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Eröffnung: Sonnabend, 02. August 2008, 19 Uhr Begrüßung 19.30 Uhr

Zur Auseinandersetzung mit dem "Piraterie-Problem" stellen wir nicht nur sieben Künstler mit einem breiten Spektrum verschiedener Werke und Arbeitsweisen vor. Wir beschäftigen uns auch mit einem zunehmend drängenden Problem des aktuellen Kultur- und Ausstellungsbetriebs.

Als "Piraterie-Problem" verstehen wir die Schwierigkeit des Individuums, sich gegen eine Kursbestimmung von außen zur Wehr zu setzen. Eine der Gruppen, die von diesem Bevormundungsanspruch am stärksten betroffen ist, ist gegenwärtig die der Künstlerinnen und Künstler. Das "Piraterie-Problem" handelt von den freiwilligen und unfreiwilligen Strategien der Kunst, sich gegen eine Anpassung an die Kursziele der Piraten auf der Kommandobrücke zur Wehr zu setzen. Während überall in den Zeitungen von Piraterie die Rede ist, fragt unsere Ausstellung, wer die wahren Piraten sind.

Anders als in den Medien geht es dabei nicht um "Urheberrechtspiraterie", über die in den Nachrichten häufiger berichtet wird als über die Piraten zur See, die sich in den Küstengewässern Afrikas mit roher Gewalt das Überleben sichern. Während die kreativen Aktivisten der Wohlstandsgesellschaften unter der Flagge der Piraterie darum kämpfen, das geistige Eigentum den Medienkonzernen zu entwinden, fragt das "Piraterie-Problem" nach den unverschämteren Piraten, die der Kunst bereits das Steuer führen, bevor ein Kunstwerk überhaupt geschaffen ist.

Kulturpolitiker und Kuratoren, Fördergeber, Kunstämter und Interessenverbände nämlich wenden das Prinzip der Dienstleistungsgesellschaft immer selbstverständlicher auf Künstlerinnen und Künstler an: Kunst soll vorleben, wie sich das auf sich selbst gestellte Individuum nützlich macht. Statt Kunst zu sein, soll sie soziale Dienste verrichten, Zusammenhalt schaffen, Konsens stiften. Während in den Galerien die Preise steigen, wird die öffentliche Kunst zur Non-Profit-Organisation, mit der eine durchrationalisierte Gesellschaft kostengünstig Gutes tut. Das "Piraterie-Problem" zeigt beides: den Zwang zur Kooperation mit den Piraten und die Chance zur Gegenpiraterie. Der Kunstverein selbst wird dabei sicher beides sein, Piraten-Institution und Objekt der Piraterie.

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Das Piraterie-Problem

mit Marc Bijl, Carsten Hensel, Heddy Honigmann, Philippe Meste, Patrick Fabian Panetta, Michael S. Riedel, Ming Wong, Christine Würmell