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Unter dem Titel „Try to describe the colour of pure (still) water, my dear“ zeigt der Badische Kunstverein die erste umfangreiche Werkpräsentation von Denisa Lehocká und Boris Ondreička in Deutschland. Mit der Ausstellung der beiden slowakischen Künstler stellt der Kunstverein zwei sehr unterschiedliche künstlerische Ansätze vor und konfrontiert die skulpturalen und materialorientierten Verfahrensweisen von Lehocká mit den text- und soundbasierten Strategien von Ondreička.

Ausgehend von einer alltäglichen Praxis der zeichnerischen Notation entwickelt und erweitert Denisa Lehocká das traditionelle Vokabular der Skulptur aus einer genuin bildhauerischen Haltung heraus. In fragilem Gleichgewicht kombinieren ihre Installationen natürliche Strukturen wie Äste oder Steine mit Gegenständen des täglichen Gebrauchs wie auch zeichnerischen Elementen und skulpturalen Objekten. Denisa Lehocká überführt die Welt der Dinge in ein komplexes System räumlicher Relationen, das die einzelnen Bestandteile für einen Moment an der Schwelle zwischen Formwerdung und ihrer Auflösung festzuhalten scheint. Zugleich bestehen Lehockás Anordnungen als physische Spuren eines kontinuierlichen Prozesses persönlicher Aufzeichnungen, als individuelle Netzwerke materieller Erinnerungen und Spekulationen, die narrativ strukturiert sind, ohne jedoch konkrete Geschichten zu erzählen.

Im Gegensatz zu Lehockás material- und prozessorientiertem Ansatz verfolgt der Musiker, Autor und Künstler Boris Ondreička mit seinen Arbeiten eine Strategie der Post-Produktion, die sich entlang der Grenzen zwischen Sprache, Sound und Visualität bewegt: Konkrete Materialien stellen für ihn nur eine unter vielen weiteren Möglichkeiten dar, seine Konzepte und Ideen zu realisieren. Boris Ondreičkas Werke sind situationsgebundene Eingriffe, die sowohl akustisch und textuell, performativ wie auch visuell oder physisch auf vorgefundene Konstellationen reagieren und diese semantisch verschieben. Es ist eine Politik und Poesie der Intervention, die in ihrer Direktheit und Unmittelbarkeit zweifellos in der Tradition des Punk steht, in der reflektierten Streuung ihrer Mittel und Verweissysteme aber genauso an die musikalischen und literarischen Sprachen des Pop anknüpft.

Trotz des äußerst unterschiedlichen Charakters ihrer künstlerischen Positionen haben Denisa Lehocká und Boris Ondreička seit Mitte der 1990er Jahre immer wieder gemeinsame Ausstellungsprojekte realisiert und so über die Zeit eine sehr spezifische Form des künstlerischen Dialogs entwickelt, in dem sich die Grenzen ihrer jeweiligen Werke weder verwischen noch aufheben, sondern vielmehr in einer ausdauernden Praxis der gegenseitigen Kommentierung immer wieder aufs Neue konstituieren.