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Darren Almond (geb. 1971) gehört international zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation. Im vergangenen Jahr zählte er zu den Finalisten des Turner Prize in London. Hervorgetreten ist Almond vor allem durch seine Film- und Videoarbeiten, durch Installationen und durch die einzigartige Reihe der Moonscapes, Landschaftsfotos, die bei Vollmond mit langen Belichtungszeiten entstanden. Das Museum Folkwang zeigt erstmals sämtliche Moonscapes − über 90 großformatige Fotos − sowie Filmarbeiten, die zum Teil für die Ausstellung entstanden oder noch nie zuvor gezeigt wurden.

Almond arbeitet seit 1997 an der Serie der Moonscapes. Ihn fasziniert die Leuchtkraft des Mondlichtes und die Farbveränderung der Landschaft in den Langzeitaufnahmen. Die Fotografien, fast durchgehend im Format 120 x 120 cm, entstanden an unterschiedlichsten Orten: in Europa, Amerika und Asien, meist in abgelegenen Landstrichen, fernab der Städte und ihrer künstlichen Beleuchtung. Die Orte sind oft Träger künstlerischer und historischer Erinnerungen, so wenn Almond die Kreidefelsen auf Rügen fotografiert, die für die Bilder Caspar David Friedrichs eine besondere Bedeutung hatten, oder in Sibirien an Orten, wo Gulag-Häftlinge unter mörderischen Bedingungen arbeiten mussten. Die Langzeitbelichtung bei Mondlicht macht Farben sichtbar, die wir mit bloßem Auge nicht sehen können: Sie macht nicht die „Erinnerung“ der Landschaft sichtbar, aber sie bringt sie unausdrücklich ins Spiel.

Eigens für die Ausstellung im Museum Folkwang dreht Darren Almond im September 2006 einen Film auf der neueröffneten Bahnlinie zwischen China und Tibet. Er vollendet damit eine bereits 1995 begonnene Arbeit, die nun als Trilogie erstmals gezeigt wird. Sie umfasst neben der Bahnlinie Tibet-China die Filme Schwebebahn, 1995, und Geisterbahn, 1999. Schwebebahn drehte Almond in der Wuppertaler Schwebebahn im Super-8-Format. Der Film läuft in der Installation rückwärts, auf dem Kopf und spiegelverkehrt. Das spektakuläre Beispiel der Ingenieurskunst von 1900 wird selbst wieder in einen Schwebezustand der Ungewissheit versetzt, in dem Zeit und Raum ihre eindeutige Lesbarkeit verlieren. Die besondere Bildqualität der Super-8-Technik macht die Fahrt an einem verregneten Tag mit ihren Stockungen, Vor- und Rückblicken zu einer Fahrt durch die Erinnerung, die ganz eigenen Bahnen folgt und anderen Zeitgesetzen gehorcht.

Geisterbahn, in schwarz-weiß gedreht, führt in monotoner Bewegung über die Schienen der heute anrührend veralteten Geisterbahn des Wiener Praters. In der langsamen, durch dunkle Abschnitte führenden Fahrt, vorbei an dem einen oder anderen Gespenst, lebt jedoch noch etwas von den tiefen Emotionen des Kindererlebnisses. Am Schluss, wenn der offene Wagen an den Anfang seiner Fahrt zurückkehrt, sehen wir den Operateur, der uns mit Knopfdruck erneut auf die Reise durch die Geisterwelt schickt: ein mechanischer Loop durch Angst, Glück, Schrecken, Langeweile und den schal gewordenen Resten eines früheren Staunens.

Zur Ausstellung erscheint ein von Darren Almond gestaltetes Künstlerbuch im Steidl Verlag (ca. 80 Seiten). Die Ausstellung wir begleitet von einer Reihe von Sonderveranstaltungen, darunter ein Gespräch mit dem Künstler und einem Workshop des Künstlers mit Essener Schülern.

Zeitgenössische Kunst im Museum Folkwang Eine Kooperation mit der RWE AG

Im Anschluss an Essen wird die Ausstellung in Warschau, Polen, im Zentrum für Zeitgenössische Kunst Schloss Ujazdowski präsentiert.

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