press release only in german

David Willen löst sich von der rein dokumentierenden Sichtweise auf die Dinge. Seine präzise, sachliche Fotografie schliesst zunehmend sein subjektives Empfinden angesichts der abgelichteten Objekte mit ein. So erlangen die „Früchte“ seines Schaffens eine kaum zu übertreffende Klarheit und gewinnen zuweilen eine fast magische Präsenz. Überlebensgross und vor einem schwarzen Hintergrund dramatisch ausgeleuchtet, wirken die Artefakte aus fernen Ländern verstörend lebendig. Sein ästhetischer Blick löst die kunstvoll erstellten Figuren, Masken und ausgestopften Tiere aus ihrem kulturellen Kontext. Die geheimnisvolle Inszenierung verweist indes auf deren einstmals „exotische“ Herkunft zurück und lässt ein ironisches Augenzwinkern des Künstler vernehmen.

Willen wirft einen Blick hinter die Kulissen und erschliesst mit seinem jüngsten Fotoprojekt den Bestand eines Depots konfiszierter Kulturgüter. Einer wissenschaftlichen Bestandesaufnahme gleich gruppiert er die Gegenstände, die von anonymer Hand zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Ländern hergestellt wurden, entsprechend ihren äusseren Merkmalen. Die Aufzeichnung erfolgt dabei frontal oder - falls die Figuren keine Hauptansicht aufweisen - aus dem Blickwinkel, der ihren Charakter am vollständigsten vermittelt. Die Verwendung eines Ringblitzes, der keine Schatten wirft, und der schwarze Hintergrund bringen die Formen und Details optimal zur Geltung. Die starke Unterbelichtung verrät indes, dass Willen nicht eine möglichst objektive und systematische Erfassung der Gegenstände anstrebt. Losgelöst vom bloss protokollierenden Blick sucht er das Wesenhafte des jeweiligen Objekts einzufangen. Die starke Vergrösserung der Bilder betont dieses Anliegen. Die Fotografien der erotischen Figuren, die in Wirklichkeit kaum grösser als fünf Zentimeter hoch sind, belegen dies eindrücklich.

Mit seiner überdimensionierten und unterbelichteten Darstellungsweise inszeniert Willen das Fremde gleichsam als das „Exotische“. In vollem Bewusstsein, dass die „verbotenen Früchte“ in uns wohl kaum weder Scham noch Furcht wecken, hält er die Anziehungskraft, die vom Fremdländischen ausgehen kann, in seinen Fotografien fest. Willens Werke erreichen eine auf die Essenz reduzierte Verkörperung des gewählten Bildmotivs und seine Trouvaillen beeindrucken durch ihre enigmatische Ausstrahlung.

Für seine „Verbotenen Früchte“ hat David Willen einen Förderpreis der Kunstmesse in Köln erhalten, und die Galerie Bob Gysin freut sich, dieses Projekt dem Zürcher Kunstpublikum vorzustellen. Die „Verbotenen Früchte“ bilden gegenüber den beiden Serien „Fluchten“ und „Donau“ einen neuen Brennpunkt im künstlerischen Schaffen von David Willen.

Ruth Littman Leiterin Galerie Bob Gysin

Pressetext

only in german

David Willen: Verbotene Früchte