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Am 1. März 2013, um 19 Uhr eröffnet die Städtische Galerie Nordhorn die Ausstellung DER ZWEITE BLICK mit Gemälden, Fotografien und Installationen von sieben internationalen Künstlerinnen und Künstlern in einer feinsinnig aufeinander abgestimmten Inszenierung, die eine Vielfalt von Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen eröffnet. Die Ausstellung dauert bis zum 5. Mai 2013. Zu sehen sind Werke von der schwedischen Künstlerin Cecilia Edefalk (1954), Carsten Fock (1968, lebt in Berlin), Schirin Kretschmann (1980, lebt in Berlin), Matts Leiderstam (1956, lebt in Stockholm), Fabian Marcaccio (1963, lebt in New York), Platino (1948, lebt in Stuttgart) und Cornelia Renz (*1966, lebt in Berlin).

Schwerpunkt der Ausstellung bildet Malerei – die allerdings Vorstellungen vom klassischen Gemälde hinterfragt und erweitert. Die Ausstellung präsentiert sich in einer ästhetischen Opulenz, die allumfassend ist: Sie zeigt sich zum Beispiel in der unmittelbaren Präsenz einzelner Werke, ihrer räumlichen Expansion, der Vielfalt von Details, die es darin zu entdecken gibt oder der Doppelung, Variation und Reflexion eines sich wiederholenden Motivs – aber auch in der Auflösung von Grenzen zwischen dem Prozess der Herstellung einerseits und der Wahrnehmung der ausgestellten Werke andererseits.

Schirin Kretschmann entwickelt beispielsweise eine Farbintervention, die den gesamten Boden einnimmt. Die malerische Geste wird der Besucher betreten 'müssen', um die Ausstellung überhaupt erleben zu können. Er wird somit Teil des Bildes. Carsten Fock entwirft eine opulent gestische Wandmalerei, die als Träger für eine Reihe gerahmter Zeichnungen dient, in denen eigene Geschichte, politische Fragen und Zitate aus der Kunstgeschichte miteinander verwoben sind. Cecilia Edefalk projiziert eine Diaabbildung eines gemalten Bildes auf eben jenes Gemälde und stellt sich somit mit Leichtigkeit Fragen von Bild und Abbild sowie Original und Reproduktion. Gänzlich auf das Original verzichtet Matts Leiderstam, der in seinen Fotografien aus der Serie „After Image“ Details aus historischen Gemälden mithilfe von diversen Lupen hervorhebt und somit unseren Blick umlenkt. Die Hinterfragung der uns umgebenden Bildwelten spielt in den collagenhaften großformatigen Zeichnungen von Cornelia Renz eine zentrale Rolle. Ob die Ästhetik medizinisch-wissenschaftlicher Zeichenbücher oder popkulturelle Referenzen - alle Figuren gehen eine bewusste Beziehung ein und verdeutlichen über Jahrhunderte entwickelte Machtstrukturen im Handeln wie im Sehen und somit auch in der verwendeten Ästhetik. Der argentinische Künstler Fabian Marcaccio betitelt seine Arbeit „Environmental Paintant“, eine Wortschöpfung aus Painting und Mutant. Und so ‚entwickelt‘ sich die Malerei im wahrsten Sinne des Wortes weg von der Wand und hin zu einem Zelt. Platinos Fotografien zeigen aus ungewöhnlichen Perspektiven Ausschnitte seiner sogenannten SPACES. Der SPACE 3 in Stuttgart ist als Gesamtkunstwerk zu verstehen, in und an dem Platino lebt und arbeitet und in dem die Grenzen zwischen den Medien Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation und Architektur fließend sind. In den stark reflektierenden Oberflächen der Fotografien spiegeln sich die Betrachter und der sie umgebende Raum derart, dass sich die Grenzen zwischen Raum und gespiegeltem Raum aufzulösen scheinen. Gleichzeitig wird der Betrachter wiederum Teil des Bildes, das er anschaut.

DER ZWEITE BLICK öffnet den Blick für eine Vielzahl von Sichtweisen und Methoden: Das Distanzieren, Fokussieren, die Überlagerung von Bildmotiven, die Bearbeitung bildhistorischer Positionen bis hin zur Nichtdokumentation des eigenen Lebenswerkes als Bild.

Kuratiert wurde DER ZWEITE BLICK von dem Künstler und Kurator Tilo Schulz (*1972, lebt in Berlin) und Veronika Olbrich, Leiterin der Städtischen Galerie Nordhorn. Tilo Schulz erhielt den Kunstpreis der Stadt Nordhorn 2009 und war mit umfangreichen internationalen Einzelausstellungen zu sehen; u. a. in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, der Secession in Wien, der Blackwood Gallery in Mississauga/Toronto und dem ICA in Dunaujvaros. Er kuratierte unter anderem die Ausstellung „squatting. erinnern, vergessen, besetzen“ (zusammen mit Jörg van den Berg) in der Temporären Kunsthalle 2010 in Berlin, Reduction & Suspense (zusammen mit Eva Kraus) im Magazin4 2009 in Bregenz und e.w.e. – exhibition without exhibition zwischen 1997 und 2001. Die Ausstellung DER ZWEITE BLICK eröffnet das Jahresprogramm der Städtischen Galerie Nordhorn, das 2013 unter dem Motto „Von der Ordnung der Dinge“ steht. DER ZWEITE BLICK bricht mit Vorstellungen von einer Ordnung, in der es nur Künstler und Betrachter gibt. Dauer der Ausstellung: 2. März bis 5. Mai 2013.

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DER ZWEITE BLICK
Kuratoren: Tilo Schulz, Veronika Olbrich

Künstler: Cecilia Edefalk, Carsten Fock, Schirin Kretschmann, Matts Leiderstam, Fabian Marcaccio, Platino , Cornelia Renz