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DEKALOG – Ein Assoziationsraum VIII

Ein Ausstellungsprojekt von Eugen Blume, Matthias Flügge, Frizzi Krella und Mark Lammert in der Guardini Galerie

DAS ACHTE GEBOT:
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.

Wider deinen Nächsten gewinnt heute eine umfassende Bedeutung, der Nächste, das ist der Mensch schlechthin und noch darüber hinaus die Natur. Doch den Menschen entschuldigen fällt schwer angesichts seiner folgenschweren Handlungen wider die Natur und wider seinen Nächsten, ein Kreislauf, ein circulus vitiosus scheint alles zum schlechten zu kehren. Die Ökonomisierung aller Verhältnisse fördert die berechnende Lüge, die in der Werbung ihren primitiven Ausdruck findet. Welchen Ruf hören wir, könnte man fragen, der noch verdorben werden könnte. Und wer sollte hier entschuldigen können?

Die Wissenschaft hat sich auf das neue Zeitalter, das Anthropozän (das menschlich gemachte Neue) verständigt, jene geochronologische irdische Epoche, in der der Einfluss des Menschen geologisch ablesbar wird. Die Frage, wann dieses Zeitalter beginnt, beantworten nun die Wissenschaftler mit der Mitte des 20.Jahrhunderts und meinen nicht etwa den Zweiten Weltkrieg oder Auschwitz, sondern die Ablagerung von radioaktiver Strahlung durch die über-und unterirdischen Atomtests. Nie ist der Nächste, der Mensch durch Menschen übler belogen wurden als in der Verharmlosung dieser nicht beherrschbaren Technologie.
Am Horizont zeigen sich unverschämte Lügner und bewerben sich um die höchsten Ämter im Staate. Sie reden offen wider ihre Nächsten und legen falsches Zeugnis ab. Die Zustimmung aus dem Wahlvolk ist nicht unerheblich.

Die perfekte Kopie, einst in der chinesischen Kultur eine Hommage an das Original, ist längst zur billigen Massenproduktion verkommen. Der Tourismus als ein Versprechen an das Fernweh hat eine moderne Sklaverei initiiert. Falsche Zeugnisse sind an der Tagesordnung, die Werbung befeuert mit falschen Losungen die Konsumsucht. Das achte Gebot ist außer Kraft gesetzt, wo immer man kritisch seine Existenz befragt.

Gezeigt werden unter anderem Arbeiten von Joseph Beuys, Albrecht Dürer, Volker Henze, Victor Klemperer, Alain Resnais, Theodor Rosenhauer, Zoran Solomun & Bladimir Blazevsk, Louis Vuitton, Billy Wilder.

Gemeinsamer Beitrag der Guardini Stiftung und der Stiftung St. Matthäus zum Reformationsjubiläum 2017
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages