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Mit Demokratie üben, dem ersten Ausstellungsprojekt im Jubiläumsjahr zum 175-jährigen Bestehen des Westfälischen Kunstvereins, wird grundsätzlich nach den Möglichkeiten und Grenzen der Verbindung von zeitgenössischer Kunst und demokratischen Prozessen gefragt. Im Spannungsfeld von Eventstrategien im Kunstbereich auf der einen, und einem komplexen Inhalten entwöhnten Publikum auf der anderen Seite, fragt das Projekt nach der Eigenart der Kunstvereinsarbeit. Wie kann echte Teilnahme entstehen und trotzdem ästhetische Qualität vermittelt werden? Muss sich die Kunst in Vermittlung aufheben? Oder ist sie gerade gefordert, alternative Welten entstehen zu lassen, die mit Tagespolitik unvereinbar sind?

Diesen Fragen wird auf verschiedene Weise begegnet. Die Ansätze der eingeladenen Künstler und Künstlerinnen bewegen sich von den Wiederaufführungen von Musikvideos mit einer Jugendgruppe bei Maria Pask über ein Informationsprojekt zur Schutzehe bei Silke Wagner bis zum gemeinsamen Lesen und Diskutieren von brisanten Texten bei Rainer Ganahl. Die Künstlergruppe finger (Martin Brandt, Florian Haas und Claudia Hummel) hat ihrerseits mit dem Wettbewerb evolutionäre zellen, der in einer Zusammenfassung präsentiert wird, jede und jeden aufgerufen, Projekte vorzuschlagen, die aus Eigeninitiative Gesellschaftsimpulse entstehen lassen können. Kai Schiemenz, der bereits für die Ausstellung SFX-Spontane Öffentlichkeiten im letzten Jahr eine Arena als Aktionsfeld aufgebaut hat, entwirft für diese Präsentation eine benutzbare Plattform, die über das Gebrauchsobjekt hinaus auf die Bedeutung von architektonischen Formen für gesellschaftliche Prozesse verweist.

Neben den Arbeiten der Bildenden Künstler soll eine Ausstellung in der Ausstellung entstehen. Der einzige basisdemokratisch geführte Kunstverein in Deutschland, die NGBK in Berlin, soll hier als Modell fungieren: Innerhalb des Projekts wird es eine Ausstellung geben, die von einer Gruppe interessierter Mitglieder des Westfälischen Kunstvereins organisiert wird.

Mit den Plakaten von Klaus Staeck wird darüber hinaus die Fragestellung in der Geschichte des Kunstvereins verankert. 1977 sagte der damalige Vorstand eine Ausstellung mit diesen Plakaten mit der Begründung ab, nicht parteipolitisch aktiv sein zu wollen. Die heutige Präsentation dieser Plakate fragt erneut nach der Brisanz und nach den Möglichkeiten und Grenzen eines Kunstvereins im Verhältnis zu politischer Kunst. Der Dialog bei der Finissage am 5. März zwischen Klaus Staeck und Herbert Molderings, dem damaligen Geschäftsführer des Westfälischen Kunstvereins, wird das Spannungsfeld von gesellschaftlichem Engagement, Kunst und Öffentlichkeit unter heutigen Vorzeichen diskutieren.

Zu Demokratie üben erscheint eine Publikation mit der Dokumentation des Ausstellungsprojekts sowie grundlegenden Texten zu demokratischen Prozessen.

Mit Unterstützung der Stiftung Kunstfonds Bonn.

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Demokratie üben

mit finger  (Martin Brandt, Florian Haas, Claudia Hummel), Rainer Ganahl, Maria Pask, Kai Schiemenz, Klaus Staeck, Silke Wagner