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Kunstwerke haben die Eigenschaft, über ihre konkrete Darstellung hinaus auf etwas nicht unmittelbar Sichtbares zu verweisen, auf Zustände oder Gefühle, die nur schwer in Worte und Bilder zu fassen sind. Oft erfolgt die Annäherung an diese Themen so subtil, dass sie nur in der Gegenüberstellung mit anderen Kunstwerken deutlich zutage treten. Aber die Bezugnahme kann auch mehr oder weniger ausdrücklich geschehen, und die Zwischenwelten werden zum beherrschenden Motiv der Darstellung. Ein Beispiel dafür sind symbolistische Verfahrensweisen: So beschwört Gustave Moreau in seinen Bildern 34 Traumwelten, übersinnliche Wesen bevölkern die unbestimmbaren Zonen des Unterbewussten. Max Ernst 36, 46 und Hans Thoma 37 übersetzen stark stimmungsgeladene Situationen ins Bildhafte. Bereits hier spielt neben den menschlichen Gefühlswelten die den Menschen umgebende Natur eine grosse Rolle. Sie ist symbolischer Ort ebenso wie geheimnisvolle, vom Menschen nie vollständig zu erobernde Zone. Auch die Landschaften von Gustave Courbet 41 und Paul Guigou 40 beschwören mit dem Motiv der Quelle das Mysteriöse und Überwirkliche dieser besonderen Orte in der Natur. Arnold Böcklin dagegen malt mit dem "Kampf auf der Brücke" 45 ein Schlachtenbild, das jedoch in diesem Falle keine Anbindung an ein historisches Ereignis hat, sondern ein Lebensgefühl versinnbildlicht.

In anderen Werken spielt das Bild der Frau eine grosse Rolle. Beschwört Ulrike Rosenbach 38 in ihrer Beschäftigung mit dem Mythos der Medusa die Stärken der Frau aus feministischer Sicht, zeugt die "Frau in Weiss" von Max Slevogt 39 von der idealisierenden Sicht des Mannes auf die (unerreichbare) Frau. Die "Lesende" von Karl Schmidt-Rottluff 48 hingegen thematisiert weniger die Geschlechterrollen als eine Tätigkeit, die den Menschen selbst in ein Zwischenreich versetzt, ein Reich, dessen Grenzen einerseits in der Wirklichkeit des Alltags und andererseits in der Unendlichkeit der Imagination liegen. Auch die abstrakten Werke von Rütjer Rühle 44 weisen ein gewisses Mass an Symbolik auf, besonders mittels der ins Bild gesetzten Materialien. Das dynamische Raum- und Bewegungsgebilde in "Dichtung" ist Ausdruck einer intuitiven und zugleich denkenden Reflexion. Andrea Kehrer 31 greift diesen Faden in ihrer Beschäftigung mit Ornamentik wieder auf.

Friedemann Malsch Pressetext

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Dialog . ZWISCHENWELT

Werke von Max Ernst, Gustave Moreau, Hans Thoma, Gustave Courbet, Paul Guigou, Arnold Böcklin, Ulrike Rosenbach, Max Slevogt, Karl Schmidt-Rottluff, Rütjer Rühle, Andrea Kehrer, Giorgio De Chirico, Emil Nolde, Carl Spitzweg, Joseph Cornell, René Magritte, Paul Camille Guigou, u.a.