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Eröffnung: Donnerstag, 20. November, 19 Uhr

Sechs Galerien zu Gast im Kunstverein Freiburg Galerie artopoi, Galerie Albrecht Baumgarten, Galerie G, Galerie Konkret Wörn, Galerie Meier, Galerie Pro Arte

Zum sechsten Mal seit 1999 bietet der Kunstverein Freiburg lokalen Galerien die Gelegenheit Künstlerinnen und Künstler in der großen Ausstellungshalle des ehemaligen Marienbads zu zeigen. Die Auswahl der Positionen für DASSOLLKUNSTSEIN Vol.6 liegt wie zuvor in der Hand der be teiligten Galerien, die sich in diesem Jahr auf jeweils einen Künstler ihrer vielseitigen Programme konzentrieren. Wir sind gespannt darauf, die Werke unterschiedlicher Medien, von Malerei über Fotografie bis hin zur Installation näher unter Augenschein nehmen zu können, und laden Sie herzlich ein, diese Gelegenheit ebenfalls zu nutzen.

Olga Allenstein | Galerie G *1952, lebt in Freiburg Olga Allenstein zeigt mit dem „Berliner Zimmer" eine Installation, die in Teilen erstmals 2003 in der Baden-Württembergischen Landesvertretung in Berlin zu sehen war. Inszeniert wird eine minimale Wohneinheit für eine Person auf vier Euro-Paletten: Pritsche, Stuhl, Schranktisch mit Allzweck gefäßen, rollbarer Waschtisch, diverse Schränkchen, Bildschirm. Alle Teile sind Schein- wie auch Nutzmöbel – eine aus Sperrmüll-Fragmenten zusammengesetzte Möblierung zum Nulltarif und nach individueller Maßgabe.

Mady Braun | Galerie Pro Arte * 1946 in Hamburg, lebt in Freiburg und Salzburg Die Bilder der umfangreichen „Annoncen“-Serie von Mady Braun sind weit entfernt von neutral- sachlich malerischen Umsetzungen von Anzeigen, vornehmlich der Rubrik Haus & Familie, die sie aus Gratiszeitungen entnimmt. Vielmehr werden Bild und Text so kombiniert, dass die Werke wie ironische Kommentare zu den Alltagsgegenständen wahrgenommen werden. In ihrer vermeintlich naiven Malerei erzählt die Künstlerin auf subtile Weise Geschichten, etwa von Leuten, die sich von nicht mehr makellosen Dingen trennen wollen, die offensichtlich ausgedient haben, und vereint dabei Witz und Melancholie.

Dirk Brömmel | Galerie Baumgarten * 1968 in Bonn-Bad Godesberg, lebt in Wiesbaden 1929-30 baute Mies van der Rohe im Auftrag des Ehepaares Fritz und Grete Tugendhat die 1250 qm große Villa im tschechischen Brünn. Bereits 1938 musste jedoch die Familie Tugendhat vor dem drohenden Einmarsch Hitlers fliehen. Dirk Brömmel hat im Jahr 2002 zunächst das leidlich restaurierte, architekturhistorisch einmalige Gebäude (seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe) sowohl innen wie außen photographiert. In diese Aufnahmen hat er in einem zweiten Schritt eine Reihe von privaten Aufnahmen der Familie Tugendhat, die in den 1930iger Jahren dort aufgenommen wurden, montiert bzw. so integriert, dass sich die Zeitebenen der 1930iger Jahre mit der von 2002 fast nahtlos verbinden, wobei die „Brüche“ jedoch durchaus sichtbar blieben.

Inge Dick | Galerie artopoi * 1941 Wien, lebt in Innerschwand am Mondsee/ Österreich Die Malerin und Fotografin Inge Dick hat ihr malerisches Werk seit den 1960er Jahren konti nuierlich entwickelt. Die Entdeckung der „Fotografie“ bedeutete für ihr künstlerisches Werk keinen Bruch, sondern eine Weiterentwicklung mit anderen Mitteln. Fast spielerisch entwickelte sie neben ihrem malerischen Werk, parallel ein fotografisches. Ebenso wie in der Malerei ist das Thema ihrer Fotografien, das Licht und die Nuancierungen von Farbe. Viele Bezüge erlauben es zwischen den beiden Werkgruppen Inge Dicks, ihren Fotografien und den schindelartig aufgetragenen Spachtellungen in weiß Bezüge herzustellen. Während die Malereien aber Objektcharakter haben, verbleiben die Fotografien in der Fläche, das Papier ist oft hinter Glas aufgezogen, oder wie bei den Polaroids an zwei Punkten im Rahmen aufgehängt.

Tatiana Antigone Leicht | Galerie Meier * 1961 in Bad Mergentheim, lebt in Radolfzell am Bodensee In Tatiana Leichts Stillleben, Landschaften oder Porträts bleibt der malerische Werkprozess sichtbar erhalten. Schichtweise erhebt sich in teilweise schwerem Impasto die Ölfarbe auf der Leinwand, die fast reliefartige Oberflächen zu bilden scheint. Ihre Gemälde sind zwar der traditionellen figür lichen Malerei zuzuordnen, jedoch sind sie gleichzeitig von einem hohen Grad der Abstraktion geprägt, so dass es einige Zeit dauern kann bis sich einzelne in den Titeln erwähnten Elemente identifizieren lassen. Durch den betont gestischen Farbauftrag sowie die reiche Oberflächentextur wird eine erhebliche Distanz im Verhältnis zur Wirklichkeit geschaffen, was Tatjana Leichts Malerei eine immense Spannung verleiht.

Jo Niemeyer | Galerie Konkret Wörn * 1946 Alf, lebt in Süddeutschland, Frankreich und Finnland Jo Niemeyers Bilder und dreidimensionalen Objekte stehen in der Tradition der klassischen Moderne und weisen Affinitäten zu asiatischem Denken und fernöstlicher Ästhetik auf. Wesent­liches Element seines Regelkanons, seiner bildnerischen Grammatik ist die ausschließliche Konzen tration auf Rechtecke und Quadrate bzw. entsprechende kubische Formen, die äußerst exakt gearbeitet, in den Grundfarben Rot, Gelb und Blau sowie in Schwarz und Weiß ausgeführt sind. Vor allem aber basieren die Arbeiten auf dem Goldenen Schnitt, der seit dem Altertum als Garant von Schönheit und Wohlgefallen gilt. Sie setzen der allgegenwärtigen Entropie eine künstlerische Ordnung entgegen, und sind – im Wortsinn – konkrete Utopien. (Zusammengestellt aus: Jürgen Glocker, „Jo Niemeyer: Den Menschen zugewandt“)

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DASSOLLKUNSTSEIN Vol.6

Künstler: Olga Allenstein, Mady Braun, Dirk Brömmel, Inge Dick, Tatiana Antigone Leicht, Jo Niemeyer