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Das Museum Kurhaus Kleve richtet die erste museale Einzelpräsentation in Deutschland des Londoner Künstlers David Thorpe aus. Im Zentrum der Ausstellung stehen zwei Raum greifende Installationen, von denen eine eigens für diesen Anlass geschaffen wurde. Darüber hinaus werden ausgewählte Hauptwerke der Jahre 1999 bis 2007 gezeigt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den delikaten Collagen aus Papier und anderen (Natur-) Materialien, mit denen der Künstler international bekannt wurde. Sie werden ergänzt durch Aquarelle und Zeichnungen sowie Skulpturen und kleinere installative Arbeiten. David Thorpe, geboren 1972 in London, hat in den letzten Jahren Aufsehen erregt durch ein Werk, das gleichermaßen handwerklich wie intellektuell anspruchsvoll ist.

Seine Arbeit kreist um Vorstellungen von Freiheit und Unabhängigkeit, handelt von utopischen Konzepten und ihrem Scheitern. Ihre Referenzen sind weit gestreut, reichen von der Kunst der europäischen Romantik und der amerikanischen Pioniermalerei über die Arts-and-Crafts-Bewegung bis zu den Visionen der Klassischen Moderne und schließen u. a. auch die Utopien von Sekten, religiösen Eiferern und Lebensreformbewegungen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart mit ein.

Mit seinen minutiös gearbeiteten Collagen, Skulpturen und Installationen entwirft David Thorpe Parallelwelten von betörender Schönheit. Seine Bilder zeigen wilde Bergwelten, in denen sich festungsartige Gebäude rätselhafter Bruderschaften erheben, während der Mensch auf die Größe einer Stecknadel geschrumpft zu sein scheint. Sonderbare skulpturale Objekte mit ornamentierten Oberflächen, die an Raketen erinnern, ragen spitz auf schlichten Holzsockeln auf, und fragile Konstruktionen aus Holz und Glas – Zwitter, so scheint es, zwischen UFO und modernistischem Glashaus – tasten sich vorsichtig in den Raum vor, beide nicht selten gleichsam geschützt durch ebenfalls aus Holz und Glas gefertigte Wandschirme.

Sind alle diese Arbeiten einerseits aufgrund der verwendeten Materialien der Inbegriff des Verletzlichen und Zerbrechlichen, so stellen sie andererseits eine enorme Herausforderung für jeden dar, der sich ihnen nähern will – physisch wie geistig. Denn sie umgibt nicht nur die Aura des Fremden und Hermetischen, sie können auch geradezu bedrohlich wirken.

In besonderem Maße gilt das für „The Defeated Life Restored“, eine der beiden großen Installationen, die im Museum Kurhaus Kleve zu sehen sind. Mit Hilfe von Wandschirmen definiert diese Arbeit einen Raum mit eigenen Gesetzen, den man nur durch zwei schmale Öffnungen betreten kann. In ihrem Inneren begegnet der Besucher drei sternförmigen Skulpturen, deren Oberflächen über und über mit kleinteiligen Kacheln bedeckt sind, sowie einer Serie großformatiger Pflanzenaquarelle. Diese Pflanzen sind in den Details verblüffend realistisch gemalt, spotten in ihrer Morphologie aber allen Gesetzen der Natur.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.