdrucksformen der Surrealisten – darunter Objektkunst, Collage, Fotografie und Film – besondere Berücksichtigung.

Der Surrealismus zählt zu den einflussreichsten künstlerischen und literarischen Bewe-gungen des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte sich im Paris der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und entfaltete von dort ausgehend eine weltweite und bis heute anhaltende Wirkung. Namhafte Künstler der Moderne gehörten ihm an, standen ihm nahe oder liessen sich von ihm inspirieren. Ziel war eine radikale Wandlung und Erweiterung dessen, was Kunst und Dichtung auszudrücken und zu bewirken vermögen. Für den künstlerischen Schaffensprozess, aber auch für die menschliche Existenz als Ganzes sollten Aspekte der Psyche und der Kreativität, die zuvor ungenutzt brachlagen, fruchtbar gemacht werden. Tief vom Erlebnis der Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs geprägt, erarbeiteten die Surrealisten unter der Leitung des Theoretikers der Gruppe, André Breton, neuartige künstlerische Konzepte und verliehen einer aus der poetischen Imagination, dem Traumhaften und dem Unbewussten schöpfenden Kunst Gestalt. Zu ihren Vorbildern gehörten in erster Linie Sigmund Freud aber auch viele Schriftsteller, etwa der Skandalautor Marquis de Sade, die Dichter Charles Baudelaire, Comte de Lautréamont und Arthur Rimbaud, Edgar Alan Poe sowie die deutschen Romantiker.

Die Ausstellung Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris in der Fondation Beyeler umfasst rund 290 Werke und Manuskripte von rund vierzig Künstlern und Autoren. Darunter (jeweils in gerundeter Zahl) 110 Gemälde, 30 Objekte und Skulpturen, 50 Papierarbeiten, 50 Foto-grafien, 30 Manuskripte und Originalausgaben, 15 Schmuckstücke und 4 Filme. Sie werden in den Ausstellungsräumen teils nach Künstlern, teils nach thematischen Schwerpunkten gruppiert. Den Auftakt bilden die Gemälde des Vorbereiters des Surrealismus, Giorgio de Chirico, der mit seinen Stadtansichten und Interieurs der 1910er-Jahre als entscheidender Vorläufer des Surrealismus gelten kann. Flankiert werden sie von kostbaren Manuskripten und Ausgaben surrealistischer Texte, darunter die handschriftlichen Versionen von André Bretons Manifesten.

Das weitere Augenmerk gilt zwei Hauptkünstlern der Bewegung, Joan Miró und Max Ernst. Von Miró, der der Moderne mit seiner träumerisch schwebenden Farbenkunst ganz neue Räume erschloss, ist unter anderem Peinture (Le cheval de cirque) (1927) aus dem Metropolitan Museum of Art, New York, zu sehen. Max Ernst ist ebenfalls mit kapitalen Bildern vertreten, darunter die berühmte Femme chancelante (La femme penchée), (1923) aus der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Auf einen Raum zu Yves Tanguy, dessen endlose imaginäre Weiten, von geheimnisvollen Objekten bevölkert – etwa im monumentalen Gemälde Les derniers jours (1944) (Privatsammlung),– eine der poetischsten Realisationen des Surrealismus darstellen. Es folgt ein Saal, in dem das für den Surrealismus zentrale Thema der Objektkunst ins Blickfeld gerückt wird. Gezeigt wird u.a. Meret Oppenheims berühmtes Werk Ma gouvernante – my nurse – mein Kindermädchen, (1936/1967) aus dem Moderna Museet Stockholm sowie Hans Bellmers Hauptwerk, das berühmte Objekt La poupée (1935/36) aus dem Centre Georges Pompidou in Paris. Bedeutende Zeichnungen und Gemälde von Victor Brauner sind hier ebenfalls versammelt.

Eine Besonderheit der Ausstellung ist die Einbeziehung zweier hochkarätiger surrealistischer Privatsammlungen, wobei die Präsentation der Sammlung von André Bretons erster Frau Simone Collinet eine Premiere darstellt. Collinet hatte sie in den 1920er-Jahren gemeinsam mit ihrem damaligen Mann aufgebaut und ihren Anteil nach der Trennung erweitert. Zu dieser Sammlung gehört unter anderem Francis Picabias monumentales Gemälde Judith (1929), aber auch de Chiricos heute im Museum of Modern Art in New York befindliches Bild Le mauvais génie d’un roi (1914/15). In einem zweiten Raum werden hochrangige Werke aus der Kunstsammlung Peggy Guggenheims gezeigt – darunter auch Max Ernsts L’antipape (1941/42), das von der Peggy Guggenheim Collection in Venedig ansonsten kaum noch auf Reisen geschickt wird. Diese Arbeiten formieren sich in der Ausstellung zu einem Ensemble, in dem sich die Zeit des New Yorker Exils der Pariser Surrealisten wäh-rend des Zweiten Weltkriegs gleichsam verdichtet. Zugleich erlaubt es die Präsentation der beiden Sammlungen, die wesentlichen Aspekte der privaten Inszenierung surrealistischer Kunst erfahrbar zu machen.

In weiteren Sälen prominent vertreten sind unter anderen Hans Arp und nicht zuletzt Pablo Picasso, der dem Surrealismus zeitweise sehr nahestand. Zu sehen sind sein ausgesprochen surrealistisches Gemälde L’atelier du peintre (La fenêtre ouverte) (1929) aus der Staatsgalerie Stuttgart. Darauf folgt ein bedeutendes Werkensemble des Bildermagiers René Magritte. Auf unnachahmliche Weise fängt seine Kunst die sichtbare Wirklichkeit ein – und hebt sie gleichzeitig aus den Angeln. Beispielhaft stehen dafür das frühe Hauptwerk La clef des songes (1930), aber auch spätere wichtige Werke wie L’empire des lumières (1962), beide aus Privatbesitz.

Eine dichte Auswahl herausragender Fotografien des Surrealismus, darunter Werke von Man Ray, Raoul Ubac, Dora Maar und Eli Lotar, rundet das Gesamtbild ab. Ein Filmraum präsentiert zudem zentrale Arbeiten der surrealistischen Filmkunst (unter anderem von Luis Buñuel und Man Ray).

Die Ausstellung schliesst mit dem vielleicht berühmtesten Surrealisten, Salvador Dalí, und einer spektakulären Gruppe seiner Meisterwerke. Zu sehen sind etwa L’énigme du désir (1929) aus der Pinakothek der Moderne, München, das herausragende Métamorphose de Narcisse (1937) aus der Londoner Tate und Rêve causé par le vol d’une abeille autour d’une pomme-grenade, une seconde avant l’éveil, (1944) aus dem Museo Thyssen Bornemisza in Madrid.

Die Ausstellung knüpft an vorangegangene Projekte der Galerie Beyeler und der Fondation Beyeler an. Ernst Beyeler hatte bereits in seiner Basler Galerie verschiedentlich Ausstellungen zum Surrealismus (darunter 1974 Surréalisme et peinture und 1995/96 Surrealismus. Traum des Jahrhunderts) und zu einzelnen Vertreter realisiert und in ihnen seinen ganz eigenen Blick auf diese Kunst zur Darstellung gebracht. Entsprechend verfügt auch die Sammlung Beyeler mit Werken von Hans Arp, Max Ernst, Joan Miró und Pablo Picasso über wichtige Werke bedeutender Künstler der Bewegung. Die Fondation Beyeler hat ebenfalls bereits Ausstellungen zu Künstlern des Surrealismus präsentiert: Calder, Miró (2004), Picasso surreal (2005), René Magritte. Der Schlüssel der Träume (2005) und – teilweise mit surrealistischen Werken – Giacometti (2009), dazu thematische Ausstellungen, in denen Werke und Werkgruppen des Surrealismus eine prägende Rolle spielten. Die aktuelle grosse Surrealismus-Ausstellung zeigt einen Überblick der Bewegung als Ganzes.

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Dalí, Magritte, Miró
Surrealismus in Paris
Kurator: Philippe Büttner

Künstler: Hans Bellmer, Victor Brauner, André Breton, Luis Buñuel, Giorgio De Chirico, Salvador Dalí, Max Ernst, Alberto Giacometti, Eli Lotar, Dora Maar, René Magritte, André Masson, Joan Miró, Meret Oppenheim, Francis Picabia, Pablo Picasso, Man Ray, Yves Tanguy, Raoul Ubac ...