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Der absolute Tanz - Tänzerinnen der Weimarer Republik
25. April – 29. August 2021

Mit expressiven Bewegungen, extravaganten Erscheinungsbildern und expliziten Vorstellungen von der eigenen Rolle in einer sich rasant wandelnden Welt sprengten Tänzerinnen wie Claire Bauroff, Celly de Rheidt, Anita Berber und Vera Skoronel in 1920er-Jahren die gesellschaftlichen Konventionen und Klischees ihrer Zeit. Sich traditionellen Erwartungshaltungen vehement wiedersetzend zogen sie als Pionierinnen eines radikal neuen Selbstverständnisses Blicke auf sich, machten mit exzentrischen Rollen in Avantgardestücken von sich Reden und experimentierten mit Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Mimik, Tanz, Sprache und Laut.

Das neu eingeführte Frauenwahlrecht der frühen Weimarer Demokratie führte allgemein zu mehr Souveränität unter den Frauen, die Zulassung weiblicher Sportlerinnen zur Olympiade zu mehr Freizügigkeit in der Mode – und bald auch im Alltag zu mehr nackter Haut. Während immer mehr Weimarer Bürgerinnen von den Möglichkeiten Gebrauch machten, die vorangegangenen Generationen von Frauen verwehrt geblieben waren, wurden gerade die Tänzerinnen dieser Ära zu Ikonen jenes modernen Körper- und Selbstbewusstseins, das neben der Gesellschaft im Großen und Ganzen auch die bildende Kunst prägen sollte.

Im Berlin der 1920er-Jahre revolutionierte die fruchtbare Verbindung von Tanz und Skulptur das Verhältnis von Raum, Zeit und Form. Mit der Ausstellung »Der absolute Tanz« spürt das Georg Kolbe Museum diesen weit ausstrahlenden Neuerungen nach, die auch im Werk seines Stifters eine Schlüsselrolle einnehmen. Im Fokus der Schau, die dem Dialog zwischen den Disziplinen nachspürt und ihn dabei gezielt wiederbelebt, stehen zwölf herausragende Berliner Tänzerinnen der Weimarer Republik: Charlotte Bara, Tatjana Barbakoff, Claire Bauroff, Anita Berber, Olga Desmond, Hertha Feist, Valeska Gert, Jo Mihaly, Celly de Rheidt, Oda Schottmüller, Vera Skoronel und Berthe Trümpy. Sie alle bereicherten den modernen Tanz durch Aspekte des Skulpturalen und die Bildhauerei durch ihre körperliche Energie und Präsenz.

Eine Vielzahl an Zeitdokumenten, Filmen, Fotografien, Skizzen und Skulpturen zeichnen die Lebenswege der Protagonistinnen nach und schaffen neue Zugänge zu ihren einflussreichen, raumplastischen Konzepten. Zugleich wird ihr Wirken mit zeitgenössischen Perspektiven und künstlerischen Positionen in Bezug gesetzt. So wird die Ausstellung von einer textilen Installation Ulla von Brandenburgs eröffnet, welche eigens für Kolbes großes Atelier konzipiert wurde. Einen weiteren Bogen zur Gegenwart spannt eine Performance im Museumsgarten sowie von Brandenburgs neuer Film »Blaue und Gelbe Schatten«, mit dem die Künstlerin ihre Auseinandersetzung mit dem Zusammenspiel von Körper, Stofflichkeit und Farbe fortsetzt. Im Zuge der Ausstellung wird auch das SCULPTURE Festival weitergeführt, dessen Auftaktveranstaltung bereits im September 2020 im Georg Kolbe Museum stattfand.