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Als Kasimir Malewitsch auf der Letzten Futuristischen Ausstellung 0.10 im Dezember 1915 in Petrograd (St. Petersburg) zum ersten Mal sein Schwarzes Quadrat auf weißem Grund ausstellte, muss er selbst die Kommentarbedürftigkeit dieses Gründungswerkes der geometrisch abstrakten Malerei verspürt haben, bemühte sich der Künstler doch seitdem immer wieder um neue Definitionen und Erläuterungen dieser „Ikone der neuen Kunst“, wie er das Bild selbst nannte:

„Als ich 1913 den verzweifelten Versuch unternahm, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, stellte ich ein Gemälde aus, das nicht mehr war als ein schwarzes Quadrat auf einem weißen Grundfeld … Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit.

Das Quadrat = Empfindung Das weiße Feld = die Leere hinter dem Quadrat.“

Malewitsch hat damit relativ genau bezeichnet, was das Schwarze Quadrat und die aus ihm entwickelte Malerei des Suprematismus (supremus lat. Der Höchste) verkörpern, bzw. beim Betrachter evozieren soll: die Empfindung der Gegenstandslosigkeit und der Leere.

Die Ausstellung beleuchtet ganz unterschiedliche Aspekte des Schwarzen Quadrates. Neben zahlreichen Werken von Malewitsch sind auch dessen Zeitgenossen – Schüler ebenso wie Kritiker – mit wichtigen Arbeiten in der Ausstellung vertreten, um die künstlerische Rezeption des Schwarzen Quadrats in Russland bis 1925 zu veranschaulichen.

Darüber hinaus zeigt die Ausstellung die Rezeption des Schwarzen Quadrates auf weißem Grund in der westeuropäischen und amerikanischen Kunst von 1945 bis heute auf. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die amerikanische Minimal Art, die – abgesehen von Malewitsch selbst – in der Ausstellung den größten Raum einnehmen wird, um die Faszination und ganz unterschiedliche Reaktion der Künstler auf das Schlüsselwerk der abstrakten Malerei vor Augen zu führen. Einen aktuellen Bezug zur Bedeutung des Schwarzen Quadrats bietet Gregor Schneiders Kubus, Hamburg 2007, der anlässlich der Ausstellung auf dem Platz vor der Galerie der Gegenwart realisiert wird.

Alle diese Gruppen und Einzelkünstler beziehen sich mit ihren Werken in ganz unterschiedlicher Weise auf das Schwarze Quadrat auf weißem Grund. Gerade die paradoxe Verknüpfung zwischen der radikalen Erneuerung der Malerei durch das schwarze Quadrat einerseits mit seiner geistes- und religionsgeschichtlichen Herkunft aus der altehrwürdigen Ikonenmalerei andererseits, ermöglicht die unterschiedlichsten Interpretationen und umformenden Aneignungen dieser Ikone der Moderne.

Ausgestellte Künstler: Carl Andre, Art & Language, Samuel Beckett, Hanne Darboven, Lucio Fontana, Felix Gonzalez-Torres, Noriyuki Haraguchi, IRWIN, Donald Judd, Hubert Kiecol, Yves Klein, Iwan Kljun, Gustav Klucis, Imi Knoebel, Jannis Kounellis, Mischa Kuball, Sol LeWitt, El Lissitzky, Heinz Mack, Kasimir Malewitsch, Piero Manzoni, Allan McCollum, Gerhard Merz, Jorge Molder, Bruce Nauman, Claes Oldenburg, Heribert C. Ottersbach, Sigmar Polke, Iwan Puni, Ad Reinhardt, Alexander Rodtschenko, Olga Rosanowa, Reiner Ruthenbeck, Robert Ryman, Gregor Schneider, Richard Serra, Nikolai Suetin, Jean Tinguely, Ilja Tschaschnik, Rosemarie Trockel, Günther Uecker, Franz Erhard Walther, Reinhard Wanzke.

Kurator der Ausstellung: Prof. Dr. Hubertus Gaßner