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Der Begriff „Soziographie“ stellt den thematischen Überbau für das Jahresprogramm 2004/2005 des Kunstraum Innsbruck dar. Im soziologischen Sprachgebrauch wird dieser Begriff für einen bestimmten gesellschaftlichen Zustand unter Berücksichtigung spezifischer zeitlicher wie geographischer Parameter angewandt. Wie geht die Mehrheitsgesellschaft eines Staates mit den auf seinem Gebiet lebenden „fremden Kulturen“ um, und wird sie als Bedrohung, als Störfaktor, oder als Bereicherung wahrgenommen? Umgekehrt gefragt: Wie setzen Minderheiten ihre kulturelle Differenz ein, um sich auf der globalen Ebene Gehör zu verschaffen und ihre eigenen Interessen durchzusetzen?

Anlässlich dieser Ausstellungsreihe zeigt der Kunstraum Innsbruck EMILY JACIR (USA/Palästina) - geboren 1970, lebt und arbeitet in Ramallah und New York.

Seit Beginn der zionistischen Einwanderung in den Nahen Osten Ende des 19. Jahrhunderts, spätestens aber seit Gründung des Staates Israel, verbindet die beiden Volksgruppen Israeli und Palästinenser eine zumeist leidvolle Geschichte. Nirgendwo sonst auf der Welt beeinflussen sich zwei Ethnien sowohl physisch wie psychisch in ihrem Alltag derart tiefgreifend. Die Politik jeder Seite orientiert sich stärker an nationalen Mythen und Interessen einzelner Gruppen als am Wohlergehen der meisten israelischen und palästinensischen Bürger.

Im Schaffenszentrum der palästinensisch-amerikanischen Künstlerin Emily Jacir stehen die Reflexion über die Identitäten arabischer Völker und der Angehörigen der arabischen Diaspora im Westen sowie die kritische Auseinandersetzung mit Rassismus, Geschlechterrollen, Geschichte, aktuellen politischen Konflikten. Das Thema des Exils, der begrenzten Mobilität ist ein zentrales Motiv in ihren Arbeiten.

Im Kunstraum Innsbruck zeigt Emily Jacir die Neuproduktion accumulations, bestehend aus Objekten, Zeichnungen und Videos.

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