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Der in New York lebende Künstler David Reed (*1946, San Diego) gehört gegenwärtig zu den bedeutendsten Vertretern abstrakter Malerei. Seine Gemälde oszillieren stets zwischen scheinbar gegenständlicher Plastizität und einer verunsichernden Materialität, die in einem konzeptuellen Ausloten verschiedener Möglichkeiten der malerischen Abstraktion begründet ist. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kunsttendenzen, welchen er in der bewegten New Yorker Szene um 1970 begegnete – Abstrakter Expressionismus, Minimalismus und Pop Art – ist in seinen Werken genauso enthalten wie seine Begeisterung für die Malerei des Barock; der expressive Gestus des Abstrakten Expressionismus wird bei Reed transzendiert und mit dem Einfluss der neuen Medien gekoppelt, die unsere Wahrnehmung der Welt fortlaufend verändern. Es sind die Eigenschaften der Filmleinwand, die Beleuchtung und Farbigkeit ihrer Bilder, die Reed adaptiert und in die Malerei überführt. Seine Werke zielen auf ein gekonntes Ungleichgewicht ab statt auf harmonische Balance: „Ich möchte die letzte Bewegung, die letzte Entscheidung im Malprozess, so aussehen lassen, als ob sie alle vorherigen Malspuren verändert hat, und ich möchte, dass das ganze Gemälde unbequem, disloziert, anders wird.“

Hauptmerkmal von Reeds Malerei seit den 1980ern sind die transparenten gestischen Bewegungen, oftmals dramatisch ausgeleuchtet und von spezifisch dreidimensionaler Präsenz. Ebenso typisch sind die extrem gelängten Formate seiner Bilder und deren glatt glänzende Oberflächen, welche mit der Plastizität der geschwungenen Farbspuren kontrastieren. Meist dauert es mehrere Jahre, bis Reeds Gemälde abgeschlossen sind, da er Farbe in verschiedenen Etappen und mithilfe von Spachtel und Klebeband mehrfach auf- und abträgt. Das Resultat dieses präzise durchdachten Prozesses sind Werke, in denen sich verschiedene scheinbar durchlässige Bildfragmente überlagern. Die Oberfläche erscheint so merkwürdig transparent, wodurch der Betrachter über die tatsächliche Stofflichkeit des Gemäldes verunsichert wird. Zuweilen fühlt man sich an die Technik des Filmschnitts erinnert, an das kurze, fast unfassbare Aufflackern von ‘Störbildern’ in einer Filmsequenz. Oft werden diese visuellen Täuschungen durchbrochen von einem breiten, soliden Pinselstrich. Als eigenständiges Element innerhalb der Bildfläche verweist er auf die Diskussionen um den Ausdrucksgehalt und die Bedeutung des Pinselduktus. Reed hat dieses Bildelement seit seinen «Brushstroke Paintings» der 1970er zu einem wichtigen Instrument seines künstlerischen Vokabulars entwickelt. Kontrastreich ist auch Reeds Farbwahl und sein Umgang mit Farbe: In einigen Gemälden benutzt er eine Palette von grellen Gelb-, Purpur- und Türkistönen, in anderen eine Variation von warmen und kalten Grau- oder Schwarznuancen. Ständig ist das Auge des Betrachters herausgefordert, indem alle unterschiedlichen Facetten und Schattierungen von Farbe erkundet werden oder eine Gegenüberstellung von leicht abweichenden Abstufungen, Farbtemperaturen und Untertönen betrieben wird. Es sind diese verschiedenen spannungsreichen Widersprüche, welche die grosse Anziehungskraft von Reeds Gemälden und ihre stark emotionale Wirkung begründen, und die angesichts der neuen, grossformatigen Gemälde erfahren werden können. Das Ringen um das finale Ungleichgewicht des Bildes wird in den begleitenden Studien ersichtlich, die Reed zu jedem Gemälde anfertigt und von denen ebenfalls einige in unserer Ausstellung zu sehen sind.

Das Schweizer Publikum wird sich vermutlich an die letzte, breit angelegte Ausstellung von Reeds Malerei im Kunstmuseum St.Gallen von 2001 erinnern. Häusler Contemporary Zürich ist nun die neue und einzige Vertretung des Künstlers in der Schweiz. Seine Werke wurden bereits in zahlreichen namhaften Museen und Galerien weltweit ausgestellt, zuletzt 2012 in einer umfangreichen Retrospektive im Kunstmuseum Bonn. Sie sind Teil von bedeutenden Sammlungen wie jener des Guggenheim Museum und des Metropolitan Museum of Art, New York, des Museum of Contemporary Art, San Diego, Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz und Kunstmuseum St.Gallen.