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Das Künstlerhaus Stuttgart freut sich, die ersten umfassenden Einzelausstellungen des britischen Künstlers David Blandy und der türkischen Künstlerin Nilbar Güreş zu präsentieren.

Die Schau „Child of the Atom“ von David Blandy verwandelt den zweiten Stock des Künstlerhaus Stuttgart in ein Filmtheater und zeigt eine Auswahl seiner Videoarbeiten. Nilbar Güreş monografische Ausstellung „Self-Defloration“ im vierten Stock des Künstlerhaus präsentiert die Vielfalt ihrer künstlerischen Arbeit, die sich narrativ mit Gender-Fragen auseinandersetzt.

Beide Ausstellungen werden im Rahmen der Reihe KÜNSTLERISCHE DIALOGE präsentiert, die mittels parallel stattfindender Einzelausstellungen unterschiedliche künstlerische Ansätze zu jeweils wechselseitigen Kontexten und Fragestellungen kombiniert und gemeinsam diskutiert.

In Videos, Performances und Comics verarbeitet der in London lebende Künstler David Blandy (*1976) seine zwiespältige Beziehung zur Popkultur, wobei er das spannungsvolle Verhältnis zwischen Realität und Fiktion im Alltag besonders hervorhebt.
Anknüpfend an die jüngsten Diskussionen um die atomare Energieerzeugung in Deutschland, zeigt das Künstlerhaus Stuttgart mit dem Film „Child of the Atom“ (2010) die neueste Arbeit von David Blandy als Teil einer Präsentation weiterer ausgewählter Videos.


In einem Gespräch über „Child of the Atom“ sagt David Blandy: „Es gibt einen Mythos in unserer Familie, der besagt, dass mein Großvater die japanische Kriegsgefangenschaft nicht überlebt hätte, wäre die Atombombe über Hiroshima nicht abgeworfen worden. So könnte man argumentieren, dass ich meine Existenz einem der schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte und dem Tod von 110.000 Menschen zu verdanken habe.“

Die in Wien lebende Künstlerin Nilbar Güreş (*1977) verfolgt einen performativen und gender-spezifischen Ansatz, der auf kulturellen Beobachtungen basiert. Sie entwirft konzeptionelle Formen filmischer Settings, die sie in Fotografien, Collagen, Zeichnungen und Videos transformiert.


Als Schauplatz für die Serie „Çırçır“ (2010), die auf der 6. Berlin Biennale erstmals präsentiert wurde, wählt Nilbar Güreş ein Stadtviertel İstanbuls, das sich in einer problematischen urbanen Transformation befindet. In Nilbar Güreş „Drehbüchern“ mit häufig offenem Ende spielen Frauen, die in einer migrantischen, von patriarchalischen Strukturen geprägten Kultur leben, die Hauptrolle. Sie erlangen die Möglichkeit, sich zu „befreien“ und gleichzeitig an unser kollektives Bewusstsein zu appellieren.


Die Collage „Self-Defloration“ (2006) zeigt eine weibliche Figur, die sich selbst entjungfert und verweist in abstrakter Art und Weise auf das Konzept des „3. Blicks“.


Güreş macht deutlich, dass sie vor allem daran interessiert ist, wie Frauen auf ihre Arbeit reagieren. Aber auch aus „männlichen“ Reaktionen ließen sich sehr genaue Rückschlüsse auf deren Haltung zu Gender-Fragen erkennen.


Aktuell arbeitet Künstlerhaus-Leiter Adnan Yildiz an einer von RAMPA/Istanbul verlegten Publikation zu Güreş’ künstlerischer Arbeit. Wo Nilbar Güreş die Theatralik als eine Strategie für die Entwicklung offener Skripte einsetzt, verarbeitet David Blandy die Geschichte des Kinos und Referenzen aus der Popkultur, um seine Meta-Erzählungen zu entwerfen.


Beide verwenden die Titel einzelner Arbeiten als „Überschriften“ ihrer Ausstellung und positionieren sich damit als KünstlerInnen, die persönliche Fragestellungen und politische Haltungen immer auch mit grundlegenden existentialistischen Bedürfnissen in Beziehung setzen.