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"Sprechen wir von denselben Herren Richter und Meese", fragte Bruno Brunnet, als ihn telefonisch die Bitte nach Fotos der beiden Künstler für den Katalog ihrer "Stader Bilder" erreichte.

Eigentlich hätte Herr Brunnet natürlich von dem Projekt "Die Peitsche der Erinnerung" schon wissen müssen, schließlich vertritt seine Berliner Galerie "Contemporary Fine Arts" sowohl Daniel Richter als auch Jonathan Meese. Trotzdem ist ungläubige Überraschung zweifellos eine verständliche, wenn nicht sogar die angezeigte Reaktion.

Denn, ja! Es handelt sich um den Daniel Richter und den Jonathan Meese, die sich im Sommer diesen Jahres in Richters Atelier trafen, um ihre erste nicht-alternierende, sondern echte gemeinsame Arbeit zu realisieren, die ab dem 18. Januar 2006 in Stade zu sehen sein wird.

Stade. Nicht Berlin, Basel, London oder New York, wo die Herren üblicherweise ihre Werke zeigen. Daniel Richter und Jonathan Meese gehören mittlerweile zu den deutschen "Exportschlagern", wie es Ende Oktober das Magazin "Stern" unter der Überschrift "für die Welt" auf den Punkt brachte.

Durch seine Hinwendung zur Figuration und dem Historienbild, habe Richter das Medium Malerei "unter zeitgemässen Vorzeichen repolitisiert". Grosses Lob und vor allem grösstmögliche "Radikalität" wird auch dem Maler, Installations- und Performance-Künstler Jonathan Meese längst von Kennern und Kuratoren bescheinigt. Für die einen ist er der "geniale Kunstbarbar", für andere das "enfant terrible" der Kunstszene.

Auf Anregung des Stader Stadtarchäologen Andreas Schäfer, ein alter Freund von Daniel Richter, bearbeiteten die beiden radikalen Utopisten nun die Dokumentation eines in Stade gefundenen Bischofgrabes aus dem 14. Jahrhundert sowie einer noch älteren Papstbulle.

Geschaffen haben sie dabei 14 humorvolle, aufgeladene Bilder - Collagen aus Malakten, Sprache, Geld und Abbildungen aus dem Grab. Für Daniel Richter ging es dabei um den "Spass" und "um die Frage nach Geschichte und ihrer Wirkungsmacht, nach Traditionslinien und dem ganzen Kitsch und Pathos, der damit zusammenhängt."

Für Jonathan Meese sind die Bilder "aus sich selbst entstanden". Auß grosser Würde dem Wunder der Prähistorie gegenüber hat man sich zusammengetan, gespielt und das entstehen lassen, was urwüchsig, unabdingbar und liebenswürdig total in der Sache steckt: wie Knochen, Skelette, Erz, Vasen und andere Elemente im Erdreich.

Können bedeutungsvollere Gegensätze zusammenwirken?

Tina Petersen

Pressetext

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Daniel Richter / Jonathan Meese: Die Peitsche der Erinnerung