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Aus einer großen Anzahl von Bewerbern wurden Robert Barta, Alexander Laner und Oliver Westerbarkey als „Debutanten 2006“ ausgewählt. Die Ausstellungskommission der GALERIE DER KÜNSTLER orientierte sich bei ihrer Entscheidung ausschließlich an der Qualität der einge-reichten Arbeiten. Ob installativ oder konzeptuell arbeitend, eine kritisch-ironische Haltung ein-nehmend oder die erzählerische Dimension von Kunst hinterfragend – auch im Jahr 2006 werden wieder drei vielversprechende und förderungswürdige junge Künstler einer größeren Öffentlich-keit vorgestellt. Als Debutanten erhalten sie je einen Einzelkatalog, der vom Bayerischen Staats-ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie durch die LfA Förderbank Bayern fi-nanziert wird. Die seit 1981 durchgeführte Ausstellungsreihe ist fester Bestandteil des Programms der GALERIE DER KÜNSTLER und erzielt weit über München hinaus große Auf-merksamkeit.

Robert Barta * 1975 in Prag; 1998-2005 Studium der Bildhauerei und Diplom an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Ben Willikens; 2002-2003 MFA, San Francisco Art Institute bei Prof. Paul Kos; 2000-2004 Cusanuswerk Bonn, Stipendium; 2000 Munich-Nantes, Kunstbunker Tumulka, München; 2001 Projekt Zentral, München; 2002 right on time, Dommuseum Frankfurt/Main; 2003 Willkommen, Kunstverein Schorndorf; Diego Rivera Gallery, San Francisco; 2004 Space Camp, Prag; 2005 Dimensions of Space, Columbus Art Foundation, Ravensburg; Mobil, Kloster Weltenburg, Kelheim; 2006 Biergarten, Laden Kunstraum, Düsseldorf; Galerie Rüdiger Schöttle, Mün-chen; CAPRI, HartwareMedien Kunstverein, Dortmund; Lieber Friedrich, Kunstverein Kassel, Fridericianum, Kas-sel; Haunted exhibition, Disjecta, Portland; Narcity (curated by Marcus Graf), Istanbul. Wie ein Forscher setzt Robert Barta Kunst als Instrument der Analyse seiner unmittelbaren Um-gebung ein und reflektiert die Gesellschaft durch die ihr eigenen Mittel. Jedoch nicht die neue, bessere Welt ist das Ziel, vielmehr soll Misstrauen gegenüber dem bereits Erfahrenen, Erfunde-nen und Erkannten hervorgerufen werden. Dabei entstehen Objekte, die in ihrer Form und Größe vom Original oft kaum zu unterscheiden sind, deren Funktion jedoch verkehrt oder entwertet wur-de. Durch seine Beobachtungen enttarnt Robert Barta unseren oftmals nicht hinterfragten und daher absolut geglaubten Alltag. Bestehende Erfindungen werden nicht als unangreifbare Set-zungen, sondern als permanent zu hinterfragende Denkansätze betrachtet. So wird beispielswei-se die ursprüngliche Idee einer Leiter mit der Arbeit "Rolltreppe" in Zweifel gezogen, jedoch nicht unbedingt als bessere, nützlichere Alternative hingestellt. Die Version der Leiter, deren Sprossen sich bei Annäherung des Betrachters plötzlich automatisch wie bei einer Rolltreppe in Bewegung setzen, wird vielmehr zu einer Anspielung auf unsere oft nicht wirklich fortschrittliche Entwicklung und Automatisierung. Diese Beobachtung wird in seiner jüngsten Arbeit, „time traveller machine“, durch die Relativierung von Zeit und Bewegung auf die Spitze getrieben. Nicht nur die Erwar-tungshaltung des Betrachters wird bewusst unterlaufen, auch scheinbar unumstößliche Gewiss-heiten und Ordnungssysteme werden umgeworfen. Bei „looserpodest“ stellt Barta die klassische Siegertreppe auf den Kopf und konstruiert ein Podest für die unten stehenden Verlierer, während die Sieger in der Versenkung verschwinden. Durch diese ihrer ursprünglichen Idee beraubten Dinge wird das Wertgefüge unserer rational geprägten Gesellschaft in Frage gestellt. Robert Bar-ta vermag es, uns mit subtilen Eingriffen die Absurditäten des Alltags vor Augen zu führen, die in ihrer Dechiffrierung einer gewissen Poesie nicht entbehren.

Alexander Laner *1974 in München; 1997-2004 Studium der Bildhauerei und Diplom an der Akademie der Bildenden Künste Mün-chen bei Prof. Olaf Metzel; 2003 Meisterschüler bei Prof. Olaf Metzel; 2004 Lothar-Späth-Preis; Villa-Romana-Preis, Florenz; 2005 Förderpreis der Landeshauptstadt München; 1998-2000 Café Helga, München; 1999 Schöp-fung, Diözesanmuseum Freising; ab 1999 Galerie Goldankauf, kuratorische Tätigkeit bis 2002; 2000 Left a good job in the city, CARE OF, Mailand; 2000 Helga und Goldankauf, Kunstraum München; 2002 Oltre il giardino, Ri-mini; 2004 Love it or Leave it, Cetinje-Biennale V, Monte Negro; Villa Romana Preisträger, Von der Heydt-Museum, Wuppertal; 2005 Rote Zelle, München; Neue Heimat, Rathausgalerie, München; Förderpreise, Lothrin-gerhalle 13, München; Say no production, Galerie Klüser 2, München; 2006 YBA, Gagosian Gallery, Berlin Bien-nale, Berlin; Serve and Volley, Häusler Contemporary, München; Revolver Galerie Düsseldorf. Alexander Laners bildhauerischen Aktionen liegt meist ein konzeptueller, vergänglicher Aspekt zugrunde. So engagierte er für die Ausführung der Idee zu seiner Diplomarbeit GASGAS im Jahr 2004 den amtierenden Weltmeister im Stuntriding, Christian Pfeiffer. Dieser hinterließ mit den Reifen seines Motorrads verschlungene Lineaturen auf dem Fußboden der Akademie. Ergebnis war eine Zeichnung der besonderen Art: Sichtbar blieben von der Aktion allein der Abrieb der Reifen auf dem Holzboden, die Spuren des Motorrads, die sich langsam wieder abtrugen. Ein Jahr zuvor entstand die bislang aufwändigste Arbeit des Künstlers. Bunte Frachtcontainer wurden am Riemer Containerbahnhof kurzfristig als Nachbau der Münchner Akademie der Bildenden Künste gestapelt – eine spektakuläre Großskulptur, die Laner selbst in der Tradition der klassi-schen Bildhauerei sieht, die jedoch nur als fotografisches Bild weiter Bestand hat. Fasziniert ist er auch von Alltagsobjekten, die er zu funktionstüchtigen Maschinen umrüstet. In seinen neueren Arbeiten perfektioniert er bis zur Absurdität mechanische Abläufe. Ein Plattenspieler aus einem umgebauten Mercedes-6-Zylindermotor spielt auf verschlungenen Wegen zwischen geräuschvol-lem Motorenlärm und Abgasen Klaviermusik von Chopin. Allein mit Benzin wird der Plattenspieler betrieben. Ein ähnliches Prinzip herrscht bei einem umgefallenen Rennrad vor: Eine versteckte Batterie treibt die mit einem Tonarm versehene Kettenschaltung an und gibt auf scheinbar magi-sche Weise eine Schallplattenaufnahme mit Maria Callas in „La Traviata“ zum Besten – es sind Fragmente des mechanischen Zeitalters und der Nostalgie, die in einem phantastischen Missver-hältnis von Aufwand und Ergebnis zusammengefügt sind. Alexander Laner gibt uns mit seinen poetischen Transformationen von industriell gefertigten Produkten in skulpturale Installationen Einblicke in eine Welt mit überraschenden und absurden Zusammenhängen.

Oliver Westerbarkey *1969 in Konstanz; 1998-2002 Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Norbert Prangenberg; 2002-2005 Meisterschüler; 2003 Mahag Akademiepreis; 2005 Diplom; 2000 gestran-det, Odeonsplatz, München; 2002 Teilnahme Förderpreis junge Kunst, Saar Ferngas, Ludwigshafen; Schlucht, Akademiegalerie, München; 2003 Bilder im Fluss, Kunstverein Würzburg; 2004 Perry Ferrie, Studio Arndt, Mün-chen; polish your image, Kunsträume, Kempten; 2005 Bücher/neue Bücher, Agentur für bildschöne Bücher, Berlin. Ausgangspunkt für die Arbeiten von Oliver Westerbarkey ist die Wahrnehmung der sichtbaren Realität, die er durch gezielte Eingriffe irritiert. Besonders das Informationsmedium Buch dient ihm dabei als Objekt seiner Begierde. Die Auflagenobjekte werden durch ihre raffinierte Bearbei-tung zu Unikaten, die – für das öffentliche Blättern viel zu filigran – in Vitrinen gezeigt werden. Mit dem Schneidemesser entfernt er beispielsweise von jeder Seite eines aktuellen Kunstkompendi-ums so viel, bis nur noch die Künstlernamen stehen bleiben. Zwangsläufig werden die Künstler-auswahl der Herausgeber und die Mechanismen des Kunstbetriebs auf diese Weise in Frage gestellt. Durch das Entfernen von Text- und Abbildungsteilen und die entstehenden Leerstellen „seziert“ er das Referenzsystem Kunst. Bücher verwandeln sich in fragile Objekte, deren ur-sprüngliche Funktion der Vermittlung von Information neuer Betrachtung unterzogen wird. Nicht um das Auslöschen des Inhalts geht es dem Künstler, vielmehr werden bestehende Realitäten aufgebrochen, um anhand des skelettierten Buchraums eigene Lesarten zu eröffnen. Auch in reale Räume greift Westerbarkey ein und verunklärt durch die Übermalung von Raumteilen und Gegenständen optische Information. Die verschiedenen Bildebenen von Realraum, Installation und Malerei fixiert er mittels Video oder Fotografie. Durch die mediale Vermischung verschmel-zen Realität und Fiktion und werden zu Bildern, die durch Irritationen der vorgegaukelten Illusion ein genaueres Hinsehen provozieren. Dabei geht es um Wechselspiele und Widersprüche zwi-schen Wirklichkeit und Illusion und um die Frage, welche Rolle die Wahrnehmung dabei spielt.

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Robert Barta, Alexander Laner, Oliver Westerbarkey